Nadja macht ihren Freiwilligendienst in Malawi, genauer in der St. Mary‘s Girls Secondary School in Karonga. Die 24-jährige betreut dort den Computerraum der Schule, gibt Computerstunden und hilft auch so beim Unterrichten mit. Nach ihrem Lehramtsstudium in Deutschland, welches sie im April abgeschlossen hat, bietet dieser Freiwilligendienst eine wunderbare Chance, in das Schulleben eines anderen Landes einzutauchen. In diesem Blog erfahrt ihr, was Nadja während ihrer Zeit in Malawi erlebt und wie sie die neue Kultur, die Menschen und einfach das Leben dort kennenlernt.
31.Oktober 2019
Nachhaltige Gedanken aus dem Rückkehrertreffen 2019
Der November steht vor der Türe und damit auch bald der erste Winter in Deutschland seit meiner Ausreise nach Malawi im Juli 2018. Ein grauer Monat mit nebeligen Aussichten. Nicht aber, wenn das Rückkehrertreffen ansteht, an dem ich nun als jüngste Generation von Rückkehrern zum ersten Mal teilnehme.
In Kronberg in der Nähe von Frankfurt trudeln am Halloween-Abend nach und nach die Misereor-Freiwilligen verschiedener Generationen ein, um sich gemeinsam dem Thema Materielle Nachhaltigkeit, alternative Lebensformen und die Auswirkungen von Konsum auf Natur und Lebensweisen im globalen Süden zu widmen. Das ist mal ein Wort…naja ganz viele Wörter. Und alle brandaktuell und in aller Munde.
Mit dem Aufeinandertreffen von Freiwilligen aus verschiedenen Generationen treffen auch viele positive Erinnerungen und Gedanken an vergangene Freiwilligendienste aufeinander. Aber auch kritische Gedanken an unsere Welt oder besser gesagt kritische Gedanken über unser Verhalten in der Welt. In dieser einen Welt, wo wir einerseits in Deutschland leben, einem Land des Globalen Nordens, und andererseits alle auch Erfahrungen in einem Land des Globalen Südens gemacht haben.
Beim Ankommen und Kennenlernen wird schnell klar, was es für mich bedeutet ein Rückkehrer zu sein. Nicht nur der Auslandsaufenthalt verbindet uns, sondern vielmehr noch die Gedanken, die bei uns allen daraus entstanden sind. So entsteht für mich ganz schnell eine Atmosphäre des Vertrautseins und des ganz unter uns Seins. Das mit dem ganz unter uns ist tatsächlich an diesem Rückitreffen ein besonderes Thema, da es das erste Treffen ist, das komplett von den Rückis selbst organisiert wurde.
Am Freitagvormittag gestaltet den ersten Workshop dann auch die ehemalige Tansania-Freiwillige Doro zum Thema ‚Materielle Nachhaltigkeit: Werte und Anforderungen‘ machen wir uns auf einer persönlichen Ebene Gedanken darüber, welche Werte sowohl für mich als Individuum als auch für mich als Teil einer Gemeinschaft wichtig sind. Solidarität, Selbstverwirklichung, Demut, Toleranz, Akzeptanz, Ehrlichkeit…auch bzw. vor allem auch zu sich selbst. Aus diesen Werten entstehen Anforderungen für das alltägliche Leben, die mich schnell in eine Art Ohnmachtsgefühl versetzen können.
Was soll ich kaufen? Die in Plastik verpackten Tomaten aus der Region oder die losen Tomaten aus Spanien? Kann ich überhaupt irgendetwas richtig machen? Diese Fragen erzeugen Ratlosigkeit und ein Gefühl von Ohnmacht. Daher hat es mir besonders gut getan, am Ende des Workshops mit der sogenannten 4-k-Methode ein persönliches Ziel zusetzen, das uns eben nicht verzweifeln lässt:
Klein, konkret, zunächst über kurze Zeit, konsequent.
Wir können nicht gleich die ganze Welt retten. Vielleicht ist sie auch nicht mehr zu retten? Oder sie muss gar nicht gerettet werden, sondern wir müssen einfach respektvoll auf ihr leben. Zumindest können wir aufgrund solcher verwirrender Gedanken trotzdem auf keinen Fall nichts tun.
Wer kann folgen? Um es auf den Punkt zu bringen: Wir können ganz viel tun. Z.B. konsequent fair gehandelten Kaffee kaufen, Nudeln unverpackt und Milch in Glasfalschen. Und so hat jeder von uns ein kleines Ziel gesetzt. Und siehe da. Schon werden 26 kleine Ziele zu einer positiven konkreten Veränderung in dieser Welt.
Am Nachmittag bekommen wir Besuch. Unter dem Titel Transformation konkret gibt uns der Misereor-Experte für Landwirtschaft Hermann Rupp zunächst einen informativen Input zu verschiedenen Zusammenhängen im Bereich Klimawandel, Landwirtschaft und Agrarindustrie. Ein Zitat bleibt mir ganz besonders in Erinnerung:
„Wir brauchen keine Agrarindustrie, um die Welt zu ernähren.“
70 Prozent unserer Lebensmittel kommen von kleinbäuerlichen Betrieben. Wohin gehen die Erzeugnisse industrieller Landwirtschaft? In welche Konsumgüter fließen sie und können wir auf diese Güter nicht verzichten?
„Verzicht muss kein Weniger bedeuten. Verzicht kann ein Mehr bedeuten.“, so Hermann Rupp.
Aus informativem Input wird eine interaktive offene Gesprächsrunde, in der Platz für alles ist: Diskussionen, Zweifel und am Ende vor allem das Wissen, dass wir mit unseren Anliegen nicht alleine sind. Immer wieder wird der Diskurs auch auf unsere Erfahrungen während unseres Freiwilligendienstes gelenkt. Wir alle haben in unseren Einsatzländern einen anderen Lebensstandard kennengelernt und müssen uns mit der Frage auseinandersetzen: Braucht unser Lebensstandard die Armut des globalen Südens? Wie können wir es zulassen, dass wir auf Kosten anderer leben?
Wir greifen unsere Ziele von Doros Workshop auf und tauschen uns gemeinsam über weitere Schritte zur Veränderung aus. Ein riesengroßes Dankeschön nochmal an Hermann Rupp!
Nachdem unsere Köpfe rauchen, kommt Johannas praktischer Workshop, den sie Self-Made-Nachhaltigkeit nennt, wie gerufen. In kleinen Gruppen stellen wir aus einem alten Bettlaken (mit Retro-Blümchenmuster) und Bienenwachs super angesagte Wachstücher her. Sie eignen sich, um frisches Gemüse darin einzuwickeln und somit länger aufzubewahren. Natürlich kann man auch das hummusbestrichene Pausenbrot darin einwickeln. Es ist übrigens auch eine schöne Geschenkidee zu Weihnachten. Und das Schönste war, wie man richtig spürte, wie viel Freude wir alle dabei hatten.
Obwohl meine Beschreibung zu diesem Tag nun schon eine Seite lang geht, ist er noch lange nicht vorbei. Im Nachhinein finde ich es ziemlich verrückt, wie viel wir an einem Tag gemacht haben. Aber da sieht man mal.
Im Laufe des Abends entstehen in Kleingruppen auch noch viele kleinere Produkte unserer gemeinschaftlichen Kreativität. Unter anderem:
- verschiedene Ideen für Videobotschaften nach Aachen,
- eine Stellwand mit Vorschlägen zu Büchern, Filmen, Dokus zum Weiterinformieren,
- eine Stellwand mit einem Jahresüberblick an Aktivitäten, die 2020 im Rahmen der Misereor-Familie anstehen, und
- ein Whiteboard voll mit Ideen für sinnvolle Jahreschallenges, die wir gemeinsam anpacken wollen.
Zu guter Letzt schließen wir den Tag damit ab, alle gemeinsam die Dokumentation Tomorrow anzuschauen. In dem Film geht es um Projekte überall auf der Welt, die versuchen Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Lebens umzusetzen. Ich merke, wie es in diesem Film letztlich um nichts anderes geht, was wir in unserer kleinen Gruppe hier auch versuchen: Wege zu finden, gemeinsam positiv in die Zukunft zu schauen.
Am Samstagvormittag beschäftigen wir uns mit einem grundlegenden Thema, das uns alle auch während unseres Freiwilligendienstes beschäftigt hat: Was macht uns glücklich? Wie und wann sind wir glücklich? Maria, ehemalige Timor-Freiwillige, gibt uns Einblicke in die Positive Psychologie, die unter anderem erforscht, welche Aspekte einen Menschen glücklich machen. Nach einem Modell von Lyubowsky tragen äußere Umstände nur 10 Prozent zum Glück eines Menschen herbei. Keine überraschende Nachricht, wenn wir über unsere Zeit in verschiedenen Ländern des globalen Südens nachdenken.
