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Timor als Treffpunkt der Vielfalt und das Leben als wandelnde Sehenswürdigkeit

Jetzt ist es also doch schon mehr als 1,5 Monate her, dass Lea und ich unsere Koffer gepackt haben und in unsere neue Heimat Timor aufgebrochen sind. Und jetzt habe ich endlich mal die Zeit gefunden, über unsere ersten Eindrücke zu berichten. Am Anfang war es doch ein großer Kulturschock und das kann man gar nicht alles so aufschreiben. Das fängt mit dem zwischenmenschlichen Verhalten an, geht über die neue Umgebung und dann noch viel weiter! Also hier nur ein paar wenige Eindrücke:img_0688

1. Das Leben als wandelnde Sehenswürdigkeit
Ja, wir sind groß und ja, wir sind weiß. Und daran werden wir auch jedesmal aufs Neue erinnert, sobald wir auch nur einen Fuß vor die Türe setzen. „Malae Mutin!“ (weißer Ausländer) wird uns schon nach ein paar Sekunden hinterher gerufen. Besonders Kinder lieben es hinter uns her zu rennen und zu winken und sie hören auch erst wieder damit auf, wenn wir uns umgedreht und fröhlich zurückgewunken haben. Egal, wohin wir gehen, jede Bewegung und jeder Schritt wird beobachtet. Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. In Deutschland gilt es als unhöflich, jemanden anzustarren und wenn man dabei erwischt wird, ist man peinlich berührt. Nicht so hier! Manchmal fühlen wir uns schon wie eine Attraktion, wenn im Schwimmbad Kinder am Beckenrand neben uns herlaufen oder einfach so Fotos von uns gemacht werden – die natürlich alle auf Facebook landen. Ja, die Timoresen sind schon um einiges offener und auch kontaktfreudiger als wir Deutschen. So wird uns mitten auf der Straße von fremden Menschen in die Backe gekniffen oder es wird uns freudig um den Hals gefallen. Meine Schülerinnen im CTID – unsere Arbeitsstelle in Baucau- sind da keine Ausnahme. Sobald wird das Gelände betreten, habe ich fünf Mädels am Arm hängen, uns werden noch schnell die Haare geflochten und wir werden mit Komplimenten überhäuft. Manche sind schön, wie „Ihr habt eine so schöne Nase“, manche gewöhnungsbedürftig: „Ihr seht aus wie die Heilige Mutter Maria“ und auf manche könnten wir dann doch verzichten, wie: „Ihr seid so dick, das ist so schön!“ Auch meine angeblich „kürbisfarbenen“ Haare sind der Hit!
Ja, wir bekommen viel Aufmerksamkeit, mehr als wir vielleicht wollen und diese Direktheit und Offenheit war am Anfang doch sehr befremdlich für uns – doch hat auch dazu geführt, dass es nie komisch war zwischen uns und unseren neuen Freunden. So wurde uns schon am ersten Abend im Loja Liras von unseren neuen Mitbewohnerinnen versichert, dass sie jetzt unsere neue Ersatzfamilie sein werden für dieses Jahr und sie wollten uns gar nicht mehr loslassen. Es war also wirklich nicht schwer, alle schnell in unser Herz zu schließen.img_0373

2. Timor als Treffpunkt der Vielfalt
Auf unserer ersten Fahrt von der Hauptstadt Dili nach Baucau konnten wir es gar nicht fassen, wie schön Timor ist. Und obwohl wir seit mehr als 25h auf den Beinen waren, konnten wir unsere Augen nicht einen Moment von der wunderschönen und vor allem abwechslungsreichen Landschaft wenden. Links von uns das Meer und rechts von uns die Berge – so fahren wir die Straße entlang nach Baucau. Ein paar Minuten später kommen wir an großen Reisfeldern vorbei, sowie man sich eben das typische Asien vorstellt. Doch Moment – schon eine halbe Stunde später müssen Lea und ich uns zwicken. Sind wir wirklich in Timor oder nicht doch in Afrika? Denn die fast steppenartige Landschaft und Dürre hier lässt uns doch eher an einen Dokumentationsfilm über Afrika denken. Wir sind nicht verwundert, als wir kurze Zeit später durch einen Dschungel fahren. Dann kommen große Grasflächen, sowie wir sie aus Deutschland kennen, doch dahinter ist ein Meer aus Palmen. Es folgen Steinstrände, wie zum Beispiel aus Kroatien und dann wieder traumhafte Sandstrände mit türkisem Wasser. Auch jetzt kommen wir immer wieder ins Staunen, wenn wir am Wochenende mal unterwegs sind und das obwohl wir uns mittlerweile schon gut eingelebt haben. Wir denken uns: Es ist, als hätte sich Timor von jedem Kontinent etwas ausgesucht. Wir können gar nicht fassen, was für ein Glück wir haben, dieses Land jetzt für 10 Monate unsere Heimat nennen zu können.img_0307

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Maren absolviert ihren Freiwilligendienst bei CTID in Timor-Leste.

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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    Interessante Eindrücke, die hier geschildert werden!
    Legt einfach Eure Wünsche und Vorstellungen für das kommende Jahr ab und lasst alles auf Euch zukommen. Seid offen für die ungewöhnlichen Dinge, die Euch begegnen und nehmt diese offen in Euch auf. Es wird eine Bereicherung für Euch sein, auch wenn es manchmal etwas „strange“ wirkt. Unsere Tochter Janlia war eine Eure Vorgängerinnen und sie und Leo haben sehr viel mitgenommen aus der Freiwilligenzeit. Versucht zu gestalten im Rahmen des Machbaren geht auf die Menschen zu wie sie auf Euch zugehen: Mit Spaß und Humor werdet ihr eine ganze Menge erreichen. Ich wünsche Euch alles, alles Gute und Gottes Segen für die Weiterführung der Arbeit des CTID und des Follow-up-Programmes in einem Land, das noch sehr authentisch und natürlich geblieben ist. Versucht, dieses zu erhalten und zu fördern.

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    Liebe Maren,
    das hast du wirklich sehr schön beschrieben. Und dazu tolle Fotos. Damit wir auch alle neidisch sind und auch nach Timor wollen :-))) Was für mich echt schwer wäre, ist, dass ich nicht der Fan von „Kissing & Hugging“ bin. Aber wenn euch alle die kalte Schulter zeigen würden und so tun, als wärt ihr nicht da??? Dann doch lieber so, oder? Vielleicht kommen sich Fremde in Deutschland manchmal deshalb so verlassen vor. Kaum keiner geht auf sie zu oder interessiert sich für sie …
    LG aus dem Büro, Uta (Wäre jetzt auch lieber am Strand oder Dschungel oder Wiese …)

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    Ich kann mich Maria nur anschließen! Das ist fast so, als würde man die Straße selbst wieder entlangfahren 🙂

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    Oh Maren!
    Das hast du sooooooo schön beschrieben!!!
    Es ist verdammt schwer, so etwas in Worte zu fassen – aber du hast es perfekt geschafft 😀

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