Mein Name ist Leo Krämer, ich bin achtzehn Jahre alt und komme aus Bonn. In den nächsten zehn Monaten unterrichte ich im Rahmen des MISEREOR-Freiwilligendienstes benachteiligte Kinder in Sambia. In meinem ersten Blogeintrag erzähle ich von meiner Ankunft, dem ersten Tag und der Busfahrt von der Hauptstadt Lusaka in unseren Einsatzort Solwezi.
Nach einem siebenstündigen Flug nach Addis Abeba und dem vierstündigen Anschlussflug nach Lusaka kommen wir endlich in der Lodge an, in der wir die Nacht verbringen sollen. Mit dem Taxifahrer, der uns vom Flughafen abgeholt hat, verabreden wir uns für den nächsten Morgen um 4.30 Uhr, um den Bus nach Solwezi zu erreichen. Vom Flug völlig erschöpft schlafen wir tief und fest. Daran kann auch mein Wecker nichts ändern. Um 4:45 Uhr weckt eine Mücke Samuel. Panisch stolpern wir gegen 5.00 Uhr mit dem hastig zusammengerafften Gepäck zur Rezeption und treffen dort mit dem Taxifahrer zusammen, der zeitgleich und völlig entspannt eintrifft. Zambian time!
Als wir auf den Parkplatz mit den vielen Bussen auffahren, wird uns doch etwas mulmig, als der Taxifahrer sofort von innen das Auto verriegelt und wir im grellen Licht einiger Scheinwerfer über den ansonsten dunklen Platz fahren, vorbei an Gruppen junger Männer, die uns hinterher starren.
„Out of Diesel!“
Wenig später wundern wir uns, wie viel Gepäck in so einen Bus passt. Und wie schnell man ins Gespräch mit den Mitfahrern kommt, die sich sehr freundlich und humorvoll nach unserem Reiseziel erkundigen und freudig überrascht reagieren, wenn man auf die häufig gestellte Frage „Mulishani? How are you?“ mit „Bwino!“ antworten kann.
Das Verlassen des Busses während der kurzen Zwischenstopps geben wir bald auf. Auf Grund der aufwändigen Kletterpartie über Gepäckstücke und der Gefahr, nicht rechtzeitig zurück im Bus zu sein, folgen wir der Strategie unserer Mitfahrer, Verpflegung über die Busfenster zu erwerben. Zwischenzeitlich steigt ein „Prayer“ zu, der irgendetwas sehr wichtiges verkaufen möchte, energisch auf die Fahrenden einpredigt und seinen Segen verteilt.
Trotzdem fängt nach einer Weile der Motor an zu stottern. Wir halten den Atem an, doch keine Chance: „Out of Diesel“ erfahren wir bald darauf, nachdem der Motor zum Erliegen gekommen ist und die Straße hinter dem Bus hastig mit Ästen und Gestrüpp übersäht wird, um Auffahrunfälle zu verhindern.
Musik und Maisbrei
Also heißt es Warten, bis neuer Treibstoff aus der nächsten Stadt herbeigeschafft wird. Die Mitfahrer sind dabei sehr gelassen, man setzt sich draußen in den Schatten einiger Bäume und unterhält sich. Nach einer Stunde geht es weiter, doch nur wenige hundert Meter, denn wir haben einen Fahrgast vergessen, der dem Bus hinterher gerannt kommt.
Nach dreizehn Stunden mit viel zu lauter, sich nach etwa einer Stunde wiederholender aber sehr stimmungsvoller Musik kommen wir endlich in Solwezi an, die Sonne ist schon um 18.00 Uhr untergegangen. Wir werden herzlich von unseren Mitbewohnern empfangen und machen uns hungrig über das leckere Abendessen her. Zum ersten Mal probieren wir Nshima, einen relativ festen Maisbrei, denn man mit der Hand knetet und der als Grundlage für diverse Beilagen dient. Von nun an werden wir Nshima jeden Mittag und Abend essen.
woooow Sambia, ja das wäre jetzt wirklich echt was für mich nach Sambia zu fliegen, allerdings bei dem Klimawandel wird mir das doch wohl wahrscheinlich etwas zu heiß werden oder?
Hut ab Leo! toller Beitrag. Solche leute braucht das Land! muss man helfen!
nicht ganz jung aber immer noch TOP aktuell!! danke fürs Teilen
Schön, dass Euch der Beitrag gefällt! Ich vermisse Euch und wäre gerne auf dem Afrika-Fest mit dabei gewesen. Ich hoffe, die Fahrt nach Budapest war spannend und nicht zu bedrückend.
Liebe Grüße von Leo, der hier jeden Tag ein eigenes Afrika-Fest hat 😉
Vielen Dank, dass Sie ein solches Interesse an meinem Blog zeigen! Ich freue mich immer über neue Kommentare und Fragen (dezenter Hinweis an alle interessierten Leser…).
Tatsächlich hat ein Produzent von Radio Kabangabanga, dem Radio der Diözese, angefragt, ob ich nicht in einem seiner Songs trompeten könne, vielleicht ergibt sich ja noch etwas in die Richtung.
Viele Grüße aus dem staubigen und immer wärmer werdenden Solwezi
Leo
Hallo Leo,
interessiert habe ich schon einiges in deinem Blog gelesen. Deine bisherige Zeit in Sambia hört sich aufregend hat. Hast du überhaupt Zeit, Trompete zu spielen? Eine gute Zeit mit vielen netten Menschen wünscht dir Katja Roth
Lieber Leo, ich hab mich so gefreut als wir endlich die Schranken unserer technischen Kenntnisse bezwungenhaben (kennst du ja) und deinen Eintrag lesen konnten- Jakob dann gleich auch… Ich sehe alles förmlich vor mir und freue mich wahnsinnig, auf diese Weise so nah an deinen eigenen Eindrücken zu sein. Ein ganz anderes Leben! Höre jetzt auch manches von Rückkehrern- am Samstag waren wir auf dem Afrika Fest in Godesberg. Irgendwie warst du dann dabei.
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung und grüße dich aus dem stressigen Schulalltag (am Samstag ist übrigens BG Sommerfest…da seh ich diese Schule auch noch mal, um Peru Dias zu schauen), aber seit gestern zumindest echtem Altweibersommer. Am Sonntag gehts mit einer Klasse ins politisch wegen der Flüchtlinge aufgeladene Budapest. Lg Annette
Muzungu hören wir hier ständig 😀 und ja natürlich essen wir hier mit der Hand, alles andere wirkt mittlerweile schon ungewöhnlich! LG zurück aus dem äußerst staubigen Solwezi.
Lieber Leo,
ein sehr schöner Eintrag. Ich kann es mir richtig bildlich vorstellen, was da so abgegangen ist. Aber ihr habt euch als Mzungus (Weiße) ja schon recht gut angepasst an die Gegebenheiten. Hast ihr das Nshima auch direkt mit der Hand gegessen? Alle Achtung … :-)))
Liebe Grüße aus Aachen und weiterhin alles Gute beim Einleben in Solwezi!
Uta