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Ecuador: Die Ausbeutung von Bodenschätzen schreitet unaufhörlich voran

Pirmin Spiegel über Ölförderung am Amazonas und die Arbeit der Kirche an der Seite der Indigenen – Teil 2 des Blogs aus Paraguay und Ecuador.

MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel im Gespräch mit Doña Carmen und Mauricio Lopez in der Gemeinde Canelos. Foto: MISEREOR

Wir sind in Ecuador. Es ist nicht nur die geografische Distanz von circa 4000 Kilometern zwischen Paraguay und Ecuador – die Unterschiede zwischen diesen beiden Ländern sind mit der Hand zu greifen: die ecuadoreanischen Anden mit dem 6267 Metern hohen Chimborazo, in Paraguay der Cerro Tres Kandú mit gerade einmal 824 Metern Höhe. Und die größere Unabhängigkeit Ecuadors von seinen Nachbarländern.

Die Campesinofamilien stehen hier in Ecuador weniger unter Druck, da es nahezu keinen Sojaanbau gibt. Die Bedrohung ist hier eine andere und vor allem für die Indigenen im Amazonastiefland von existenzieller Bedeutung: die Ölförderung. Ecuadors Ökonomie hängt zu über 30 Prozent von der Ausbeutung seiner Ölreserven ab. Die Regierung begründet die starke Abhängigkeit von der Ölförderung damit, die eigene Sozialpolitik mit dem Export des Öls zu gestalten. Andererseits schlug der ehemalige Präsident von Ecuador, Rafael Correa, der internationalen Gemeinschaft zuletzt vor, auf die Ausbeutung der Ölreserven in einem Nationalpark zu verzichten. Der Verzicht sollte durch Ausgleichszahlungen der internationalen Gemeinschaft kompensiert werden. Damals ein einmaliger, innovativer und von Vielen begrüßter Vorschlag – gerade weil damit die Biodiversität des Amazonas als Weltgemeinwohl anerkennt würde.

Die Kirche leistet einen Beitrag zum Überleben der indigenen Völker  und um unserer eigenen Zukunft willen

Nach anfänglichem Applaus der internationalen Gemeinschaft, dazu gehörte u.a. die damalige Bundesregierung, scheiterte das Vorhaben. Seit letztem Jahr wird nun mit der Ausbeutung im Nationalpark Yasuni begonnen. Das alles zu Lasten der dort im und vom Wald lebenden Indigenen. Dies ist derzeit jedoch nur ein Fall von vielen in Ecuador und  anderen Ländern des Kontinentes. Die Ausbeutung von Bodenschätzen wird ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen und die Mitwelt vorangetrieben.

Gut ist daher, dass es das kirchliche Netzwerk Pan-Amazonien (REPAM) gibt. Dieses, sich über alle neun Länder des Amazonasbeckens erstreckende Netzwerk, hat u.a. zum Ziel, die Rechte der dort lebenden Bevölkerung, besonders der Indigenen, zu schützen. Da die Kirche seit Jahrhunderten bis in die entlegensten Regionen anwesend ist, ist sie ein geeigneter Akteur, um sich für die Stärkung der indigenen Gemeinschaften einzusetzen und sich durch diese Option selbst zu erneuern. So leistet Kirche nicht nur einen Beitrag zum Überleben der indigenen Völker, sondern öffnet auch Räume, sich um unserer eigenen Zukunft willen einzubringen. REPAMs Arbeit macht deutlich, dass integrale Ökologie uns alle betrifft. Das aktuelle Hungertuch der MISEREOR-Fastenaktion von dem Künstler Chidi Kwubiri, „Ich bin, weil du bist“, bringt genau dies zum Ausdruck: wir alle sind Teil globaler Veränderungsprozesse!

MISEREOR-Partner zeigen: Ein Leben in Würde ist möglich

Davon haben wir uns auch bei einem Besuch des Exekutivsekretärs von REPAM, Mauricio Lopez, in Quito als auch im Apostolischen Vikariat Puyo überzeugt. In Puyo haben wir mit dem engagierten Team um Bischof Rafael Cob eine Gemeinde besucht. Eine Gesprächspartnerin war Doña Carmen, die uns sehr beeindruckt hat. Doña leitet eine Gruppe von Kunsthandwerkerinnen, die sich „Uru Warmi“ nennen, das bedeutet „Spinnenfrauen“ auf Quichua. In Zusammenarbeit mit der MISEREOR-Partnerorganisation Caritas stellen die Frauen vor allem Töpferwaren her. Dabei geht es um viel mehr als um die Arbeit mit Ton; es geht um die Wiederentdeckung der eigenen kulturellen Wurzeln, um die Steigerung des Selbstbewusstseins und um das Recht politischer Teilhabe. In Ecuador wie auch in Paraguay haben wir derart erfahren: es gibt Zeichen der Hoffnung. Ein Leben in Würde ist möglich.

Ein Beitrag von MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und Malte Reshöft, Leiter der Lateinamerika-Abteilung von MISEREOR. Beide reisten in den vergangenen Tagen gemeinsam durch Paraguay und Ecuador. Zu ihrem Programm gehörten Treffen mit der Fachstelle der Paraguayischen Bischofskonferenz für indigene Fragen (CONAPI), mit vom Sojaanbau betroffenen Kleinbauernfamilien sowie der Forschungseinrichtung BASE IS, die zu Monsanto, Menschenrechtsverletzungen und Ressourcenkonflikten arbeitet. 


Weitere Informationen

Blogbeitrag „Sojaanbau in Paraguay: Entmenschlichung und Verarmung statt Fortschritt“

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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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