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Solidarität geht: Laufen. Spenden. Gutes Tun.

40 Jahre Solidarität geht an der Realschule Mater Salvatoris in Kerpen-Horrem

Acht Uhr am Dienstagmorgen in der Realschule Mater Salvatoris in Horrem, in der Nähe von Köln: Der Start in einen besonderen Schultag. Denn heute wird nicht die Schulbank gedrückt, sondern heute ist im wahrsten Sinn des Wortes „Wandertag“. Seit 40 Jahren widmet die Realschule, die bis vor wenigen Jahren eine reine Mädchenschule war, einen Tag der guten Sache. 800 Schülerinnen und Schüler laufen an diesem Tag bis zu 20 Kilometer für ein Misereor-Projekt, in diesem Jahr für El Salvador. Das Ziel des „Hungermarsches“, wie er hier heißt, ist in diesem Jubiläumsjahr ein ganz besonderes: Der Kölner Dom, wo der Tag mit einem gemeinsamen Gottesdienst seinen Abschluss finden wird.

Bevor die Kinder klassenweise auf die Strecke geschickt werden, trifft sich die ganze Schule in der großen Mehrzweckhalle. Hier fasst Schulleiter Herbert Kolewa noch einmal die Bilanz zusammen und sie ist beeindruckend: Seit 1979 waren rund 1.000 Klassen beteiligt, ca. 10.000 Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Sponsoren haben die Aktion begleitet. Rund 400.000 Kilometer sind die Schülerinnen und Schüler bisher gelaufen und haben damit etwa zehn Mal die Erde umrundet. In Euro ausgedrückt heißt das: In den vergangenen 40 Jahren sind über 1,5 Millionen Euro zusammengekommen. Die Kinder hoffen, dass sie mit ihrem diesjährigen Lauf die 1,6 Millionen knacken werden!

Auf nach Köln!

Mit diesem Motivationsschub ziehen die Kinder und Jugendlichen los. Die Strecke führt durch Wald und Felder, zwischendurch passieren sie die Autobahn A4, die Köln und Aachen verbindet. Das Wetter spielt mit. 9 Grad zeigt das Thermometer an, aber beim Laufen wird den Kindern und Lehrern schnell warm. Kurz lässt sich auch die Sonne blicken. Ungefähr bei Kilometer sechs sieht man zwischen zwei Bäumen zwei Türme in der diesigen Ferne. Das Ziel, der Kölner Dom, scheint so nah. Aber noch sind es gut 14 Kilometer, die vor ihnen liegen.

Davon lassen sich die Kinder aber nicht entmutigen. Sie haben sich mit Verpflegung eingedeckt, die sie teilen, unterhalten sich, lachen. Hannah ist 15 und besucht die 9. Klasse. Heute läuft sie zum 5. Mal mit: „Ich mag den Tag. Man ist mit der ganzen Schule unterwegs, sieht so viele Gesichter und ist auch mal mit anderen zusammen.“ An ihrem Rucksack hat sie liebevoll die Segensbändchen jedes Solilaufs geknüpft. Bis zu ihrem Schulabschluss 2020 wird noch eines dazu kommen. 

Ihr und den anderen 10. Klässlern wird dann eine besondere Ehre zuteil: Denn sie sind als Streckenposten im Einsatz. Einzelne Posten sind heiß begehrt: besonders die am Aachener Weiher und in der Innenstadt Kölns. Ausgestattet mit einem Müllbeutel, einem Zettel mit dem Kilometerpunkt und vor allem einem aufmunternden Strahlen auf dem Gesicht, trifft man sie in regelmäßigen Abständen. Sie achten darauf, dass niemand vom Weg abkommt, kümmern sich um diejenigen mit kleinen Blessuren, oder die eine kleine Pause brauchen, nehmen Müll entgegen und motivieren ihre vorbeiziehenden Mitschüler und Lehrer.

Die Streckenposten symbolisieren die perfekte Organisation, die insbesondere der Konrektorin Angela Krüger seit Jahren zu verdanken ist: Am Freitag zuvor gab es einen Vorlauf, um die Streckenposten richtig einzusetzen und die benötigte Zeit einzuschätzen, damit alle pünktlich um 13:30 Uhr im Kölner Dom sitzen. Sogar Dixieklos stehen bereit. Dank der minutiösen Planung „wann sind wir an welchem Kilometerpunkt“ können unterwegs immer wieder auch Eltern und Angehörige der Kinder zum Lauf dazu stoßen. Viele der Mütter besuchten selbst die Schule und waren während ihrer Schulzeit auch begeisterte Soliläuferinnen.

