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Pirmin Spiegel bei Flüchtlingskindern in Jordanien

Auf die Frage, welchen Unterricht sie am liebsten haben, antworten die Kinder in der Mathematikklasse  jubelnd „Mathematik!“, die in der Englischklasse „Englisch!“, die im Arabischunterricht „Arabisch!“. Und alle anderen Fächer lieben sie auch. Die Kinder syrischer oder irakischer Flüchtlingsfamilien in Jordanien sind voll Hoffnung, haben neue Freunde in der neuen Heimat kennengelernt, träumen davon, Ärztin zu werden, Lehrer, Anwältin oder Pilot.

Flüchtlingskinder in Jordanien nehmen begeistert am Unterricht teil.

Die Flüchtlingskinder in Jordanien nehmen begeistert am Unterricht teil.

Lernen und Lachen

Die Not ihrer Eltern, die die Erfahrung der Flucht aus dem Irak oder aus Syrien verarbeiten müssen und die Situation als Flüchtling in einem Land zu leben, in dem zwar zunächst ihr Überleben gesichert ist, in dem sie aber nicht arbeiten dürfen, sehen wir den Kindern auf den ersten Blick nicht an. Sie wirken froh, neugierig und unbeschwert. Von der Caritas Jordanien organisierter Förderunterricht hilft vielen von ihnen, während Krieg und Flucht verpassten Unterricht nachzuholen und Anschluss an das formale Schulwesen in Jordanien zu finden. Die Not der Kinder drückt sich anders aus und ist für sie selbst oft nicht erklärlich. Deswegen ist die psychosoziale Begleitung der Kinder, die Caritas ergänzend zum Schulunterricht anbietet und ins Curriculum integriert hat, besonders wichtig. Hier lernen die Kinder, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, mit Aggressionen oder Hilflosigkeit umzugehen. Sie lernen Entspannungstechniken und herzhaftes Lachen.

Spiel und Therapie

Die allermeisten Kinder, die schlimme Erfahrungen gemacht haben, können die daraus resultierenden Schwierigkeiten von alleine überwinden, wenn sie nur in einem sicheren und liebevollen Umfeld leben. Nur etwa jedes fünfte Kind braucht eine intensivere Betreuung durch geschultes therapeutisches Personal.  Aber wie kann ein geschütztes Umfeld in der unsicheren Situation, in der die meisten Flüchtlingsfamilien leben, geschaffen werden? Die Caritas Jordanien richtet zum Beispiel in ihren Zentren besondere kinderfreundliche Bereiche ein. Hier dürfen die Kinder einfach nur Kind sein. Ihre Eltern nehmen derweil an Seminaren zur Überwindung häuslicher Gewalt teil. Sie lernen mit den Gefühlen ihrer Kinder umzugehen und können in Einzel- oder Gruppentherapie die eigenen belastenden Erfahrungen verarbeiten. Von dieser guten und wertvollen Arbeit der Caritas Jordanien konnten sich Misereor-Chef Pirmin Spiegel und Dorothee Klüppel, Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten, während ihrer gemeinsamen Reise nach Amman ein Bild machen. Ein Bild, das Mut macht.

Ein Mädchen bewältigt unter Zuhilfenahme der Finger ihrer Klassenkameraden und von Pirmin Spiegel eine Rechenaufgabe im Mathematikunterricht.

Zusammen rechnen: Bei der Matheaufgabe helfen auch die Finger von MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel

Nach dem Libanon ist Jordanien das Land, das prozentual zur eigenen Bevölkerung die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. 80% der Flüchtlinge leben außerhalb von Lagern und 35% sind in schulpflichtigem Alter. An den Orten, an denen wir unterwegs waren spürten wir die Option, dass Integration angesagt ist, nicht Isolation.

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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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