Was hat dieses Thema mit der materiellen Nachhaltigkeit zu tun? Ich würde sagen, es ist der Kern für die Veränderung. Denn wir alle streben schließlich danach glücklich zu sein. Also muss es darum gehen, zu überlegen, welche Lebensweise uns glücklich macht und wie diese mit einer nachhaltigen Lebensweise vereinbar ist. Glück und Konsum – diese Begriffe werden immer wieder miteinander verwendet. Welcher Konsum kann uns glücklich machen? Letztlich nur der, der auch im Einklang mit der Natur und Umwelt steht.
Im Laufe des Vormittags macht uns schließlich aber auch der Besuch von Tobi glücklich. Pünktlich, um mit uns auf Exkursion zu gehen: auf den Dottenfelder Hof, einen Demeter-Hof in der Nähe von Frankfurt.
Nach einer Anreise mit tollen Gesprächen und einem witzigen Videodreh für eine Videobotschaft an Anna erreichen wir den Hof außerhalb der Stadt. Nach kurzem Zeitvertreib in dem Hofladen empfängt uns eine nette Teilhaberin des Hofes. Mit ihr erhalten wir exklusive Einblicke in das Leben auf dem Demeter Hof. Die Kühe werden liebevoll gefüttert und wir dürfen sogar bei der Mama-Kind-Zeit der Kühe mit ihren Kälbern dabei sein.
Demeter ist der älteste Bioverband in Deutschland. Demeter-Landwirte bewirtschaften ihre Felder biodynamisch, das heißt in einer lebendigen Kreislaufbewirtschaftung, die das Ziel hat, alle Ressourcen aus der eigenen biologischen Landwirtschaft innerhalb eines Kreislaufs zu halten. Was für mich zusätzlich neu war, ist die Info, dass diese Art der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise auf Impulse Rudolph Steiners zurückgeht.
Während der Führung und einem tollen Austausch mit der Hofbewohnerin, entstehen bei mir weitere Ziele, die eine Brücke zum vorherigen Tag schlagen… Seit dem Rückiwochenende kaufe ich regelmäßig leckeres „Demeter-Gemüse“.
Zurück in unserer Herberge, planen wir noch einen gemütlichen bunten Abend und den Ablauf des nächsten Tages, an dem einige von uns ganz früh morgens zum Flughafen fahren werden, um unsere beiden neuen Süd-Nord-Freiwillige aus Malawi und Sambia zu empfangen. (Worüber ich mich als ehemalige Malawi-Freiwillige natürlich ganz besonders freue!). Davor jedoch lassen wir die Erlebnisse der letzten beiden Tage mit einer gemütlichen spirituellen Abschlussrunde sacken. Bei Kerzenlicht, einer Geschichte und nachdenklicher Musik wird mir ganz warm ums Herz.
Denn trotz aller Zweifel und Ratlosigkeit zwischendurch… gemeinsam können wir immer wieder so ein besonderes Gefühl der Hoffnung hervorbringen. Und das ist ein Schatz, der uns niemals genommen werden kann. Niemals, solange wir uns immer wieder zusammenfinden. Und sei es nur einmal im Jahr. In diesem Sinne freue ich mich auf das nächste Rückitreffen.
06. Mai 2019
Wenn viele kleine Menschen,
an vielen kleinen Orten,
viele kleine Schritte tun,
dann verändern sie das Gesicht der Welt.
Mit diesem Gedanken habe ich mich von Freunden, Bekannten und Familie im Juli letzten Jahres verabschiedet.
Mit diesem Gedanken werde ich mich bald von Freunden, Bekannten und meiner Schulfamilie hier verabschieden.
Und es bricht mir das Herz.
Der Gedanke daran, dass wir gemeinsam diese Welt gestalten, tröstet mich. Wir tun alle unsere kleinen Schritte – in Malawi und in Deutschland. Wir sind füreinander da und tauschen uns aus. Wir formen diese Welt und unsere Zukunft und ich bin dankbar, dass ich erfahren durfte, wie die Menschen hier ihre Schritte gehen und ihren Alltag leben und meistern. Ein Hoch auf WhatsApp, das fast all unsere Freunde benutzen. So können wir in Kontakt bleiben.
Der letzte Monat meines Freiwilligendienstes ist angebrochen und die Zeit vergeht erbarmungslos schnell. Nach zwei Wochen Osterferien, in denen wir viel Zeit mit unseren Kollegen verbracht haben, starten nun die letzten vier Schulwochen für uns, bevor es in die traurige “Abschiedswoche” geht. Die letzten Wochen verbringen wir mit Sportstunden, Computerstunden, netten Gesprächen, Ausflügen zum See, Ausflügen in die Stadt, Motorrad-Taxi fahren, Fahrrad-Taxi fahren usw. Und natürlich damit, unseren Abschied zu planen. Das ist schwierig, da schmerzhaft, aber sehr wichtig. Um die Melancholie dabei noch zu steigern, möchte ich meinen letzten Blogeintrag aus Malawi als Rückblick auf die letzten Monate seit meiner Ankunft gestalten. Mit dem Motto: Viele kleine Schritte verändern das Gesicht der Welt.
10 Monate an der St Mary’s Karonga Girls Secondary Schule: Was habe ich nicht alles mitbekommen?!
Freudige Erlebnisse innerhalb unserer Schulfamilie! Eines gewöhnlichen Tages in der morgendlichen Lehrerbesprechug verkündet uns die Schulleiterin, dass wir ein neues Mitglied in der Familie haben…ein Babygirl namens Aretha. Aretha ist die Tochter von Mr und Mrs Mawowa, beide Lehrer an unserer Schule. Die Freude war und ist riesengroß. Die Kleine ist mittlerweile ca. sieben Monate alt. Luna und ich leben länger in Malawi als sie. Das ist witzig und verrückt. Dabei merke ich, wie viel Zeit wir hier verbracht haben und wie sehr wir in das Leben eingetaucht sind.
Ein weiteres freudiges Erlebnis war das 50-jährige Ehe-Jubiläum unserer Schulleiterin Martha mit ihrem Mann Benedict. Beide sind sehr wichtige Menschen für uns hier an der Schule. Das Fest wurde im großen Stil gefeiert. Der Bischof von Karonga las die Messe, die Braut trug ein weißes aufwändiges Kleid und es wurde getanzt, getanzt, getanzt! Ich habe noch nie und werde wahrscheinlich nie mehr so eine pompöse Silberhochzeit miterleben.
Wir haben noch mehr gefeiert: Weihnachten im Nationalpark, Ostern mit internationalem Osterbrunch mit unseren Kollegen und Freunden und ihren Familien. Darunter je zwei Schwestern aus Indien und Togo. Lunas Geburtstag mit der ersten Mangoernte in Malawi, meinen Geburtstag mit strahlendem Sonnenschein am Strand. Kenneth’ Geburtstag mit einem supersüßen Geburtstagskuchen. Lustige und tanzvolle Hauspartys mit den feierlaunigsten Lehrern im Kollegium. Und und und.
A propos Kollegen… Wir haben miterlebt, wie nach und nach alle Lehrerhäuser bei uns auf dem Campus bezogen wurden. Die Schule wächst und wächst. Als wir ankamen, waren all unsere vier Nachbarshäuser leerstehend. Jetzt sind alle voll. Das ist eine super Entwicklung, da dem Lehrermangel so gut es geht entgegengewirkt wird. Während mit der Zeit alle Häuser bezogen wurden, gab es einen regen Wechsel in unserem unmittelbaren Nachbarshaus. Wir haben drei verschiedene Familien darin miterlebt. Und nein, wir waren nicht der Grund für deren Auszüge 🙂
Aktuell lebt Familie Simkonda mit ihren fünf liebenswerten Kindern neben uns. Neben ihrem Haus wiederum steht das – wie wir es getauft haben- Bachelorhaus. Darin wohnen drei unserer vielen Junggesellen-Kollegen. Wobei wir von einem der Bewohner erst vor einigen Tagen erfahren haben, dass er doch bereits verheiratet ist… Was für eine Neuigkeit! Für uns bleibt es aber weiterhin das Bachelorhaus.
Insgesamt gab es während der neun Monate viele weitere Veränderungen auf dem Campus. Mittlerweile gibt es eine Steinmauer um das gesamte Schulgelände, unser Haus (und das Bachelorhaus natürlich) eingeschlossen. Die Mauer hat sicherlich viele positive Aspekte, aber leider stört sie an vielen Stellen die wunderschöne Aussicht auf das umliegende Land.
