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„Teilnehmen, egal ob ich gewinne oder nicht!“

Am Ende klebten die Shirts am Körper, der Schweiß tropfte von der Stirn und alle gingen mit einem zufriedenen Schmunzeln nach Hause. Trotz dröhnender Ohren. Jamaram hatte den 650 Zuschauern zuvor in einem zweistündigen Konzert ordentlich eingeheizt. Im Rahmen der Jugendaktion trat die deutsche Reggae-Band gestern Abend in der Würzburger Posthalle auf. Im Interview mit MISEREOR sprachen die Jungs aus München über brasilianische Musik und die Bedeutung von Musikwettbewerben.

Thomas "Tom" Lugo, Sänger von Jamaram genießt es sichtlich auf der Bühne zu stehen © Thomas Kuller/MISEREOR

Thomas „Tom“ Lugo, Sänger von Jamaram genießt es sichtlich auf der Bühne zu stehen © Thomas Kuller/MISEREOR

In der Jugendaktion geht es in diesem Jahr um Recht und Gerechtigkeit für Kinder und Jugendliche. Was verbindet ihr mit Kinderrechten? Welche Rechte müssen Jugendliche haben?

Aus unserer eigenen Erfahrung der Zusammenarbeit mit NGOs können wir sagen, dass neben den elementaren Dingen des Lebens wie Essen, Trinken und ein sicheres zu Hause, das Recht auf Bildung elementar ist. Alle Kinder müssen Zugang zu Bildung haben, weil man darauf sein Leben aufbauen kann. Ohne Bildung ist es schwierig im Leben anzukommen. Wenn Jugendliche jedoch gelernt haben, selbst zu lernen, ist viel erreicht.

Was verbindet ihr mit Brasilien, dem Partnerland der MISEREOR-Fastenaktion?

Wir waren als Band vor ein paar Jahren in Brasilien für ein Benefizfestival, deren Organisatoren sich für die Aufforstung des Regenwaldes einsetzen. Während dieses Aufenthaltes haben wir Konzerte in ganz armen Dörfern gegeben, in denen es keine Elektrizität gibt. Die Kinder hatten dort noch nie ein Konzert gesehen. Wir haben den Dorfplatz als Bühne für unser Konzert genutzt und wurden dabei von Autoscheinwerfern angestrahlt. Am selben Abend haben wir auch noch am Pool einer Privatvilla für die Reichen gespielt und so die Schere zwischen arm und reich hautnah erlebt. Auch in Brasilien geht die Schere immer weiter auseinander und Großprojekte wie eine Fußballweltmeisterschaft gehen immer zulasten der armen Bevölkerungsschichten. Es ist abenteuerlich sich vorzustellen, wie viel Geld für Stadien ausgegeben oder veruntreut wird, und was man mit dem gleichen Geld in der Bildungsarbeit erreichen könnte.

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Über zwei Stunden brachten Jamaram die musikbegeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer in der Posthalle zum Tanzen © Thomas Kuller/MISEREOR

Was verbindet ihr mit brasilianischer Musik?

Wir waren von der brasilianischen Musik begeistert. Die Rhythmen sind ganz andere als bei uns. Wir haben uns dort von Straßenmusikern die Grundlagen zeigen lassen und viel ausprobiert. Die Brasilianer haben eine sehr spielerische Art, mit Musik umzugehen. Das zeigt schon die Sprache: Hip Hop heißt dort z.B. Hippie Hoppie. Die Musik ist sehr weich und verspielt. Die Brasilianer mischen ganz viele verschiedene Stile wie Samba, Bossanova, Reggae oder Rock auf einem ganz hohen Niveau. Die Musik ist sehr bunt und fröhlich auf der einen Seite, sehr tiefgründig auf der anderen Seite.

Im Rahmen der Jugendaktion gibt es einen Musikwettbewerb für junge Musiker aus Deutschland und Brasilien. Als Gewinn winken professionelle Studioaufnahmen. Welchen Stellenwert haben Musikwettbewerbe für aufstrebende Musiker? Welche persönlichen Erfahrungen habt ihr mit Musikwettbewerben gemacht?

Das Wort „Wettbewerb“ in Verbindung mit Musik hat einerseits einen schalen Beigeschmack für uns, denn Musik hat erst einmal nichts mit Wettbewerb zu tun. Musik ist für jeden anders. Musik soll glücklich machen und das ist alles, was zählt. Andererseits sind Musikwettbewerbe eine tolle Sache: Wir haben auch vor etwa zehn Jahren an einem großen Musikwettbewerb teilgenommen. Da wir dort in wenigen Minuten überzeugen mussten, hat der Wettbewerb uns damals dazu gebracht, unsere Musik bewusst auf den Punkt zu bringen und uns zu fragen: Wohin wollen wir eigentlich? Das bringt einen als Musiker einen großen Schritt weiter, denn plötzlich bist du gezwungen etwas vorzutragen oder aufzunehmen. Du möchtest es so gut machen, wie es nur geht. Daher bist du gezwungen dir Gedanken zu machen und zu üben. Und letztendlich macht es auch unglaublich viel Spaß, deine eigenen Songs im Studio aufzunehmen. Aber egal ob ich gewinne oder nicht: Ich würde jedem jungen Musiker empfehlen, an diesem Musikwettbewerb teilzunehmen einfach nur mit dem Ziel, meine persönliche Musik weiterzubringen.

Insgesamt acht Musiker machen den Sound von Jamaram so voll und unwiderstehlich © Thomas Kuller/MISEREOR

Insgesamt acht Musiker machen den Sound von Jamaram so voll und unwiderstehlich © Thomas Kuller/MISEREOR

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Thomas Kuller ist Fachreferent für Friedensförderung und Konflikttransformation bei MISEREOR.

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