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MISEREOR bei Münchner Sicherheitskonferenz: Gerechtigkeit bringt Frieden

Für MISEREOR bedeutete es eine Premiere: Zum ersten Mal war das Werk für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen eines Side-Events auf der Münchner Sicherheitskonferenz präsent.

Diskutierten am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz über zivilgesellschaftliche Konfliktbewältigung und Gewaltprävention: Sven Reuter (Forum ZFD), Moderator Herbert Wulf, MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak und Archimandrite Emanuel Youkhana aus dem Irak, Foto: MISEREOR.

Diskutierten am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz über zivilgesellschaftliche Konfliktbewältigung und Gewaltprävention: Sven Reuter (Forum ZFD), Moderator Herbert Wulf, MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak und Archimandrite Emanuel Youkhana aus dem Irak, Foto: MISEREOR.

Gerne nutzte  MISEREOR  gemeinsam mit den mitveranstaltenden Partnern „Forum ZFD“ und „Münchner Sicherheitskonferenz verändern e.V.“ die Gelegenheit, um den Wert ziviler Konfliktbearbeitung und zivilgesellschaftlichen Engagements deutlich zu unterstreichen.

Zivilgesellschaftliches Engagement macht den Unterschied

Zur Debatte standen bei der Veranstaltung Strategien gegen Terrorismus und gewaltsamen Extremismus. Elisabeth Strohscheidt, MISEREOR-Fachreferentin für Friedensförderung und Konflikttransformation, stellte fest, dass vor allem die Verbesserung der Lebensbedingungen einen entscheidenden Beitrag zur Gewaltprävention darstelle. Das sei ebenso weithin anerkannt wie die Erkenntnis, dass militärische Aktionen alleine nicht geeignet seien, Terrorismus und gewaltsamen Extremismus zu besiegen. Umso dringlicher seien nun Konzepte, die es zivilgesellschaftlich Engagierten ermöglichten, sich stärker an friedenschaffenden und -erhaltenden Maßnahmen und der Veränderung hin zu gerechteren gesellschaftlichen Strukturen aktiv zu beteiligen. Dies gelte insbesondere angesichts zunehmender Diskreditierung und Kriminalisierung von Menschenrechts- und Friedensaktivisten in einigen Konfliktregionen und der Notwendigkeit des Neuaufbaus zivilgesellschaftlicher Strukturen in anderen Gebieten.

Der hochrangige Priester der assyrischen Kirche des Ostens, Archimandrit Emanuel Youkhana aus dem Nordirak, schilderte in bewegenden Worten die multiple Problemlage in seiner Heimat. Nachdem die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates die Kontrolle über die meisten von ihnen eroberten Gebiete im Land wieder verloren haben, stehe der Irak vor der Herkulesaufgabe, die in diverse Ethnien und Regionen zersplitterte Bevölkerung zu motivieren, in friedlicher Koexistenz miteinander zu leben. Es bedürfe gestärkter Nichtregierungsorganisationen und anderer zivilgesellschaftlicher Kräfte, um gemeinsam mit den staatlichen Institutionen Zukunftsperspektiven, Bildung, Arbeit und Einkommen besonders für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu organisieren. „35 Prozent der Menschen im Land leben unter der Armutsgrenze“, beklagte Father Emanuel. Gleichzeitig müsse die Diskriminierung von Teilen der Bevölkerung aufhören. „Der IS ist ja nicht über Nacht gekommen.“ Es sei entscheidend für einen friedlichen Irak, alle Bevölkerungsgruppen einzubeziehen: Sunniten, Schiiten, Kurden, sowie weitere ethnische und religiöse Gruppen, sagte Emanuel, dessen Organisation CAPNI (Christian Aid Program Northern Iraq) von MISEREOR gefördert wird.

Ungerechtigkeit bietet Nährboden für Gewalt

MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak warnte: „Eine Welt, in der eine Mehrheit in nicht ausreichendem Maße Zugang zu wichtigen Gütern hat, um ein Leben in Würde zu führen, ist nicht zukunftsfähig.“ Und wo die Lebensbedingungen dauerhaft von gravierender Ungerechtigkeit geprägt seien, wachse die Gefahr von Gewalt. Dieser Gefahr müsse mit allen verfügbaren politischen, diplomatischen und dabei stets friedlichen Mitteln und einem Bündel an Maßnahmen zur Förderung einer größeren globalen Gerechtigkeit begegnet werden. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 seien hierfür eine wichtige Richtschnur, ebenso die universelle Erklärung der Menschenrechte. Antkowiak kritisierte den weiter vorherrschenden Trend, Konflikte mit militärischen Mitteln zu lösen. Es fehle in vielen Krisengebieten an umfassenden politischen Strategien und im Falle militärischer Aktivitäten an Ausstiegsszenarien – ob in Afghanistan, Syrien oder dem Irak.

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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