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Tropische Weihnachten

Tropische, schöne und auch weniger schöne Feiertage: Die Hälfte des Advents war an mir schon vorbeigerast, bevor ich das überhaupt realisiert hatte. Tropisches Klima geht für mich damit einfach nicht zusammen. Allerdings war ich an Weihnachten auch noch nie von Zuhause weg, nicht einmal im Urlaub, sondern durfte bisher jedes Jahr das regnerisch, kalte Winterwetter Aachens (mit viel Glück auch mal weiße Weihnachten) genießen.

Am 3. Dezember hatten wir in einem der beiden Camps, in die ich hier aus Mae Hong Son fahren darf, schon eine Art vorgezogene Weihnachts-/Neujahrsfeier, vor der wir sogar über Nacht im Camp geblieben sind, was wir sonst eigentlich nicht machen, was also eine eher einmalige und für mich doch schon eine sonderbare Erfahrung war. Wir sind um Mittag angekommen und haben eigentlich gleich mit dem Dekorieren angefangen, auch nicht unbedingt weihnachtlich für mein Empfinden, aber es war auch sehr viel mehr und zeitintensiver als ich erwartet habe und es haben ziemlich viele dabei geholfen und wir haben dann auch schon mal angefangen, das Essen für den nächsten Tag vorzubereiten.

Dann hatte ich noch etwas Zeit einfach mal alleine herumzulaufen und Fotos zu machen, worüber ich mich erst wirklich gefreut habe, weil es dort schon viel zu sehen gibt: die schöne Landschaft mit den all den Holzbrücken entlang des Flusses, Leute die Schweine im Fluss baden, Affen die vor den Häusern angekettet sind (bei Letzterem bin ich mir allerdings bis heute nicht sicher, ob ich richtig gesehen habe, das war nämlich nur im Vorbeifahren und das habe ich seit dem nicht mehr zu sehen bekommen). Aber nach nur ein paar Minuten packte mich ein ganz bedrückendes Gefühl und ich kann selbst nicht erklären warum, ob es nun daran lag, dass es, wenn es auch nur etwa einen Tag, damit aber immernoch sehr viel länger als normalerweise, dauern würde, bis wir das Camp wieder verlassen würden, oder es nur war, weil ich eine Weile schon nicht mehr wirklich mit jemandem gesprochen hatte und ich an dem Tag nur müde von der Kommunikation mit Händen und Füßen war. Daher bin ich nach wenigen Schnappschüssen schon wieder zum Office zurückgekehrt, wir haben unsere Zelte im Office aufgebaut und das Abendessen gemacht.

Dann hieß es „Dinner in the Dark“, aber nicht im Dunkelrestaurant und naja auch eher im Halbdunkel.

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Ich habe den anderen noch etwas beim Kartenspielen zu geguckt und schon war es Zeit schlafen zu gehen, interessant wieviel früher man sich ohne elektrisches Licht eigentlich schon müde fühlt.

Nachdem wir nur gesagt hatten, alle so um halb sieben wieder aufzustehen, war ich ganz schön verwirrt, als ich um 3 Uhr nachts davon wach wurde, dass die Officeküche plötzlich wieder voller Leute war. Um 3 Uhr haben sie wirklich schon mit Kochen angefangen… nun ja viele Leute zu bekochen und kein Strom dazu.

Die Feier bestand im Wesentlichen aus Urkundenverleihungen an die Mitglieder der Jugendgruppen, dem Austausch unserer Geschenke, eine Mischung aus Tombola und wichteln beschreibt es vielleicht am einfachsten und natürlich auch dem lange vorbereitetem Essen.

Festmahl zur Neujahrsfeier

In etwa das gleiche spielte sich knapp 3 Wochen später in dem anderen Camp dann noch einmal ab. Diesmal für mich sehr viel entspannter, weil ich schon in etwa wusste, was passieren würde, ich vorher in dem Camp schon öfter war und dort auch viel mehr Leute kenne. Und generell herrschte eine besonders lustige, ausgelassene Stimmung an dem Tag.