Auch eine schicke neue Maismühle wurde aus dem Nichts direkt neben dem Campus errichtet. Das ist eine große Erleichterung für die im Umkreis wohnenden Familien sowie für die Schule.
Was hat sich im Schulleben so getan? Wir haben zwei komplette Terms (Unterrichtswochen zwischen den Ferien) miterlebt und mitgearbeitet und schließlich auch die End-of-Term-Exams mitbekommen. Die letzen beiden Wochen im Term, sind ausschließlich zum Examenschreiben geplant. Das sind zwei besondere Wochen im Term. Es herrscht sozusagen Ausnahmezustand. Die Schülerinnen sind fließig am Lernen (was sie sonst auch sind) und Prüfungen schreiben, die Lehrer fleißig am Korrigieren und Aufsicht halten. Sonst findet kein anderes Programm statt, nicht einmal der wöchentliche Mittwochsgottesdienst. Eine interessante Erfahrung, die ich an einer deutschen Schule wohl nie machen werde. Das ist eher wie an der Uni, wenn am Ende des Semester alle Prüfungen innerhalb weniger Wochen anstehen.
An unserem Hauptarbeitsplatz, dem Computerlab, ist vieles geschehen. Wir haben fleißig mitgewirkt, ein Programm zu etablieren, in das die Lehrer die Ergebnisse der Examen eintragen können, sodass die Zeugnissenoten automatisch ausgerechnet und ins Zeugnis eingetragen werden. Das spart eine Menge Zeit und Arbeit.
Wir haben mitbekommen, wie 26 neue Laptops an die Schule geliefert wurden und waren dafür verantwortlich deren Nutzung in den Schullalltag der Mädchen sinnvoll einzugliedern.
Mittlerweile leihen sich die Schülerinnen zu bestimmten Zeiten, die Laptops aus und nutzen sie zum Lernen oder zum Refreshen.
Ach, es ist so viel passiert und ich kann nicht glauben, dass mein Freiwiligendienst zu Ende geht. Eine besondere Zeit im Leben. Ein neuer Abschnitt wird in Deutschland losgehen. Nicht nur, weil ich dort in einen neuen Job starte, sondern vielmehr, weil ich mit all meinen Erfahrungen, die ich gemacht habe, nicht mehr dieselbe Person bin wie vorher. Und das ist gut so.
Viele kleine Schritte verändern das Gesicht der Welt. Und sie haben mein Gesicht verändert, meinen Blick auf die Welt.
Ich vermute, dass es meinen Mitfreiwilligen von Misereor überall auf der Welt, ähnlich geht. Der Frewilligendienst ist eine ganz besondere Chance, die Welt und sich selbst kennenzulernen. Ich denke ich kann im Namen von uns allen sprechen, wenn ich sage, DANKE! Danke an unsere Partnerorganisationen, an die MISEREOR-Familie, ganz besonders an Anna, Katha, Tobi und Eva (die Freiwilligendienst-Verantwortlichen), an unsere Freunde und Familien in unseren Einsatzländern und in Deutschland und an alle Menschen, die uns ein Lächeln oder ein Schmunzeln aufs Gesicht gezaubert haben, die uns Stoff zum Nachdenken und Einblicke in eine andere Kultur und Lebensweise gegeben haben.
Ich nehme keine Sekunde von dem, was ich erlebt habe, als selbstverständlich und ich will diese Erfahrungen so gut es geht in mein “Rückkehrerleben” in Deutschland einfließen lassen.
Ich nehme mir vor, noch einen Blog aus Deutschland zu schreiben. Dort steht im Juli das Rückkehrerseminar bei MISEREOR an, bei dem es das ganz große Wiedersehen unseres Freiwilligenjahrgangs gibt. Ich freu mich sehr darauf. Mal sehen, welche kleinen Schritte wir gemeinsam noch gehen werden.
In diesem Sinne bis bald und ein kleiner Verweis auf unseren Spendensolitopf von uns Freiwilligen.
Liebe Grüße
Nadja
07. März 2019
Müll über Müll – In Deutschland mehr als hier
Gelbe Tonne, Braune Tonne, Schwarze Tonne, blaue Tonne. Ein festgelegter Plan, wann welche Tonne vor meiner Haustüre in Deutschland abgeholt wird. Ein gutes System. Für mich gibt es wenig zu tun, außer den Müll in die richtige Tonne zu werfen. Glascontainer, Altmetallcontainer, Wertstoffhof, Sperrmüll. Ich habe für jede Art von Abfall eine Möglichkeit, diesen so aus dem Haus zu schaffen, dass ich kein blödes Gefühl dabei habe. Im Gegenteil. Ich fühle mich sehr gut dabei, denn schließlich bringe ich den Müll ordnungsgemäß weg. So als wäre es in Ordnung so viel Müll zu produzieren, solange ich ihn stets entsprechend entsorge und er nicht im Straßengraben landet.
Hier in Malawi sehe ich oft Müll im Straßengraben. Vor allem viele dünne kleine blaue Plastiktüten, in denen das Gemüse vom Markt gepackt wird.
Erster Gedanke dabei: hässlich, eklig, soooo viel Müll. Dazu kommt, dass der Müll regelmäßig und meistens direkt an Ort und Stelle, wie zum Beispiel dem Straßengraben, verbrannt wird. „Krass, hier wird der ganze Müll einfach verbrannt.“ Ein Gedanke, der unbewusst und unreflektiert so schnell kommt, weil ich diesen Anblick von meinem Zuhause in Deutschland nicht kenne. Man wird dazu verleitet, diese Vorgehensweise als umweltunfreundlich oder umweltschädigend zu verurteilen. „Für was die ganzen kleinen Plastiktüten?“
Luna und ich wohnen zwischen verschiedenen malawischen Haushalten. Von Junggesellen-WG bis zur 6- oder gar 8- köpfigen Familie. Und wir produzieren MIT ABSTAND den meisten Müll dort. Dabei verzichten wir weitestgehend auf die blauen Plastiktüten vom Markt. Shampooflaschen, Safttüten, Mückenspray-Dosen, Nutella-Gläser, Schokoladeneinwickelfolie, usw. Alles Abfall, den sich eine durchschnittliche malawische Familie nicht zu Schulden kommen lässt. Und da beschwere ich mich über ein paar blaue kleine Plastiktüten?
Erst hier in Malawi wurde mir richtig vor Augen geführt, wie naiv ich in Deutschland doch gelebt habe. Wo geht mein Müll in Deutschland eigentlich genau hin? Natürlich wird er auch zu großen Teilen verbrannt.
Wieso besitze ich 10 Stoff-Beutel, wo doch auf die CO2-Emissionen bei der Produktion eines Jute-Beutels ca. 160 Plastiktüten kommen? Wie kann es sein, dass man sich mehr umweltbewusst fühlt, wenn man im Supermarkt dann noch so eine Stofftasche kauft, anstatt eine Plastiktüte? Immerhin habe ich seit langer Zeit keine Tüten oder Taschen mehr im Supermarkt gekauft. Ich nehme, wenn ich meine Tasche vergessen habe, einen alten Karton mit. Aber wie kann es überhaupt sein, dass es mir immer noch passiert, dass ich eine Tasche vergesse? Wo ich doch 10 Zuhause hängen habe.
Deutschland ist ein Entwicklungsland. Wir müssen uns entwickeln und erkennen, was unser Konsumverhalten für diese Welt bedeutet. Und zwar das ganz individuelle Verhalten. Mein Gang zum Supermarkt und mein voller Vorratsschrank und mein voller Kleiderschrank.
