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SmartCity – Zukunftsfähiges Stadtkonzept für alle

Die Zahlen machen mindestens nachdenklich, im Grunde sind sie erschreckend: „Weil der Zuzug in die Städte global unvermindert anhält, stehen wir vor der Situation, dass jede Woche weltweit eine neue Stadt für 1,6 Millionen Menschen gebaut werden müsste“, sagte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel auf einer Veranstaltung in der Hochschule für Philosophie in München, bei der über Initiativen für eine gerechte, nachhaltige Entwicklung sozialer Räume in der Stadt in Indien und Deutschland diskutiert wurde.Teilnehmer der Podiumsdiskussion © Wolfgang Radtke / MISEREOR

Anlass war die Eröffnung der MISEREOR-Fastenaktion, die gemeinsam mit der Kirche in Indien den Leitgedanken „Heute schon die Welt verändert?“ in den Mittelpunkt rückt.

Die rasanten Zuwachsraten in den Städten lassen Veränderungen und schnelle Reaktionen unausweichlich erscheinen. Anna Dirksmeier, Indien-Referentin von MISEREOR, prognostizierte, dass im Jahr 2030 etwa 530 Millionen Menschen allein auf dem indischen Subkontinent in Städten leben werden. All diesen Menschen das für ein würdevolles Leben Notwendige zu ermöglichen und ihnen nachhaltige Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, wird angesichts solcher Zahlen zur gewaltigen Herausforderung.

Eins der in letzter Zeit zunehmend diskutierten Konzepte ist die Idee der „Smart City“. Damit sollen Städte zukunftsfest gemacht werden, indem man sie effizienter, technisierter, ökologischer und sozialer organisiert und gestaltet. Was darunter verstanden wird, sei freilich hoch umstritten, erklärte Dirksmeier und zeigte das Bild riesiger Autobahnbrücken, die in Indien im Wesentlichen den Bedürfnissen der Ober- und Mittelschicht zugutekämen, während die weniger Privilegierten durch solche Bauvorhaben häufig schlicht vertrieben würden. Auch mit Umweltschutz hätten derartige Projekte herzlich wenig zu tun, stattdessen sei die Smog-Belastung in der indischen Hauptstadt zeitweise auf ein unerträgliches Maß angestiegen.

Unisono wurde auf der Veranstaltung beklagt, dass insbesondere ärmere Bevölkerungsgruppen in Indien an der Planung von Smart-City-Vorhaben nicht beteiligt würden. Das sei insofern verwunderlich, weil gerade die Bürgerbeteiligung integraler Bestandteil des Smart-City-Konzeptes sei.

Schwester Dorothy Fernandes © Wolfgang Radtke / MISEREOR

Schwester Dorothy Fernandes © Wolfgang Radtke / MISEREOR

„Die Armen könnten zur Stadtentwicklung so viel beitragen, aber man lässt sie nicht. Dabei hat jeder das Recht, an der Gestaltung unserer Welt als gemeinsamem Haus teilzuhaben“, sagte Schwester Dorothy Fernandes, Projektpartnerin von MISEREOR aus dem indischen Patna.

Dennoch sehen Spiegel und Dirksmeier Hoffnung machende Zeichen. Wenn Zivilgesellschaft sich organisiere, in größeren Gruppen für ihre Rechte eintrete und Druck erzeuge, könne einiges erreicht werden. So hätten Menschen in Indien den Abriss ihrer Häuser und die eigene Vertreibung durch massiven Protest verhindert – bis hin dazu, dass sich einige als „lebende Schutzschilde“ vor Bulldozer gestellt hätten. Von ähnlichen Entwicklungen wurde auch aus Brasilien berichtet.

Auch in Deutschland brauche es mehr zivilgesellschaftliches Engagement, forderte Marianne Pfaffinger vom Münchner „Greencity-Project“: „Es gibt für nahezu jedes Thema eine Lobby. Setzen Sie sich also ein für die Belange der Bürgerinnen und Bürger.“ Hier gebe es Nachholbedarf – erst recht, wenn man bedenke, dass Autokonzerne wie VW auf europäischer Ebene an die 200 Interessenvertreter hätten, die die Politik im Sinne des Autoherstellers zu beeinflussen versuchten.

Bischof Theodore Mascarenhas, S.F.X. Generalsekretär der indischen Bischofskonferenz CBCI © Wolfgang Radtke / MISEREOR

Bischof Theodore Mascarenhas, S.F.X.
Generalsekretär der indischen Bischofskonferenz CBCI © Wolfgang Radtke / MISEREOR

Der indische Weihbischof Theodore Mascarenhas zitierte in einem flammenden Appell Mahatma Ghandi: “Be the change that you wish to see in the world“. Es kommt also auf jeden einzelnen an.


Gemeinsam mit der Kirche in Indien geht MISEREOR mit der Fastenaktion 2018 der Frage nach, was wir gemeinsam tun können, damit immer mehr Menschen ein menschenwürdiges und gutes Leben leben können.

www.misereor.de/fastenaktion >

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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