Wie ich dann nach einigen Ansprachen bei der Urkundenverleihung plötzlich vorne gelandet bin und Blumen verteilt hab, weiß ich selbst nicht so genau. Auf die Bühne geschoben zu werden, um Sachen zu überreichen und ähnliches passiert mir hier aber auch nicht so selten.

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Dann gab es auch wiederdie Geschenketombola. Ich hatte wirklich Glück mit meinem Geschenk, anstatt Kindersocken oder einer plüschigen rosa Hello Kitty Jacke, wie die Leute um mich rum, habe ich eine wirklich coole Jacke bekommen, die mir sogar passt.

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Abgesehen davon beschränkte meine Vorbereitung auf die Feiertage sich auf ein paar Weihnachtssüßigkeiten (gemacht im Reiskocher) und Papierschneeflocken.

Weihnachtssüßigkeiten aus dem Reiskocher Papierschneeflocken

Am Tag vor Weihnachten habe ich mir dann wohl doch eine leichte Lebensmittelvergiftung zugelegt und so durfte ich nach einem kurzen Besuch im Krankenhaus die Nacht im Haus meiner Mentorin verbringen, die sich sehr lieb um mich gekümmert und sogar bekocht hat (nochmals Danke dafür an dieser Stelle). Mein Weihnachtsfestmahl bestand somit aber aus Reissuppe und Elektrolytlösung. Auch mal etwas neues und immerhin verbrachte ich den Weihnachtsmorgen so auch nicht alleine.

Nach zwei ruhigen aber doch eher uninteressanten Tagen sind wir am 2. Weihnachtstag dann wandern und campen gegangen, wie alles andere hier hat sich das wenig weihnachtlich angefühlt, aber es war sehr sehr schön.

Noch etwa 10 Minuten Fußweg von der Bergspitze haben wir dann ein Lagerfeuer gemacht und die Zelte aufgestellt, aber natürlich nicht einfach auf dem Boden, nein, das hätte ich ja erwartet, tatsächlich in diesen Holzhäusern.

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Und natürlich ist das Zelt tarnfarben, damit man es auf dem Foto besonders schlecht erkennt.

So begeistert ich sonst von Weihnachtskitsch sein mag, das bei den Temperaturen während des Grillens zu tragen hat sich einfach unglaublich falsch angefühlt:

Lagerfeuer und Weihnachtskitsch

Das mit Abstand Beste und Atemberaubenste war allerdings die Aussicht von der Bergspitze, der höchste Berg Mae Hong Sons mit 360°-Ausblick, aber seht selbst:

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Doi Pui Mae Hong Son

Genau zwei Tage nach Weihnachten kam dann auch ein Paket meiner Familie an, Weihnachten im Karton würde ich es mal nennen. Acht verschiedene Sorten Tee, ein Buch und etwa 10 Kilo Zucker in verschiedenster Form (auch dafür ein liebes Dankeschön, falls ihr bis hier hin durchgehalten habt), ich habe mich wahnsinnig gefreut.

Eigentlich hatte ich geplant hier mit einer Beschreibung meines Silvesterabends zu enden, aber das würde den Rahmen wohl vollends sprengen, entschuldigt die Überlänge des Eintrags, hoffentlich ist mir hier keiner drüber eingeschlafen.

So wenig meine diesjährige Weihnachtszeit mit all denen zuvor gemeinsam haben mag, waren es im Nachhinein betrachtet aber viele Erfahrungen, die ich nicht missen möchte (außer vielleicht die Lebensmittelvergiftung, wie sich das anfühlt wollte ich nicht so unbedingt wissen). Für das typische, gewohnte Weihnachtsgefühl brauche ich vielleicht doch Kälte, den Geruch von Zimt und Plätzchen, Tannenzweige und Weihnachtsschmuck, aber wie sich gezeigt hat wirklich nicht um alles in allem doch eine schöne Zeit zu genießen zu können. Und dem Geschenke-Stress mal ein Jahr mit nur zwei Wichtelgeschenken entgehen zu können, hat schließlich auch etwas für sich.

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