Hier in Malawi merke ich, wie unglaublich viel Müll ich eigentlich wirklich produziere. In Deutschland ist mir das nie so klar und deutlich aufgefallen. Zumindest nie so extrem, dass ich mein Handeln wirklich sofort zum Ändern gezwungen sah, denn bisher habe ich eben nie vor Augen geführt bekommen, dass man auch ohne Probleme anders leben kann. Zuhause war ich bisweilen schon manches Mal stolz auf mich, als ich anstatt der eingeschweißten Bio-Gurke, doch die lose herkömmliche gekauft habe. Natürlich ist das schon besser, als gar nicht darüber nachzudenken. Aber genug ist es allemal nicht. Dabei kommt mir eine Zeile aus einem meiner Lieblingslieder in den Sinn: „Es gibt wenige, die machen, aber reden können viele.“
Man bekommt so viel mit über Klimawandel, dem Aufruf zum nachhaltigen Lebensstil und so weiter. Aber man gibt sich auch viel zu schnell zufrieden mit dem, was man tut. Es reicht eben nicht, hie und da mal daran zu denken, das lose Gemüse im Supermarkt zu kaufen. Es sollte konsequent einfach immer so sein. Am besten einfach zum Markt gehen. So wie ich das hier in Malawi auch tue. Dort kaufe ich 10 kg Reis, der von einem großen Haufen direkt in meinen Sack gefüllt wird, den ich immer wieder verwende. Dort kaufe ich Gemüse und Obst direkt von den Ständen… ohne jegliche Verpackung. Ich kann sogar Seife uneingepackt kaufen. Stellt euch vor, wie viel Müll bei diesen Gütern in Deutschland entstehen würde. Ich habe die letzten 6 Monate so gelebt: Mit den wenigen Gemüsesorten, die ich auf dem Markt einkaufe, mit meinem Reis und meinem Nsima. Hie und da mal Spagetti oder etwas Frischfleisch direkt vom geschlachteten Tier, ohne Zwischenschritte. Und mir hat es an absolut nichts gefehlt. Warum sollte ich in Deutschland wieder damit aufhören und Joghurtbecher, Sahnebecher und in Plastik eingeschweißtes Fleisch kaufen? Wo ich es doch so lange nicht gebraucht habe.
Während der letzten Monate habe ich viel über mich selbst gelernt. Ich merke, wie ich meine Gedanken und mein Handeln viel intensiver reflektiere. Ihr merkt es daran, worüber ich meine Blogeinträge verfasse. Je länger und weiter ich in das Leben in Malawi eintauche, desto mehr lerne ich, mein Leben in Deutschland zu hinterfragen und zu durchblicken. Ich erkenne, wie viel ich bisher einfach so hingenommen habe, ohne zu wissen, was dahintersteckt und was damit alles zusammenhängt. Zusammenhänge in der ganzen Welt. Denn was würde passieren, wenn in Malawi genauso viel Müll produziert würde, wie in Deutschland?
01. Februar 2019
“How many times must a man look up, before he can see the sky?”
(Bob Dylan, Blowing in the wind)
Wie viele Male schauen wir in den Himmel, bevor wir ihn in seiner Klarheit wirklich erkennen?
Was sehen wir, wenn wir in den Himmel schauen?
Was sehen wir, wenn wir um uns herumschauen?
Alles was wir sehen, sehen wir aus dem Hintergrund, aus dem wir kommen. Wir schauen wie durch eine Brille von unserem gewohnten Leben heraus.
Ich sehe ein Haus hier in Malawi und im Hinterkopf habe ich das Bild eines Hauses in Deutschland, vielleicht meine Wohnung oder das Haus meiner Eltern. Und ich vergleiche. Das passiert ganz schnell.
Gedanken aus dem Zwischenseminar
Ich habe – vor allem nach unserem einwöchigen Freiwilligendienst-Zwischenseminar- einen geschärfteren Blick auf meine individuelle Wahrnehmung entwickelt.
Eben weil wir vergleichen, weil wir die Welt aus unserer subjektiven Sichtweise wahrnehmen, fallen uns in einer fremden, so ganz und gar nicht gewohnten Umgebung genau die Dinge auf, die hier nicht da sind und die für uns aber sonst so selbstverständlich sind… Zum Beispiel fließendes Wasser aus den Leitungen.
In meinem letzten Blogeintrag habe ich genau darüber ausführlich berichtet. Wieso eigentlich? Weil es mich sehr beschäftigt hat. Weil es mich genervt hat. Weil ich ca. jedes Mal, wenn ich auf Toilette gegangen bin, geflucht habe.
Es ist schon ok, sich darüber auszulassen, denn schließlich bin ich ja auch nur ein Mensch. Es ist aber eine andere Frage, ob es ok ist, was meine Berichterstattung darüber in ein Land wie Deutschland für ein Bild über meine Umgebung hier Malawi erzeugt. Wer von euch, der den Blogeintrag gelesen hat, hat auf irgendeine Weise gedacht: „Krass, in Afrika ist das Leben hart“ oder „Dort gibt es nicht mal fließend Wasser.“
Ich habe den Eintrag löschen lassen, da ich dieses Bild nicht vermitteln bzw. nicht verstärken möchte. Denn das ist nicht das, was ich mit Malawi verbinde, auch wenn es mich in meinem Leben hier natürlich beschäftigt und ein Teil des Lebens hier ist. Aber es ist trotzdem nicht wichtig für mich, um glücklich zu sein. Es hat keinen Einfluss auf meine Freude, auf meine Glückseligkeit, die ich hier jeden Tag in meinem Herzen spüre.
Ich habe mich während des Zwischenseminars sehr stark mit mir selbst beschäftigt und damit, welchen Platz ich in dieser komplexen und globalen Welt einnehme und einnehmen kann.
Ich bin gerade in diesem Moment in Malawi und was ich tun kann und tun will, ist, meine Faszination und Liebe zu diesem Land teilen. Weil ich glaube, dass das schon eine große Wirkung haben kann.
Es soll um meine Begegnungen und meine Sicht auf eine Welt gehen, in der Defizite wie eine mangelnde Wasserversorgung gar keinen großen Einfluss auf meine Lebensfreude und Befindlichkeit haben. Wohlwissend, dass eine gute Wasserversorgung im Allgemeinen natürlich Einfluss auf Lebensqualität hat und so weiter. Aber es ist im Moment nicht mein Anliegen, darüber aufzuklären.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen, dass ihr bei nächster Gelegenheit in den Himmel schauen könnt und ihn wirklich seht. Einen Himmel…ohne Flugzeuge, ohne Abgase, ohne Gedanken daran, was in dieser Welt eigentlich für verrückte Sachen vor sich gehen und was wir alles haben oder nicht haben. Um dann einen Gedanken darüber aufkommen zulassen, dass es derselbe Himmel ist, in den ich von Malawi aus schaue. #oneworld
26. Oktober 2018
„Many people here think, that all white people are like Bill Gates.“
Dieser Satz stammt von einem unserer Bekannten hier in Malawi. Er selbst ist ein gebildeter junger Mann, der häufigen Kontakt mit Europäern und Amerikanern hat. Er schmunzelt, als er uns dies erzählt.
Ich bin genauso weit weit davon entfernt, wie Bill Gates zu sein, wie die meisten Malawier, wie die meisten Deutschen, wie die meisten Amerikaner, wie die meisten Menschen auf dieser Welt. Ist ja klar, denn Bill Gates ist eben Bill Gates. Das einzige, was ich mit Bill Gates vermeintlich gemeinsam habe: Die Hautfarbe. Aber nur vermeintlich. Ich würde meinen, dass meine Haut mittlerweile etwas brauner ist als die von Bill Gates 🙂 .
Ich möchte mit dieser Einleitung deutlich machen, was es für manche Leute hier bedeutet, wenn sie einen hellhäutigen Menschen sehen. Sie verknüpfen unseren Anblick mit dem Lebensstandard aus Amerika, Europa,… den sie aus den Medien mitbekommen.
Wie würdest du reagieren, wenn Bill Gates an dir vorbeiläuft?
Watch out, the Muzungus are coming
Jedes Mal wenn Luna und ich mit unseren Fahrrädern in die Stadt fahren, passiert es uns mindestens drei Mal, dass uns Kinder vom Wegrand begeistert zujubeln und „Muzungu“ rufen. Das ist Tumbuka und heißt: „Weißer.“ Sie freuen sich, uns zu sehen. Einfach, weil sie so selten hellhäutige Menschen sehen. Es ist etwas Besonderes für sie und sie sind glücklich und aufgeregt.
Am allertollsten war eine Gruppe von Kindern, die am Wegrand standen und im Chor rhythmisch „Mu-zu-ngu! Mu-zu-ngu!“ riefen und dabei auf und ab sprangen. Wie ein Fanclub. Wir fühlten uns wie die größten Stars. Ignorieren können wir diese Rufe nicht. Die Kinder freuen sich über alle Maßen, wenn wir ihnen lächelnd zurückwinken. So einfach kann man sich gegenseitig glücklich machen.
Manchmal sprechen uns auch Erwachsene Menschen mit Muzungu an. Das ist eine andere Situation, denn sie nutzen das Wort dann nicht als Ausdruck von Freude, sondern schlicht als Anrede.
Beide Situationen im Kontext Hautfarbe in Deutschland so nicht vorstellbar.
Die erste Situation kann man sich in einer Variation vorstellen… zum Beispiel, wenn er Star (z.B. Bill Gates haha) durch die Stadt läuft und Menschen ein Autogramm oder Foto von ihm haben wollen.
Die zweite? Eine andere Person mit „Hey, Weißer!“ oder „Hey, Schwarzer!“ oder „Hey, Deutscher!“, „Hey, Afrikaner!“…Whatever. Unvorstellbar.
