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Unterwegs im Kampf gegen den Klimawandel

Aus Papua Neuguinea: MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel berichtet über seinen Besuch bei der Vollversammlung der Bischofskonferenzen Ozeaniens. 

Begegnung auf der Insel New Irland: Pirmin Spiegel (l.) traf  den langjährigen Katecheten Mr. Leonhard, der eindrücklich von den Klimaveränderungen berichtete. Foto: MISEREOR

Ganz im Sinne von Kardinal John Ribat war der 12. April 2018 der erste Tag der Vollversammlung der Bischofskonferenzen Ozeaniens. Aktuell ist er deren Vorsitzender. Warum war er in seinem Sinne? Den Kardinal, der kein Aufhebens um seine Person macht, treibt die Sorge um den Klimawandel um und das, was ein solcher für die Menschen von Papua Neuguinea und die Inselstaaten Ozeaniens bedeutet. Ebenso, welche Folgen damit auf Neuseeland und Australien zukommen.

Der Klimawandel passiert jetzt

Der Kardinal zögert nicht lange. Gleich bei der Begrüßung kommt er zur Sache: Der Klimawandel ist nicht etwas, das sich in 20 Jahren bemerkbar machen wird. Bereits jetzt leiden die Menschen in Ozeanien darunter. Und Ribat zählt auf: von verstärkten Zyklonen über das Korallensterben bis hin zu untergegangenen Inseln und Migrationsbewegungen. Jetzt muss gehandelt werden. Auf die lange Bank schieben gilt nicht.
Aber dieser 12. April 2018 ist auch ganz im Sinne von MISEREOR. Warum? Thema der drei Referenten, Staatssekretär Kardinal Parolin, Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und mir ist Laudato si, die Enzyklika zur Ökologie und Armutsbekämpfung, die Sorge um das gemeinsame Haus von Papst Franziskus.

Die Prinzipien der Enzyklika „Laudato si“

Kardinal Parolin, die „Nummer zwei“ in der katholischen Kirche, legt den etwa 80 Bischöfen die Bedeutung von „Laudato si“ dar: eben nicht nur für ihre Diözesen und die betreffenden Länder. Mit der Enzyklika gibt Franziskus einen Orientierungs- und Handlungsrahmen für die Menschheit insgesamt, so der Kardinal. Und er führt wichtige Prinzipien der Enzyklika aus, „alles hängt mit allem zusammen“, Dialog auf allen Ebenen, Fähigkeiten, der Natur zuzuhören, integrale Ökologie und ein Kurswechsel hin zur ökologischen Bekehrung. Gegen eine globale Indifferenz und einen Individualismus gilt es eine grundlegende Ausrichtung auf das Weltgemeinwohl und die Sorge um das gemeinsame Haus, in dem alle leben können, voranzutreiben.

Trügerische Idylle: Bereits jetzt leiden die Menschen der Pazifik-Inseln unter verstärkten Zyklonen und Umweltschäden als Folgen des Klimawandels. Foto: MISEREOR

 Über die Tragik von guten Erklärungen und politischer Realität

Was den Klimawandel anlangt, lässt es in bewährter und stringenter Weise Ottmar Edenhofer vom PIK an Klarheit nicht fehlen. Und das ist wichtig. Denn in Australien sind die Klimaskeptiker immer noch nicht selten. Mit seiner brillanten wissenschaftlichen Kompetenz greift Edenhofer gerade die brisanten Fragen und Konfliktlinien auf, in ganz besonderer Weise das entscheidende Thema „Kohle“. Überzeugend und gewinnend wirkt er, da er die Australier nicht in der Schmuddelecke stehen lässt, sondern gerade am Beispiel Deutschlands die Tragik von guten Erklärungen – wie das Klimaabkommen von Paris 2015 – der tatsächlichen Realität, dem politischen, ökonomischen und sozialen Handeln gegenüber stellt. Bestechend und beeindruckend gerade für die Bischöfe ist Edenhofers Argumentation, da er ökonomische mit ethischen Fragen verbindet und die Brücke zur Spiritualität schlägt. Was Kardinal Ribat an Leiden der Menschen in Ozeanien aufwarf und Kardinal Parolin an einzelnen Grundprinzipien der Enzyklika des Papstes beschrieb, handelte Edenhofer aus wissenschaftlicher Sicht ab – fundiert und überzeugend mit Untersuchungsdaten, die auch Ozeanien betreffen. Das sitzt.

Zerstörerische Ausbeutung der Tiefsee

Komplementär dazu berichte ich vom Projekt des Tiefseebergbaus. Am Meeresgrund der Ozeane lagern große Mengen wertvoller Rohstoffe. Ihre angedachte Ausbeutung bedeutet ein Risiko für die Umwelt und provoziert Konflikte. Ich traf in den Tagen vor der Vollversammlung im Norden Papua Neuguineas Menschen, die große ökologische Schäden durch den Tiefseebergbau befürchten. Menschen, die nicht adäquat informiert und befragt sind bezüglich des Projektes. Menschen, die keine Antworten auf ihre Fragen erhalten. Sie sorgen sich um das bisher am wenigsten erkundete Ökosystem der Erde. Deshalb formiert sich Widerstand gegen den Tiefseebergbau. Dieses Thema wird die Menschen hier in Ozeanien noch lange beschäftigen – und uns bei MISEREOR auch!

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Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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