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„Jeder, der Hilfe braucht, kann kommen“

Seit die Hauptversorgungsroute nach Aleppo blockiert ist, verschlechtert sich die Situation für die Menschen in der umkämpften Stadt von Tag zu Tag. Lebensmittel werden knapp. „Wenn die Straße nicht bald wieder frei ist, werden wir nichts mehr haben, was wir an Bedürftige verteilen können“, berichtet Pater Firas Lufti von der MISEREOR-Partnerorganisation der Franziskaner aus Aleppo.

The field kitchen in Aleppo, Syria provides up to 8000 meals a day for internally displaced people who have no way of preparing their own cooked food.

The field kitchen in Aleppo, Syria provides up to 8000 meals a day for internally displaced people who have no way of preparing their own cooked food.

Pater Firas Lufti, was können Sie über die Situation derzeit in Aleppo berichten? Wie geht es den Menschen?

Vor drei Tagen wurde die Hauptversorgungsroute zwischen Aleppo und anderen syrischen Städten erneut durch den Einfall unterschiedlicher militärischer Truppen blockiert. Die Menschen sind in großer Sorge und fürchten sich vor der Zukunft. Sie hören erschrocken von der ‚Schlacht aller Schlachten‘, die in Aleppo tobt. Die Situation hat sich wieder akut verschlechtert, nach einer vergleichsweise ruhigen Phase. Wieder erleben wir das Leiden und Sterben von unschuldigen Menschen.

Wie ist es um die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser bestellt?

Es gibt kein Essen, kein Wasser. Sehen Sie, die Kosten für alle Güter, eben zum Beispiel für Lebensmittel sind höher als jemals zuvor. Viele Familien sind wirklich besorgt und wollen das Land verlassen. Seit es wieder heftige Kämpfe zwischen Assads Truppen und Truppen unterschiedlicher Ethnien und Konfessionen gibt, insbesondere von Dschihadisten, ist die Situation erneut besorgniserregend.

Wie helfen Sie den Menschen?

Wir haben unser Konvent geöffnet und verteilen Wasser an alle, die es benötigen. Wir befüllen jeden Tag einen riesigen Tank mit Wasser aus unseren Brunnen, und unsere ehrenamtlichen Helfer fahren es dann zu den Menschen, die ihre Häuser nicht verlassen können. Außerdem verteilen wir jeden Monat Essenspakete, mit Brot, Marmelade, eben allem, was wir finden können. Das Problem ist, dass wir in den vergangenen Tagen Probleme hatten, Lebensmittel zu bekommen. Wir haben gestern irgendwie eine Verteilung organisiert – für mehr als tausend Familien. Aber wir sind besorgt, dass es nächsten Monat nichts mehr gibt, was wir verteilen können. Wenn die Hauptstraße nicht wieder geöffnet wird, wird es wirklich schlimm. Weil wir dann auf dem Markt nichts mehr finden. Und wenn, sind die Preise extrem hoch.

Die Türen Ihres Klosters stehen allen Menschen offen, nicht wahr?

Ja. Wir machen keinen Unterschied zwischen Ethnien und Religionszugehörigkeiten. Jeder, der Hilfe braucht, kann kommen und an unsere Türe klopfen. Wir öffnen sie mit Freude und helfen ihnen. Sehen Sie, es geht ja in dieser Kriegssituation nicht allein um materielle Bedürfnisse. Es geht auch um psychologische und spirituelle Bedürfnisse. Wir sorgen uns um die psychologische Situation der Menschen. Die Menschen haben Angst. Viele leiden unter Depressionen. Deshalb können Familien in unser Konvent kommen und hier Atem schöpfen. Durch die Bombardements ist der Druck in der Stadt sehr hoch. Hier im Innern unseres Klosters können sie ihr Herz und ihre Seele erneuern. Mein Kloster stellt Momente des Dialogs zur Verfügung. Die Leute brauchen jemanden, der ihnen zuhört, der ein offenes Ohr für ihre Sorgen hat. Jeden Tag kommen mehr als 300 Familien in unser Konvent. Kinder, Männer und Frauen. Und alle erhalten sie diese besondere Art der Unterstützung.

Das Interview mit Pater Firas Lufti führte Nina Brodbeck am 10. August 2016.

Insgesamt unterstützt MISEREOR seine kirchlichen Partner in Syrien zurzeit mit 8 Projekten in Aleppo, Damaskus und Homs in Höhe von über 1 Million EUR.

 


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Im syrischen Aleppo kämpfen die Menschen um ihr Überleben.

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Nina Brodbeck arbeitet bei Misereor in der Abteilung Kommunikation.

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