Wir wurde von einigen Freunden gefragt, ob uns das stört, wenn wir Muzungu genannt werden. Wir antworten dann immer: „Es kommt drauf an“.
Wenn ich in einem Minibus sitze und der Fahrer zu einem neueinsteigenden Fahrgast sagt, „Setz dich neben die Weiße!“, ist das schon etwas unangenehm. Aber von Rassismus kann ich trotzdem nicht so richtig sprechen. Weil die Person, die es sagt grundsätzlich keine abwertende Haltung mir gegenüber einnimmt…. Glaube ich zumindest. Es ist einfach nur eine Bezeichnung. Manchmal, wenn uns in der Stadt jemand anspricht mit „Hey Muzungu, how are you?“, dann antworten wir „I am fine thank you, but my name is not Muzungu, I am Nadja.“
Computerunterricht an der St. Mary´s
Mittlerweile läuft der Schulalltag an unserer geliebten St. Mary‘s Schule wunderbar vor sich hin. Luna und ich haben beide unseren jeweiligen Stundenplan voll mit Sportstunden und Computerstunden.
Die Computerstunden sind immer wieder eine Herausforderung, da viele von den Mädchen wirklich überhaupt nicht vertraut sind, mit einem Computer umzugehen. So braucht es zum Beispiel eine ganze Stunde, um den Schülerinnen zu zeigen, wie sie die Maus richtig in die Hand nehmen und den Cursor bewegen. Wir machen aber große Fortschritte, mittlerweile können die meisten einen Ordner anlegen und Dokumente darin abspeichern. Bei den Computerstunden merke ich immer wieder selbst, wie faszinierend die Technik doch ist und welche Entwicklungen der technische Fortschritt in der Gesellschaft mit sich bringt…vor allem in einem Land wie Malawi. Es eröffnen sich einfach Welten… Die Mädchen bekommen einen Zugang zur Außenwelt. Das hört sich komisch an, ist aber so. Sie sind bis zu den nächsten Ferien an Weihnachten durchgehend auf diesem Campus, haben keine Handys oder sonstige Medien, außer der malawischen Zeitung. Durch die Computer und vor allem die Digital Library können sie ihren Horizont erweitern.
Wir sind nach den Computerstunden immer sehr zufrieden, weil wir sicher sein können, dass die Mädels etwas gelernt haben, dass ihnen in ihrem weiteren Leben viel bringen wird. Solche Basic Computer Skills sind für das spätere Berufsleben der Mädels extrem wertvoll.
Völkerball in Malawi
In den Sportstunden haben wir immer viel Spaß. Letzte Woche haben wir den Mädchen Völkerball gezeigt. Sie sind total begeistert und haben ziemlich viel Talent dafür. Voller Enthusiasmus werfen sie sich gegenseitig ab… Ohne Gnade 🙂 . Das ist immer eine Gaudi. Auf Englisch heißt das Spiel „International Ball“. Wie passend. Es ist ein Spiel, dass man mit allen Menschen auf der Welt ohne viel Material und Erklärungen spielen kann. Und jetzt haben wir dieses Spiel nach Malawi gebracht. Ohne großen materiellen Aufwand, einfach nur dadurch, dass wir hier sind, uns die Menschen hier wichtig sind und sie an uns (genauso wie wir an ihnen) interessiert sind. Ich finde, genau das spiegelt den unglaublichen Wert eines Freiwilligendienstes wider. Es ist oft nicht viel nötig, um etwas ganz Großes zu erreichen.
24. September 2018
„We are a team. Like a vehicle. The wheels, the engine, the brakes… Let´s run the vehicle together.”
Mit diesen Worten begrüßte und motivierte der stellvertretende Schulleiter das Kollegium zu Beginn des neuen Schuljahres. Eine tolle Rede war das.
Ja… letzte Woche am Montag hat die Schule hier Malawi begonnen. Wir haben viel zu tun. Deswegen kommt dieser Blogeintrag auch erst zwei Wochen nach Schulstart.
Der Beginn startet mit einem Abschied
Der bisherige Konrektor der Schule hat eine neue Stelle als Schulleiter angeboten bekommen. Nach einigen Tagen voller wilder Spekulationen, wurde sein Abschied verkündet. Das war ziemlich traurig für uns, da wir in den letzten Wochen sehr viel mit ihm zusammengearbeitet und unternommen haben. Er ist ein richtig wichtiger Ansprechpartner für uns geworden, mit dem die Kommunikation hier am aller besten funktioniert hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Er hat uns stets verstanden, auch wenn wir nicht immer die richtigen Englischvokabeln parat hatten. Und er hat uns in unserer „deutschen“ Denkweise verstanden. Zum Beispiel gab er uns immer ganz genau Auskunft, wann und wo ein Meeting stattfindet. Informationen, die man hier nicht so selbstverständlich bekommt. Mit ihm haben wir auch unsere Fahrräder gekauft.
Es war wirklich ein trauriger Abschied. Seine neue Schule und damit auch Lebensstätte ist ca. 1,5 Auto-Stunden von uns entfernt. Wir wollen ihn auf jeden Fall besuchen. Wer hätte gedacht, dass nach 7 Wochen schon ein Abschied stattfindet, der uns so nahe geht.
Aber… schließt sich eine Tür, geht eine neue auf. Der neue stellvertretende Schulleiter ist ein super netter und enthusiastischer Lehrer, wie ihr an dem obigen Zitat merken könnt.
Der Alltag an der St. Mary´s
Der Schulalltag hier ist sehr durchgetaktet und straff. Luna und ich betreuen den Computerraum an der Schule und haben die ersten beiden Schulwochen damit verbracht, uns zu überlegen, wie wir all das digitale Material, welches in der Digital Library zur Verfügung steht, sowohl für die Kollegen als auch für die Schülerinnen zugänglich machen können.
Ein normaler Arbeitstag sieht nun wie folgt für uns aus:
Wecker ca. um 5.50. Wenn wir duschen wollen, müssen wir noch etwas früher aufstehen, da es sonst passieren kann, dass der Wassertank leer ist, da die Mädchen natürlich auch duschen wollen. Im Moment ist nämlich eine der beiden Wasserpumpen hier auf dem Campus kaputt. So müssen wir immer gut kalkulieren, wann die beste Zeit ist, um fließendes Wasser genießen zu können. Mir ist es erst am Dienstag passiert, dass ich ganz normal Zähne putzen konnte und dann fünf Minuten später ohne einen Tropfen Wasser etwas frustriert unter der Dusche stand. Aber ich nehme es mit Humor.
Um 7 Uhr schließlich beginnt hier der Unterricht und auch wir fangen das Arbeiten an. Und zwar in dem von uns geliebten Computerraum, den ihr auf diesem Bild sehen könnt.
Im Computerraum sitzt dann meistens schon Kenneth der Library-Assistance der Schule. Er begrüßt uns stets mit einem strahlenden Lachen. Was für ein wunderschöner Start in den Tag.
Wir sind schon richtige Freunde geworden. Er ist super interessiert an allem, was mit Computern zu tun hat. Wir lehren ihn verschiedene basale Computer Skills. Zum Beispiel wie man einen Ordner erstellt, Dokumente darin abspeichert und wie man einen Scanner bedient. Ein Zitat von ihm: „It´s all about copying and pasting.“ Damit bringt er das Wesentliche auf den Punkt. Er ist total begeistert bei der Sache und lernt super schnell. Er steckt uns jedes Mal mit seiner Motivation an. Er ließ uns spüren, dass das stundenlange Büchereinscannen, das uns irgendwann doch ziemlich auf die Nerven ging, gar keine so stupide und selbstverständliche Aufgabe ist, wie es sich für uns nach einiger Zeit angefühlt hat.
Im Computerraum scannen wir also Materialien und bereiten unsere Computerstunden vor. Die anderen Lehrer schauen in ihren Freistunden vorbei und wir führen sie in die Nutzung und die Vorteile von Computern und digitalen Medien ein. Gemeinsam überlegen wir dann, ob und wie der Unterricht durch digitale Medien sinnvoll ergänzt werden kann. Das macht mir natürlich super viel Spaß, da ich es einfach liebe, Unterricht zu planen und dabei verschiedene, auch „moderne“ Möglichkeiten einzubeziehen.
