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Brasilien: Aktivisten befinden sich seit drei Wochen im Hungerstreik

Sechs Arbeiter und Arbeiterinnen aus verschiedenen Teilen in Brasilien und ein Franziskanerbruder befinden sich seit dem 31. Juli im Hungerstreik. Ihr Protest richtet sich gegen das politische Chaos im Land, gegen die zunehmende Armut und eine Justiz, welche die öffentliche Meinung ignoriert und die brasilianische Konstitution willkürlich auslegt. 

Stefan Kramer im Gespräch mit den Streikenden

Stefan Kramer im Gespräch mit den Streikenden.

Der deutschstämmige Ordensbruder und Leiter der Kleinbauernbewegung „Movimento dos Pequenos Agricultores“, Frei Sergio Görgen erinnert sich noch zu gut an die Zeiten, an denen er Kinder beerdigte, die an Unterernährung starben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Land wie Brasilien auf die Karte des Hungers zurückkehrt“, appelliert er.

Protest für die Freilassung des ehemaligen Präsidenten Lula da Silva

Die Verzweiflung steht den Streikenden ins Gesicht geschrieben. Ihr Protest richtet sich gegen die zunehmende Ungleichheit im Land, gegen den Verlust an sozialen und demokratischen Rechten und für die Freilassung des ehemaligen Präsidenten des Landes, Lula da Silva. Dieser wurde im April dieses Jahres von brasilianischen Gerichten zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Und das, obwohl den Gerichten nach wie vor eine sehr dünne Beweisgrundlage vorliegt. Wie viele andere Menschen im In- und Ausland, darunter auch die Menschenrechtskommission der UNO, fordern die Aktivisten, dass der in Haft sitzende Lula zu den Präsidentschaftswahlen in Brasilien im Oktober zugelassen wird. Die Anzahl derjenigen Brasilianerinnen und Brasilianern, die sich Lula als neuen Präsidenten wünschen, wächst seit seiner Verhaftung im April stetig. Inzwischen steig die Zahl der Unterstützer Lulas auf  37 %. Insbesondere bei der armen Bevölkerung genießt er nach wie vor ein hohes Ansehen. Weit abgeschlagen in der Reihe der Präsidentschaftsanwärter erfolgen Rechtspopulist Jair Bolsonaro mit 18 % der Stimmen und die Umweltaktivistin Marina Silva mit 6 % sowie weitere zehn Kandidaten. 

Große Solidarität mit den Streikenden in Brasilien

Muskelschwund, Schwächeanfälle und Gliederschmerzen: Einige der Streikenden sind bereits bettlägerig.

Muskelschwund, Schwächeanfälle und Gliederschmerzen: Einige der Streikenden sind bereits bettlägerig.

Viele Organisationen der Sozialbewegung in Brasilien, darunter Menschenrechtsverteidiger und christliche Einrichtungen, solidarisieren sich mit den Hunger-Streikenden, die  inzwischen an Muskelschwund, Schwächeanfälle und Gliederschmerzen leiden und teilweise bereits bettlägerig sind. Trotzdem ist die aus zwei Frauen und fünf Männern bestehende Gruppe, darunter der sechzigjährige Vilmar Pacífico der Landlosenbewegung MST,  bereit bis ans Äußerste zu gehen und für ihren Kampf für eine bessere Gesellschaft ihr Leben aufs Spiel zu setzen. „In meinem Kampf gegen Armut und für mehr Gerechtigkeit habe ich nichts mehr zu verlieren“, erklärt Vilmar uns im Gespräch.

Die brasilianische Bischofskonferenz bemüht sich derweil um einen Dialog mit dem Obersten Gerichtshof Brasilien, um schnellstmöglich eine Lösung herbeizuführen.


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zum Thema „Brasilien“ in unserem Blog: blog.misereor.de/tag/brasilien/

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Stefan Kramer leitet die MISEREOR Dialog- und Verbindungsstelle in Brasilia/Brasilien.

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