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Kongress „Entwicklung findet Stadt“ – Blick nach vorn zum Sechzigsten

Statt einer Rückschau lenkte MISEREOR zum sechzigsten Geburtstag den Blick nach vorn. Der Jubiläums-Kongress von MISEREOR stand unter dem Motto „Entwicklung findet Stadt“. Gemeinsam mit der internationalen theologischen Zeitschrift CONCILIUM ging es um drängende Zukunftsfragen, für die es immer auch ethische Antworten braucht.

Pirmin Spiegel, MISEREOR, Bischof Georg Bätzing, Limburg, und Concilium-Präsident Felix Wilfred.

Gespannte Erwartung der „Chefs“ der drei Veranstalter: Pirmin Spiegel, MISEREOR, Bischof Georg Bätzing, Limburg, und Concilium-Präsident Felix Wilfred. Foto: MISEREOR|Radtke

Zukunft wird in der Stadt entschieden

Die Zahlen machen schwindelig: In China ist in den vergangenen zwei Jahren soviel Zement verbaut worden wie in den USA im gesamten 20. Jahrhundert. Die indische Hauptstadt Delhi wächst jährlich um 800.000 Menschen. Und im Jahr 2050 werden 7 Milliarden Menschen in Städten leben.

Und hinter diesen Zahlen stecken gewaltige Herausforderungen. Schon jetzt leben in den meisten Ländern die Mehrzahl der Stadtmenschen unter menschenunwürdigen Bedingungen – ohne Strom, Wasser, Toiletten, Müllabfuhr. Dazu kommt die Klimakrise. Mega-Städte wie Mumbai oder Lagos sind schon jetzt immer häufiger von Überschwemmungen oder Wirbelstürmen betroffen. Andererseits ist der in Städten gelebte Lebensstil der Mittel- und Oberschicht ein Haupttreiber für genau diese Klimakrise.

Dirk Messner

Dirk Messner erklärt eindrucksvoll, warum beim Kampf gegen die Klimakrise die Zeit knapp wird. | Foto: Misereor/Radtke

Die Zukunft der Menschheit entscheidet sich also in der Stadt. Aber wie können wir diese zum positiven wenden? Besonders in schwierigen politischen Zeiten wie diesen? Mit Geld, Wissen und Technologie: alles sei vorhanden. So lautet der einfache Teil der Antwort von Dirk Messner vom Deutschen Institut für Entwicklungpolitik. Der schwierigere Teil lautet: “Wenn wir das 21. Jahrhundert einigermaßen überstehen wollen, brauchen wir globale Kooperation. Und eine umfassende normative und kulturelle Transformation“. Deshalb wird wertebasierten Organisationen wie MISEREOR hier eine besondere Rolle zuteil.

Wie Religion Städten positive Impulse geben kann

Das ausgerechnet Religion bei der Lösung globaler Probleme eine Rolle spielen soll, verwundert aus deutscher Sicht vielleicht. Aber im Leben der Mehrzahl aller Menschen spielt Religion eine zentrale Rolle. Tendenz steigend. Das betont die irische Professorin Linda Hogan in ihrem Beitrag. Und gerade deshalb ruft CONCILIUMS-Präsident Felix Wilfred dazu auf, „Glaube und Religion in den Dienst der Zukunft zu stellen“. Für den indischen Theologen können Glaube und Theologie der Stadt ein humaneres Gesicht geben und zum „Katalysator für sozialen Zusammenhalt, Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Gleichheit“ werden.

Felix Wilfred

Felix Wilfred, Universität Madras-Chenai, Indien. Der CONCILIUM-Präsident führt aus, wie Glaube und Theologie der Stadt ein humaneres Gesicht geben können. | Foto: MISEREOR/Radtke

Stadtplanung im Dienste der Armen

Den Grundsatz-Beiträgen folgten viele konkrete Beispiele von MISEREOR-Partnern, die in städtischen Armenvierteln arbeiten. Sie alle fordern, die Armen bei Stadtplanung,  Wohnungsbau und Verkehr in den Fokus stellen. Investitionen in Städten sollten den ärmsten 40 Prozent der Menschen und nicht den reichsten fünf Prozent, wie zur Zeit, zugute kommen. Soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz gehörten zusammen, wie auch Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudatio Si´“ ausführt.

Shereza Sibanda

Shereza Sibanda,  Inner City Resource Centre. Die Frauenrechtsaktivistin kämpft im südafrikanischen Johannesburg gegen die Vertreibung der  Armen aus der Innenstadt. | Foto: Misereor/Radtke

Und ganz ohne Veränderungen gängiger Lebensstile wird es nicht gehen. Pirmin Spiegel ist überzeugt, dass die Handlungsansätze MISEREORs in Städten wichtig sind: „Wir müssen den sozial-ökologischen Wandel aus der Perspektive des globalen Südens angehen. Die Entwicklung unserer Städte kann nicht zukunftsgerecht geschehen, wenn 80 Prozent der Betroffenen bei den Planungen gar nicht mit am Tisch sitzen. Die Alternativen für eine nachhaltige und gerechte Zukunftsgestaltung liegen auf dem Tisch. Wir müssen sie jetzt umsetzen.“


Mehr zum Kongress…

… der Kongress in den Sozialen Medien

Geschrieben von:

Ansprechtpartnerin

Marianne Pötter-Jantzen ist Referentin für Kampagnen und Dekolonialisierung bei Misereor.

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