Von 9.40 bis 10.10 gibt es eine kleine Konferenz mit allen Lehrern im Lehrerzimmer. Dieses Treffen wird „Cocuss“ genannt. Ich habe dieses Wort vorher noch nie gehört. Aber mir gefällt es. Die Schulleiterin macht einige Ankündigungen darüber, was am Tag noch so ansteht und gibt sonstige Informationen. Mittlerweile haben wir die Erfahrung gemacht, dass manche Dinge etwas zerredet werden und so grinsen Luna und ich uns des Öfteren an, wenn mal wieder ewig um eigentlich banale Dinge diskutiert wird. Außerdem hat jeder Lehrer die Möglichkeit, Mitteilungen zu machen und Dinge zu klären, die ihm auf dem Herzen liegen. Es ist also einfach Zeit für einen gemeinsamen Austausch. Dabei gibt es stets Instantkaffee, Tee und frittierte Kochbananen. Was ich total schön und besonders dabei finde ist: Das Essen und die Getränke stehen zwar bereit, allerdingst geht niemand einfach so hin und bedient sich. Sobald die meisten Lehrer eingetrudelt sind, spricht eine Person (immer unterschiedlich) ein kurzes Dankesgebet. Danach starten alle gemeinsam, die Snacks zu genießen.
Nach der Pause ist vor der Pause 🙂 . Um 12.10 Uhr ziehen wir uns in unser Haus zurück und kochen Mittagessen. Um ca. 13.30 Uhr gehen wir dann wieder zu unserer Arbeitsstätte. Meistens so bis 15.00Uhr. Am Dienstag und Donnerstag haben die Mädels von 16-17 Uhr ein Sportprogramm, das wir mitbetreuen. Schließlich finden von Montag bis Freitag abends auch noch von 18-19 und von 19-20 Uhr die Computer Lessons statt. Jeweils eine Stunde pro Woche für jede Klasse.
Ihr merkt, es ist ein voller Tag. Für uns… und für die Mädels. Wir haben uns vorgenommen, den Mädchen in den Computerstunden viel Zeit zum Selbstentdecken und zum eigenständigen Recherchieren zu geben. Schließlich braucht man als junges Mädchen auch einfach mal die Möglichkeit, sich über Themen fern ab von jeglichem Unterrichtsstoff auszutauschen.
Luna hatte diese Woche noch eine besondere Aufgabe, sie war Teacher on Duty. Hier berichtet sie von dieser Erfahrung:
The Teacher on Duty zu sein, bedeutet, eine Woche lang Aufsicht zu haben, während die Schülerinnen selbstständig in ihren Klassenzimmern sitzen, um Unterrichtsstoff zu wiederholen und um zu lernen. Abgekürzt wird das Ganze mit TOD… wie passend. Diese Prep-lessons finden nämlich von 4 bis 5 Uhr morgens statt und abends von 6 bis 8 und so entging ich letzte Woche nur knapp dem Tod durch Schlafmangel. Nein, so schlimm war´s dann auch wieder nicht. Trotzdem ist diese Zeit am Morgen einfach viel zu früh und unserer Meinung nach auch nicht sinnvoll. Aber auf alle Fälle war es eine interessante Erfahrung, um halb vier bei völliger Dunkelheit aufzustehen, aus dem Haus zu gehen und einige der 450 Mädchen, die alle aus ihren Hostels kommen, mit einem “Good morning!“ zu begrüßen, obwohl doch “Good night!“ viel passender wäre. Die Schülerinnen scheinen tatsächlich daran gewöhnt zu sein. Zumindest sitzen sie ohne einen Mucks in ihren Klassenzimmern und scheinen größtenteils auch wirklich zu lernen.
Bald habe ich auch das Vergnügen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich freue mich drauf. Aber ich bin auf jeden Fall gespannt.
Achso… ab dieser Woche unterrichten Luna und ich auch noch Physical Education, also Sport. Das haben die Schülerinnen unabhängig vom Sportprogramm am Nachmittag offiziell im Stundenplan. Die Sportstunden für alle neun Klassen sind Montags und Freitags. An diesen Tagen findet man uns dann natürlich nicht im Computerraum, sondern auf dem Sportplatz.
Burnout gibt´s nicht
Ja es ist schon ein tolles Leben hier auf dem Campus der St. Mary´s. Wir leben alle zusammen, arbeiten zusammen, machen Pause zusammen, verbringen auch Freizeit miteinander. Im Lehrerzimmer steht zum Beispiel ein Fernseher, sodass man sich dort abends auch mal zum Fußballschauen trifft. Ich finde das schön. Der Begriff Schulfamilie bekommt hier eine neue Bedeutung für mich.
Aber nicht, dass ihr denkt, dass wir uns hier völlig überarbeiten. Keine Sorge, wir sind nicht Burnout-gefährdet. 🙂 So eine Krankheit gibt es hier nicht, zumindest nicht offiziell. Wir können uns unsere Zeiten im Computerraum flexibel einteilen und sind grundsätzlich sehr frei in dem was wir tun. Die Schulleiterin gibt uns großen Spielraum für unsere Aufgaben und eben in dem, was wir für die Schule beitragen. Wir sollen zwar stets Präsenz zeigen, können uns Mittags aber auch mal eine halbe Stunde länger in unser Haus zurückziehen, während die Lehrer unterrichten. Wir dürfen auch immer gerne beim Unterrichten hospitieren und mithelfen. Davon profitiere ich natürlich ganz besonders. Es ist spannend, die unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten und Herangehensweise hier zu beobachten. Eventuell übernehme ich bald auch eigene Stunden.
Alle Lehrer arbeiten viel und lange. Manche haben Tage an denen sie von 7 bis 15 Uhr unterrichten, das Nachtmittagsprogramm mitbetreuen und abends bis 20 Uhr auch noch Aufsicht auf dem Campus haben. Ihre Arbeitsstelle ist gleich der Ort, an dem sie leben. Für viele in Deutschland wahrscheinlich unvorstellbar. Hier funktioniert es. Ich denke, weil die ganze Herangehensweise und Atmosphäre eine andere ist:
Was erledigt werden muss, wird erledigt…. aber im eigenen Tempo, nicht in vorgegebener Zeit, nicht mit vorgegebener Deadline. Ein Treffen endet dann, wenn alles gesagt wurde, nicht wenn die Zeit vorbei ist. Wenn man sich frühs im Lehrerzimmer trifft, grüßt man sich in Ruhe und hält ein nettes Pläuschchen. Es ist kein bloßes „Morgen“ und ab zum Kopierer, wie es in vielen Schulen in Deutschland abläuft. So kann es schon mal vorkommen, dass der ein oder andere Lehrer zu spät zu seiner Stunde kommt, aber man weiß zumindest über das Befinden aller Anderen Bescheid.
Der Stundenplan für die Klassen wurde im Laufe der ersten Schulwoche erst fertiggestellt, nicht in den Ferien. Trotzdem gibt es kein Chaos. Irgendwie klappt hier alles, auch wenn wir, Luna und ich, uns das manchmal nicht so recht erklären können. Das ist wohl eine unserer größten Schwächen, die wir hier bemerken: ohne fixe Pläne leben zu können.
Ich hoffe, ich kann euch die Atmosphäre mit diesen Vergleichen etwas nahebringen.
So, das war jetzt nochmal ein Blog mit sehr viel allgemeinen Infos über mein Leben hier. Mal schauen, ob ich es schaffe den nächsten Blog etwas schneller zu schreiben. Ich habe auf jeden Fall noch so einiges zu berichten. Zum Beispiel zum Thema Hautfarbe. Diese ist hier ein großes Thema. Aber zu 100 % anders als es das in Deutschland ist. Ich möchte gerne die Erfahrung teilen, die ich hier mache, wenn Menschen auf meine Hautfarbe reagieren.
Bis dahin, bleibt in Fahrt… like a vehicle. 🙂
05. September 2018
„Was der Mensch doch nicht alles erfährt, wenn er sich einmal hinterm Ofen hervormacht!“
(J. Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts, S. 42)
Seit ich mich hinter meinem Ofen hervorgemacht habe und nach Karonga in Malawi gereist bin, habe ich auch schon einiges entdeckt. Unter anderem natürlich viele neue Gerichte, Geschmäcker und Lebensmittel.
Typisch malawisch: Nsima und Chitenge
Hier in Malawi ist Nsima das sogenannte Stable Food. Das heißt, ein Gericht, welches zu jeder Mahlzeit dazugehört. Nsima ist ein polenta-ähnlicher Maisbrei, der ganz schlicht aus Wasser und Maismehl besteht. Er schmeckt sehr neutral und kann so mit allen möglichen Lebensmitteln serviert werden: Fleisch, Bohnen, Tomatensauce, usw.
Wir haben mittlerweile gelernt, wie man Nsima zubereitet. Das ist für Laien gar nicht so einfach. Uns wurde gezeigt, wann genau das Maismehl in das heiße Wasser hinein muss, wie lange der Brei köcheln muss und wie wir Klumpen im Brei vermeiden.
