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Nach Wirbelsturm Matthew: „Wir müssen jetzt sehen, wie wir mit der Situation fertigwerden“

MISEREOR-Länderreferentin Barbara Küpper ist derzeit in Haiti unterwegs, um sich ein Bild von der Lage zu machen und den Partnerorganisationen beratend zur Seite zu stehen. In der Provinz Les Cayes im besonders stark verwüsteten Süden Haitis traf sie sich mit Mitgliedern eines örtlichen Bauernverbandes. Im Gespräch schilderten ihr die Menschen,  wie sie den Hurrikan erlebt haben und was ihnen neue Hoffnung gibt.

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Alles, was er angepflanzt hatte, wurde durch Wirbelsturm „Matthew“ zerstört: Jean Esmael (Vordergrund) aus der Gemeinde Marcelline.

„Bis zur Nacht vom 3. auf den 4.Oktober war alles in Ordnung, wir waren zufrieden mit unserem Leben. Der Hurrikan hat fast alle unsere Häuser niedergerissen. Am Morgen des 5. Oktober wurde mir klar, welches Ausmaß die Katastrophe hat: Yams, Bohnen, Mais, Bananen – alles, was ich gepflanzt hatte, ist zerstört. Viele meiner Tiere sind verendet. Ich habe gedacht: ‚Es ist vorbei, das ist das Ende.‘  Aber wie Sie sehen, sind wir noch da. Wir müssen jetzt sehen, wie wir mit der Situation fertigwerden. Seit dem Wirbelsturm schlafen wir nicht mehr gut, wir haben Angst, dass alles, was wir jetzt neu anpflanzen, durch eine weitere Katastrophe ebenfalls zerstört werden könnte. Wir hatten noch keine Möglichkeit, unser Haus wieder bewohnbar zu machen und campieren deshalb momentan zusammen mit 10 anderen Menschen in einer zumindest halbwegs bewohnbaren Hütte. Der Glaube an Gott hilft uns, mit den Verlusten und Sorgen zurechtzukommen.“

Jean Esmael

 

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Madame Sepine hofft, dass ihre Kinder bald wieder zur Schule gehen können.

„Ich fühle mich emotional sehr angeschlagen und bin noch immer schockiert. So einen gewaltigen Sturm habe ich noch nie erlebt. Ich war mit meiner 93-jährigen, kranken Mutter und zwei Kindern in meinem Haus. Gegen fünf Uhr morgens waren alle umstehenden Bäume umgestürzt, einer davon ist direkt neben dem Bett meiner Mutter eingeschlagen. Ich frage mich jeden Tag: Lebe ich überhaupt noch? Was ist passiert? Ich kann das alles immer noch nicht glauben. Die Preise sind seit dem Sturm extrem gestiegen, wir haben kein sauberes Wasser mehr, keiner bringt uns Reis, wir haben Hunger. Für mich ist die Versorgung mit sauberem Trinkwasser am Wichtigsten und dass meine Kinder möglichst bald wieder zur Schule gehen können. Wir können uns angesichts der hohen Preise zurzeit kein Saatgut leisten. Aber gerade das wäre jetzt wichtig, damit wir neu aussäen und wieder in die Zukunft investieren können.“

Madame Sepine

 

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Hofft auf Unterstützung, damit er sein Haus wieder aufbauen kann: Monsieur Vilnius aus Marcelline.

„Ich habe alles verloren. Mein Haus ist eingestürzt, alle umliegenden Bäume sind abgeknickt oder entwurzelt. Außer ein paar Hühnern ist mir nichts geblieben, dabei hatte ich früher 2 Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen. Wir haben mit zehn Familienmitgliedern in unserem Haus gelebt, jetzt campieren wir bei Verwandten, die selber kaum etwas übrig haben, was sie mit uns teilen können. Ich brauche dringend Hilfe dabei, mein Haus wieder aufzubauen. Saatgut kann ich mir im Moment kaum leisten. Ich weiß nicht, wie wir uns in Zukunft ernähren können.“

Monsieur Vilnius

 

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Bauen auf ihr gärtnerisches Wissen: Sinea und Charles Kinon.

„Wir haben sechs Kinder und stehen vor dem Nichts: Unser Haus ist halb eingestürzt, wir teilen uns jetzt den wenigen Raum, der noch bewohnbar ist. Die Ernte ist zerstört, aber uns bleiben zum Glück noch einige Hühner, die wir verkaufen können. Wir haben unsere Ziegen verloren. Aber da wir Tierfutter angebaut haben und uns mit Tierzucht auskennen, hoffen wir, dass wir bald wieder Tiere aufziehen können. Was uns Hoffnung gibt, ist, dass unsere Gärten zwar größtenteils zerstört sind, kleine Pflanzen aber unter dem Schutz der größeren überlebt haben. Wir haben von ACAPE (MISEREOR-Projektpartner) und seinen Technikern gelernt, wie wir unsere Gärten schützen können, und das behalten wir im Kopf. Dieses Wissen hat uns auch der Wirbelsturm nicht nehmen können.“

Sinea und Charles Kinon, Mitglieder einer Bauerngruppe


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Nina Brodbeck arbeitet bei Misereor in der Abteilung Kommunikation.

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