Der Himmel ist grau und wolkenverhangen. Es regnet. Die Passanten eilen durch die Würzburger Innenstadt und wollen eigentlich nichts lieber als möglichst schnell ins Trockene gelangen. Da werden sie von der Seite angesprochen: „Entschuldigung, haben Sie kurz Zeit? Es geht um ein Projekt in Brasilien. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um den Bau eines Staudamms zu verhindern und damit 80.000 Menschen im Amazonas-Gebiet ihren Lebensraum zu sichern.“
Ja, das Wetter steht wahrlich nicht auf unserer Seite, als wir am Samstagnachmittag im Rahmen der MISEREOR-Fastenaktion 2016 Unterschriften für eine Petition zum Erhalt des Lebensraums der Bevölkerung von Pimental am Tapajós, einem Nebenarm des Amazonas, sammeln. 10.000 Unterschriften sollen der brasilianischen Regierung vorgelegt werden. Die Bewohner von Pimental berufen sich auf ihre Rechte, die ihnen laut der ILO Konvention 169 zustehen.
Wie schon in den beiden Jahren davor in Berlin und in Osnabrück, sind wir als Ehemalige des MISEREOR-Freiwilligendienstes beim Eröffnungswochenende der Fastenaktion dabei. Das Thema dieses Jahr lautet „Das Recht ströme wie Wasser“ und Projektland ist Brasilien. Nachdem wir uns am Freitagabend inhaltlich mit dem Thema auseinander gesetzt haben, sprudeln am Samstagvormittag die Ideen, wie wir das Thema und die Unterschriftenaktion kreativ in einem Banner ausdrücken können, um gemäß dem Wahlspruch „Flagge zeigen für Gerechtigkeit“ auf das Problem aufmerksam zu machen. Und während die eine Gruppe aus Stoffresten und mit der Nähmaschine einen Staudamm aus Stoffresten auf ein großes Laken näht, der verhindert, das Wasser und Gerechtigkeit gleichermaßen ungehemmt strömen können, beschäftigt sich eine andere Gruppe mit einem Logo für unsere Freiwilligentruppe. Schließlich wollen wir auch als diese erkannt werden, wenn wir an diesem Wochenende und in Zukunft aktiv sind.
Dank tatkräftiger Mithilfe von allen sind innerhalb weniger Stunden sowohl die Flagge als auch der Logo-Entwurf für die T-Shirts fertig und so bewegen wir uns Richtung Einkaufspassage. Einige Unterschriften später, die wir von den durch den Regen hastenden Würzburgern doch noch erhalten haben, entscheiden wir uns, dass es bei dem Wetter leider nicht viel Sinn macht, noch länger zu bleiben und suchen ebenfalls das Trockene. Trotzdem sind wir auch ein bisschen stolz auf uns, denn die ein oder andere Unterschrift war nicht leicht zu bekommen und benötigte einiges an Überzeugungskraft. Und noch läuft die Petition. Wir werden also auch in den nächsten Wochen hoffentlich noch ein paar weitere Menschen über das Schicksal der Bevölkerung von Pimental aufklären können.
Der Abend klingt bei einem leckeren, selbst gekochten Essen, gemeinsamen Singen und gemütlichen Beisammensein aus.
Am Sonntagvormittag zeigen wir im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst noch einmal unsere Flagge für Gerechtigkeit und helfen beim anschließenden Fastenessen, bevor es für alle wieder in die Heimat geht. Schön war’s! Oder wie man in Franken sagt: Des woar fei schee bei aich!
Liebe Charlotte,
du hast unser Freiwilligendienstwochenende sehr gut beschrieben. Es war schön, zusammen zu sein. Es war schön, kreativ zu sein. Es war nicht schön, dass das Wetter so schlecht war und sich so wenige Passanten für unser Anliegen interessiert haben. Naja. Ist halt so. Wir haben es versucht. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit euch :-)))
LG, Uta