„…dann kann ich jetzt auch durchhalten!“

Zwischen den Klassen herrscht ein kleiner Wettbewerb, welche Klasse die meisten Kilometer schafft. So werden die Schüler intern ausgezeichnet, wenn sie in sechs Jahren 120 Kilometer geschafft haben. Das spornt an, aber nicht zuletzt der gute Zweck. Die Kinder und Jugendlichen wissen sehr genau, warum sie heute unterwegs sind. Und das tröstet auch mal über so manches moralische Tief hinweg. Für Leonie ist es eine Premiere als Fünftklässlerin. Sie läuft gemeinsam mit ihrer Freundin Laura. „Mir tun die Füße weh. Und ich habe überlegt, ob ich nicht doch nur die kurze Strecke laufen soll. Aber dann habe ich gedacht: ‚Den armen Kindern tun bestimmt auch oft die Füße weh oder noch schlimmeres‘, da kann ich jetzt auch durchhalten.“

Denn ungefähr bei Kilometer 11,5 teilt sich die Strecke und die Kinder müssen sich entscheiden: Links rum oder rechts rum? Biegen sie links ab, kommt man nach wenigen Hundert Metern zur S-Bahnstation. Ab hier überbrücken sie einige Kilometer, bevor sie die letzten zwei zum Dom wieder laufen. Aber viele Kinder packt unterwegs der Ehrgeiz, das volle Pensum zu schaffen. Etwa ein Drittel biegt nach einer kurzen Verschnaufpause nach rechts ab. Jetzt ist auch Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel mit von der Partie. Die letzten 8 km begleitet er die Kinder und Jugendlichen und feiert das große Jubiläum mit ihnen. Im Dom wird er später den Gottesdienst unter dem Motto „Mach was draus: Sei Zukunft“ feiern.

Über den Kölner Stadtteil Junkersdorf laufen sie ins Zentrum rein, am Fußballstadion des 1. FC Köln vorbei und weiter in den Stadtteil Lindenthal. Hier wird noch ein letztes Mal Rast gemacht und die Kinder erhalten jetzt den heiß begehrten orangefarbenen Zettel, der beweist, dass sie die lange Strecke absolviert haben.

So motiviert geht es auf die letzten Kilometer: am Aachener Weiher entlang bis zum Rudolfplatz und dann ist es schon bald geschafft. Immer wieder ist der Kölner Dom zu sehen.

Jetzt machen sich Erleichterung aber auch großer Stolz breit, die Strecke absolviert zu haben. Selbst viele Kinder aus der fünften Klasse wuchsen am Ende über sich hinaus und schafften es innerhalb von fünf Stunden so von Horrem bis zur Kölner Domplatte. Das ist ‚Solidarität geht‘: Laufen. Sammeln. Gutes tun.

15.925 Euro für Misereor-Projekte

Gut zwei Wochen später findet die Scheckübergabe traditionell in einem Schulgottesdienst statt. Miriam Thiel von Misereor durfte nicht nur mitlaufen, heute darf sie auch den Erlös des 40. Hungermarsches entgegennehmen. Beim Jubiläumslauf sind 15.925 Euro zusammengekommen.

“Jetzt ist es schon über zwei Wochen her, dass wir gemeinsam bis nach Köln gelaufen sind. Ja, auch ich hatte natürlich ein bisschen Muskelkater und war platt. Aber welches Gefühl kann schon schöner sein? Ein gemeinsamer Tag an der frischen Luft mit vielen fröhlichen Gesichtern. Und das beste: Mit diesem 40. Lauf, dem Jubiläumslauf, habt ihr tatsächlich geschafft, was euer Schulleiter vor gut 2 Wochen als “Wunschziel” setzte: 1,6 Mio Euro als Gesamterlös seit 1979 zu  knacken. Das ist wirklich der Wahnsinn!“.

Über die Autorin: Miriam Thiel arbeitet bei Misereor in der Spenderkommunikation und ist Ansprechpartnerin für die verschiedenen Spendenaktionen von Misereor.


Die Spendenaktion ist ganz einfach: Gruppen oder Schulklassen machen sich zu Gunsten von Menschen in Afrika, Asien oder Südamerika auf den Weg – zu Fuß, per Fahrrad oder auch auf Inlineskates. Sponsoren belohnen jeden zurückgelegten Kilometer mit einer Spende.

Geschrieben von:

Ansprechtpartnerin

Als Referentin für Spenderkommunikation berät und motiviert Miriam Thiel Gruppen, Schulen und Gemeinden bei ihrem Engagement für Misereor-Projekte.

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