Speyer, Deutschland, kurz nach Mitternacht, eine schwüle Sommernacht, die Spülmaschine läuft im Hintergrund zu dem Lied „México lindo y querido“ von Jorge Negrete, welches aus den Lautsprechern meines Laptops schallt. Ich sitze in der Küche meines Elternhauses und schreibe den ersten Blogeintrag meines Lebens. Ironisch wie das Leben ist, trägt der Blog den Titel des vorher genannten Songs, „schönes und geliebtes Mexiko“.
Nun fragt sich manch einer vielleicht “Warum ironisch?” Nun ja, vor einer Stunde habe ich mir noch Gedanken über die Menschenrechtslage in Mexiko gemacht und jetzt sitze ich hier und finde keinen “besseren” Titel für meinen Blog als „México lindo y querido“.
Zum Verständnis meiner Verwirrung hier einen kurzen Einblick in meine vorherige Lektüre:
„In den vergangenen Jahren sind in Mexiko zahlreiche Zivilpersonen ermordet, misshandelt und gefoltert worden oder verschwunden. Hinter den Angriffen auf Leib und Leben stehen sowohl das organisierte Verbrechen oder lokale kriminelle Banden wie auch die Sicherheitskräfte (…) Die Atmosphäre von Gewalt und Straflosigkeit hält an, trotz einigen Bemühungen der Behörden, insbesondere auf rechtlicher Ebene, die Menschenrechtslage zu verbessern.“*
México lindo y querido, in 4 Tagen wirst du für die nächsten 10 Monate meine Heimat sein. Ich weiß, wie schön du bist. Ich kenne deinen Charme, die Herzlichkeit deines Volkes, die Musik in den Straßen. Nicht-Vegetarier schwärmten von deinen Tacos, ich sah Orte, die ich dir, geliebtes Mexiko, nicht zuordnen konnte, sondern anderen entfernten Zielen, welche die Medien aufmerksamer vermarkteten als dich. Ich habe viel getanzt und gelacht. Deine andere Seite habe ich nur am Rande wahrgenommen… diesmal werde ich genauer hinschauen. México lindo und querido, die nächsten 10 Monate gehören uns – 10 Monate, ein Menschenrechtszentrum in Mexico-City und eine “deutsche” Freiwillige.
*Stand vom Mai 2013. Quellen: HRW, AI, US State Dept, UN-Sonderberichterstatter zu extralegalen, summarischen und willkürlichen Hinrichtungen