Bevor es aber überhaupt soweit ist, dass wir Nsima kochen können, müssen wir natürlich den noch ungemahlenen Mais auf dem Markt kaufen und danach zur Maismühle bringen.
Nachdem wir nun über alle Schritte zum Nsimakochen Bescheid wissen, steht auf unserem „deutschen Speiseplan“ natürlich auch recht häufig die typisch malawische Beilage. Und das Wichtigste: Nsima isst man mit den Händen. Dabei verbrennen Luna und ich uns regelmäßig die Finger. Aua.
Natürlich gibt es hier nicht ausschließlich Nsima zu essen. In Karonga haben wir vor kurzem auf dem Markt einen tollen Street-Food-Verkäufer getroffen. Auf eine kreative und praktische Weise hat er Spieße mit angebratenem Rindfleisch und gebratene Bananen angeboten. Wir haben gleich einen Spieß probiert. Es war ein perfekter kleiner Snack für zwischendurch.
Ja… so werden mit Stück für Stück immer mehr zu Malawiern
Mittlerweile haben wir uns auch unser erstes „Chitenge“-Tuch gekauft. Das ist ein bunt bedrucktes Baumwolltuch, welches die Frauen als Rock über ihre Kleidung gewickelt tragen. Fast alle Frauen haben mindestens eins. Es ist super praktisch für alles Mögliche: Um Sachen einzuwickeln, um sich abzutrocknen, als Sitzunterlage, als Strandtuch… Was auch immer einem einfällt.
Ich genieße die Zeit bisher wirklich sehr. Mir wurde so viel Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegengebracht, wie ich es bisher in Deutschland nur selten erlebt haben… oder ich habe es einfach nicht bemerkt in meinem Arbeits- und Unialltag. Es ist schon eine besondere Atmosphäre hier und versuche jede Sekunde aufzusaugen und in Erinnerung zu behalten.
Der Arbeitsalltag beginnt
Kurz bevor die Sommerferien enden und der Schulalltag hier an der St. Mary’s beginnt, haben wir auch nun auch unseren ersten Arbeitsauftrag erhalten, den wir mit vollem Eifer umsetzen. Wir sollen die vorhandenen Schulbücher einscannen, damit sie für alle Schüler in digitaler Form verfügbar sind. Die Bücher sind in Printform nämlich nicht ausreichend vorhanden. Die Schule hat einen recht gut ausgestatteten Computerraum, den die Schülerinnen zum Lernen benutzen dürfen. Mit Feuereifer widmen wir uns unserer Aufgabe, sodass Kenneth, der Beauftragte für die Schulbücherei, gar nicht hinterherkommt, uns immer wieder Büchernachschub zu liefern. Wir amüsieren uns gemeinsam mit ihm über unsere Arbeitseinstellung, alle Aufgaben immer mit Rekordgeschwindigkeit sofort zu erledigen. Die digitalen Bücher und andere Materialien werden in eine Digital Library hochgeladen. Dies ist eine Art Plattform mit verschiedenen Materialien und Websites, die auch offline zur Verfügung stehen.
Ein Internetzugang ist an der Schule zur Zeit noch nicht vorhanden. Das Projekt Digital Library wurde von einigen Schülern einer Partnerschule der Diözese Karonga aus Deutschland initiiert.
Ist auf jeden Fall eine super Sache und wir freuen uns, dass wir das Projekt hier ein bisschen fortführen können.
Im nächsten Blog erfahrt ihr dann, wie der Schulalltag hier an der Schule abläuft. Am 10.9. geht die Schule los und wir freuen uns schon sehr die Schülerinnen kennenzulernen.
Ich bin gespannt, wie viel wir dann zu tun haben und wie wir unsere Arbeit planen und einteilen können. Schließlich nannte die Schulleiterin als eine ihrer Erwartungen an unsere Arbeit hier: „Show the girls some German work spirit“.
Mal schauen, ob wir diese Erwartung erfüllen, bzw. ob das überhaupt so eine gute Idee ist. Interessant auf jeden Fall und zum Nachdenken anregend, dass diese klischeeartige Charaktereigenschaft der Deutschen hier durchaus bekannt ist.
In diesem Sinne,
arbeitet fleißig und bis zum nächsten Mal! 🙂
16. August 2018
Wir öffnen unser Fenster zur Welt und sehen…
Mit diesem Motto wurden wir Misereor-Freiwilligen im Ausreise-Gottesdienst im Juli in Aachen für unseren zehnmonatigen Freiwilligendienst verabschiedet. Mein neues Abenteuer hat nun zusammen mit Luna, meiner Mitfreiwilligen, gestartet.
Mein Fenster ist weit offen…und ich möchte euch in diesem Blog daran teilhaben, was ich sehe!
Nach der Ankunft am Flughafen nehmen uns zwei unbeschreiblich liebe Menschen herzlichst in Empfang. Die beiden Mitarbeiter der Diözese Karonga, in der wir unseren Freiwilligendienst absolvieren, heißen uns herzlich in Malawi willkommen und bringen uns mit dem Auto nach Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi. Ich schwebe so ein bisschen über dem Boden als wir im Auto sitzen und durch das Fenster nach draußen schauen: Ich kann es noch nicht glauben, dass wir da sind, in Malawi, the Warm Heart of Africa. Das Wetter ist angenehm: ca 23°, fast sogar ein bisschen kalt, im Vergleich zu den über 30 Grad die zu dieser Zeit in Deutschland herrschten. Vielen Menschen fahren mit dem Fahrrad über die hügeligen Straßen und Wege. Ich frage unsere Begleiter, ob Fahrradfahren wohl sehr verbreitet ist in Malawi und sie bestätigen dies. Ich freue mich sehr, da ich selbst ein großer Fahrradfan bin.
Unser Start in Malawi
Wir fahren nicht direkt weiter nach Karonga, wo wir die nächsten zehn Monate leben werden. Wir verbringen eine Nacht in Lilongwe und machen uns am nächsten Morgen auf in den Norden des Landes.
Ich kann diesen Weg nur so beschreiben: Auf dem Afrika-Panorama-Weg durch Malawi. Wunderschöne Ausblicke und viele viele Eindrücke. Ich habe noch nie in meinem Leben einen friedlicheren Ort erlebt wie hier. Wir fahren die Straße entlang durch kleinere Dörfer, vorbei an zahlreichen kleinen Kiosken und Ständen, an denen Bananen, Tomaten, Bohnen, Mais, und vieles mehr verkauft werden. Vorbei auch an vielen Frauen, die ihre Fracht elegant auf dem Kopf balancieren und vorbei natürlich an vielen Fahrradfahrern. Dabei ein wenig Reggae-Musik im Auto. Einfach herrlich.
Nach ca. neun Stunden Fahrt kommen wir in der St. Mary´s Secondary School in Karonga an und bekommen unsere Unterkunft für die nächsten zehn Monate präsentiert: Ein einfaches kleines Häuschen, nur für Luna und mich. Wir sind hin und weg. Wir lieben es schon jetzt.
Es ist schon dunkel als wir ankommen, sodass wir die Umgebung noch nicht sehen. Am nächsten Morgen dann: Wir öffnen die Türen unseres neuen Zuhauses und sehen…
Überall Begrüßungen mit den Worten „You´re most welcome“
Aber was viel wichtiger ist: Durch mein Fenster zur Welt sehe ich so viele liebe Menschen, die uns herzlichst empfangen, stets mit den Worten „You´re most welcome“. Es ist ein schönes Gefühl, so empfangen zu werden. Wir fühlen uns wirklich wohl hier. In den Gesichtern der Menschen, die uns so begrüßen, sehen wir, dass sie es ernst meinen.
Die großen Ferien hier in Malawi haben gerade erst begonnen, sodass auf dem Campus keine Schüler sind. Sie kommen erst im September wieder. Bis dahin haben wir genug Zeit, unsere zukünftigen Aufgabenfelder an der Schule mit der Schulleiterin und den Kollegen abzusprechen und uns auf die Arbeit vorzubereiten.
In den nächsten Tagen orientieren wir uns in der neuen Umgebung, lernen immer wieder neue Menschen kennen und können sehr schnell Kontakte knüpfen.
Bei Spaziergängen kommt es häufig vor, dass wir ein kurzes Pläuschchen mit Vorbeigehenden halten. So lernen wir zum Beispiel zwei nette Mädels kennen, die gerade mit der Schule fertig sind und nun die Ferien genießen. Sie wohnen in unserer Nachbarschaft. Wir machen einen langen Spaziergang mit ihnen. Sie zeigen uns viele sog. „Shortcuts“, d.h. schmale Pfade, die abseits der großen Straßen schneller zum Ziel führen. Wir verabreden einen Tag, an dem die beiden uns besuchen kommen und wir ihnen Bilder von unseren Familien und unserem Zuhause in Deutschland zeigen. An diesem Tag haben wir auch viel Spaß daran, uns über unsere Sprache auszutauschen. Zum Beispiel übersetzen wir folgenden Satz:
Chichewa (Landessprache in Malawi): Tikucheza kwa anzathu Luna ndi Nadja
Chitumbuka (regionale Sprache in Karonga): Tikuchezga kwa wanyithu Luna na Nadja
English: We are chatting to our friends Luna and Nadja
Deutsch: Wir reden mit unseren Freunden Annie und Myness.
Bayerisch: Mia schmatzma mid unsere Freind Annie und Myness.
Neben dieser entspannten Eingewöhnungszeit haben wir auch schon viel vom Leben hier mitbekommen. Zum Beispiel waren wir auf einer Priesterweihe, die einen vierstündigen Gottesdienst und ein feierliches Essen umfasste. Eine Woche später ging es dann direkt auf eine Hochzeit.
Für alle Hochzeitsfans: Meine erste malawische Hochzeit
Wir kannten das Brautpaar nicht persönlich, aber das war kein Problem. Die Hochzeit ist sozusagen öffentlich gewesen. Das ist wohl einer der größten Unterschiede zu den Hochzeiten, auf denen ich bisher eingeladen war. Denn bei diesen Hochzeiten war es so, dass nur geladene Gäste zum Essen und Feiern kamen. Zu dieser Hochzeit konnte jeder kommen, also ohne Einladung. Auch anders war, dass die Feier größtenteils darin bestand, dass Gäste vor der Bühne, auf der das Brautpaar sitzt, tanzen und Geld in große Körbe werfen. Auch ich habe getanzt und ein paar kleine Kwacha-Scheine in den Korb geworfen. Kwacha heißt die Währung in Malawi.
Ein schöner „Brauch“ wie ich finde ist folgender: Das Brautpaar sucht sich für ihre Ehe ein anderes Ehepaar, das schon lange verheiratet ist, als Vorbild aus. Dieses Ehepaar läuft dann, bevor die Feier beginnt, in den Festsaal ein.
Interessant neben diesen Unterschieden sind die vielen Gemeinsamkeiten, die es auf dieser Hochzeit mit den Hochzeiten, die ich bisher erlebt habe, gibt. (Und ich habe nicht nur Hochzeiten in Deutschland erlebt, sondern auch eine im Kosovo in Osteuropa 🙂 )
Die Braut im weißen Kleid, Braut und Bräutigam schneiden gemeinsam die Torte an, Blumenmädchen in hübschen Kleidchen, schöne, besondere Dekoration, alle jubeln, wenn Braut und Bräutigam sich küssen, ein geschmücktes Auto, in dem das Brautpaar gefahren wird. Wie schön, dass die Liebe überall auf der Welt so freudig gefeiert wird. Ich bin froh, dass ich die Freude über eine Hochzeit auch hier miterleben durfte.
Zum Abschluss meines ersten Blogs noch ein Erlebnis, das mir aufzeigt, wie viel ich in diesem Freiwilligendienst lernen kann:
Luna und ich sind an einem Montagnachmittag mit einer Mitarbeiterin der Schule in dem kleinen Städtchen Karonga unterwegs, welches ca. 11 km von unserer Unterkunft entfernt ist. Wir laufen über den Markt und zu verschiedenen Läden. Plötzlich sagt unsere Begleitung, ob wir nicht etwas langsamer laufen können. Wir würden sehr schnell laufen.
Ja, da merken wir, dass wir tatsächlich fast doppelt so schnell laufen wie alle anderen. Oh man…deutsches Klischee bestätigt. Wir hetzen von einem Ort zum anderen.
Vielleicht findet sich der ein oder andere in diesem Szenario wieder, wenn er an seine letzten Erledigungen in der Stadt denkt.
Meine Aufgabe also für die nächsten Wochen: Einfach mal ein bisschen langsamer laufen. Man schafft ja trotzdem alle Dinge, nur ist man währenddessen irgendwie entspannter.
In diesem Sinne, macht´s gut und bis zum nächsten Mal
Eure Nadja
Ich habe ihnen mein Geld bei Mr. DUY KENTHY DAVID geliehen, weil die Banken meine Akte abgelehnt haben; Tatsächlich war ich bei meiner Bank aktenkundig. Aber eines Tages empfahl mir ein Freund einen bestimmten Kreditgeber, dessen E-Mail er mir gab. Dank dieser Ratschläge und klugen Beweise mit der nachhaltigen Unterstützung seines Teams von Fachleuten, die von staatlichen Agenten und Interpolation kontrolliert werden, müssen Sie nur solvent sein, Ihre Rückzahlungsfähigkeit überprüfen und über ein stabiles Einkommen verfügen, um einen Kredit auf der Plattform zu beantragen. Ich habe es mit ihm versucht, indem ich ihm eine E-Mail geschickt habe, und dann hat es funktioniert. Ich hatte die richtige ehrliche und ernsthafte Person, nach der ich jahrelang gesucht hatte. Ich habe mein Darlehen erhalten, mit dem ich jetzt gut leben kann, und ich zahle regelmäßig meine monatlichen Zahlungen. Sie können sich an ihn wenden, wenn Sie aus verschiedenen persönlichen Gründen einen Kredit benötigen. Auch zwei meiner Kollegen haben problemlos Kredite erhalten.
E-Mail: duykenthy9@gmail. com
I don’t know how i finished in this blog but i’m very happy of that. Hope u continue acquiring new experiences and transmitting your beautiful ideas. The world needs more people like u. It was a real pleausure to have met you!
Wish u the best and hope to have news from u!
Your argentine friend
Wow, ein ausgezeichneter Blog, den du hier geteilt hast und der von der besten Fotografie, die du gezeigt hast, so cool ist. Nun, ich habe kürzlich eine große Hochzeitsfeier genossen und ich muss sagen, dass es eine großartige Fotografie gab, die von „Highlight Wedding“ angeklickt wurde. Wirklich, so einen schönen Moment hatte ich.
Liebe Nadja,
ich finde Deine Berichte sehr schön und ich habe das Gefühl, durch deine Augen deinen Einsatzplatz zu sehen und auch ein wenig kennenzulernen. Insbesondere dein Eintrag vom 01. Februar hat mir sehr gut gefallen und mich auch nachdenklich gemacht. Der Bericht hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, uns selbst und unsere eigene Wahrnehmung immer wieder aufs Neue zu hinterfragen, weil wir letztendlich dadurch, wie wir die Welt beschreiben diese erst in einer bestimmten Art und Weise erschaffen. Ich denke, dass diese Reflexion ein Lernprozess ist, der nie zu Ende ist. Und das ist auch gut so 🙂
Alles Liebe
Sarah
hallo nadija,
habe heute bei Ralf deine Blogs gelesen, waren sehr aufschlussreich ich bin begeistert .
weiterhin alles gute und viel freude
deine oma martha
Hallo Nadja,
das klingt alles wunderbar! Viel Glück weiterhin!
Danke für die lieben Kommentare.
Wir erleben wirklich eine unglaublich tolle Zeit hier. Wie du es geschrieben hast, Uta, der Einsatzplatz ist ein 6er im Lotto 🙂
Ich freue mich, wenn ich euch einige Einblicke mit diesem Blog geben kann…. und ihr die tolle Atmosphäre, die hier herrscht ein bisschen mitfühlen könnt.
Liebe Grüße,
Nadja
Liebe Nadja,
wow, das ist ein toller Blog. Ich weiß, dass wir hier in Deutschland uns nicht vorstellen können, wie das Leben in Karonga tatsächlich aussieht. Aber mit deinen großartigen Berichten öffnest du auch für uns hier das Fenster zur Welt ein bisschen weiter und ich erhasche ein paar Blicke nach Malawi.
Danke dafür 🙂
Viele Grüße, Maria (Timor-Leste)
Liebe Nadja,
vielen Dank für deinen Blogeintrag. Ich habe bis vor 2 Jahren auch im Freiwilligendienst mitgearbeitet und freue mich immer wieder, von euren Erfahrungen zu lesen.
Du scheinst mit deinem Einsatzplatz ja wirklich einen 6er im Lotto gewonnen zu haben. Es hört sich toll an. Und es wird auch so weiter gehen. Jeden Tag neue Erfahrungen. Jeden Tag ein anderer Blick auf’s Leben. Ich wünsche euch beiden eine gute Zeit.
LG aus Aachen, Uta