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Sojaanbau in Südamerika

Gewinne auf Kosten von Natur und Menschen

Brasilien und Argentinien gehören zu den drei größten Sojaproduzenten der Welt, Paraguay und Bolivien stehen an sechster und zehnter Stelle. Mehr als 90% der dort angebauten Sojabohnen sind gentechnisch verändert. Zwischen Anfang der 1990er Jahre und 2017 wurden jedes Jahr mehr als 2 Millionen Hektar Land in den südlichen Ländern Lateinamerikas gerodet, um Platz für gentechnisch veränderte Sojapflanzen zu schaffen. Derzeit ist der Sojaanbau weltweit die zweitgrößte Ursache für die Abholzung tropischer Wälder. Zu den Ökosystemen in den Regionen der vier Länder gehören der Amazonas, der Cerrado, der Atlantische Regenwald, der Chaco und die Chiquitanía, die eine enorme biologische Vielfalt beherbergen und einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der deutsche Konzern Bayer ist seit der Übernahme von Monsanto der größte Produzent von genverändertem Soja und Pestiziden in Südamerika.

Ein Mann sthet vor einem Kind auf dem Land in Paraguay
© Misereor

Schwere Folgen für die menschliche Gesundheit

Die Ausweitung des Sojaanbaus unter dem Einsatz von Gentechnik und dazugehörender Pestizide hat auch für viele Menschen im ländlichen Raum schwerwiegende Folgen.  Bayer trägt hierfür mit Verantwortung. Denn während Bayer angibt, dass seine Pestizide sicher seien, sofern sie entsprechend der Vorschriften angewandt werden, sieht die Realität an vielen Orten anders aus. Siedlungen bäuerlicher Gemeinden, Gebiete indigener Gemeinschaften sowie am Stadtrand gelegene Viertel befinden sich häufig in unmittelbarer Nähe der Sojafelder. Auch wenn es nationale Gesetzgebungen gibt, die beispielsweise eine Pufferzone vorschreiben, werden diese von vielen Landbesitzern systematisch missachtet. Dorfbewohner*innen in Paraguay berichten, dass auf den angrenzenden Sojafeldern unabhängig von Tageszeit und Windrichtung Pestizide ausgebracht werden, welche in ihren Häusern und Gemüsegärten landen und gesundheitliche Probleme verursachen. Sie berichten außerdem, dass der Brunnen, der die Gemeinde mit Wasser versorgt, von Sojaproduzenten genutzt wird, um ihre Sprühgeräte zu befüllen, zu reinigen und Pestizide zu mischen: „Wenn sie Pestizide sprühen, verbrauchen sie große Mengen Wasser, und dann haben wir hier kein Wasser mehr“. Hinzu kommt auch die Verschmutzung des Grund- und Trinkwassers. Bei einer Untersuchung wurden erhebliche Mengen Glyphosat im Drainagewasser von Sojafeldern und in der Quelle eines Baches gefunden.

Der Einsatz von Pestiziden in übermäßiger Menge und Häufigkeit, hat zu schweren Vergiftungen, chronischen Krankheiten und Todesfällen geführt. Die Bewohner*innen der betroffenen Gemeinden haben über schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen berichtet, darunter Schlaganfälle, Krebs, Atemwegserkrankungen, Knochenerkrankungen, Zysten und Lymphknotenwucherungen. Zu den weniger schwerwiegenden Erkrankungen gehören Durchfall, Erbrechen, Hautreizungen sowie Kopfschmerzen, die nach Angaben der Betroffenen unmittelbar nach dem Versprühen von Pestiziden auftreten. Von den Erkrankungen sind vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen besonders betroffen.

Ein Wasserbrunnen in einer ländlichen Region in Paraguay
© Misereor

Sozial-territoriale Konflikte und das Recht auf Land

Die Hauptanbaugebiete für Soja in Brasilien, Paraguay, Bolivien und Argentinien sind durch sozio-territoriale Konflikte gekennzeichnet, in denen Landrechte umstritten sind. In der Konkurrenz um das Land kommt es zu Landenteignungen oder -übernahmen. Wenn die lokalen Gemeinschaften Widerstand leisten, werden sie oft schikaniert und kriminalisiert.

Um ihre Sojafelder zu vergrößern, schrecken manche Produzent*innen auch vor gewaltvollen Vertreibungen nicht zurück. Indigene und kleinbäuerliche Gemeinschaften berichten von bewaffneten Angriffen, Bedrohungen und Schikane. Die indigenen Ava-Guaraní-Gemeinschaften in Südbrasilien wurden Zeugen von Fällen, in denen Pestizide als chemische Waffen gegen indigene Gemeinschaften eingesetzt wurden. Dörfer wurden von Sojaproduzenten absichtlich besprüht, um die Bewohner einzuschüchtern und sie zur Landaufgabe zu zwingen.

In Paraguay wird die bäuerliche Gemeinschaft in der „Colonia Yvype“ fälschlicherweise beschuldigt, in das Land der Sojaproduzenten eingedrungen zu sein, was zu juristischer Verfolgung und potenzieller Inhaftierung von Gemeindemitgliedern führt, die ihren Anspruch auf das Land verteidigen.

Weil Bayer seinen Sorgfaltspflichten für Umwelt- und Sozialstandards nicht gerecht wird, haben vier zivilgesellschaftliche Organisationen aus Südamerika gemeinsam mit dem European Center for Constitutional and Human Rights und Misereor eine OECD Beschwerde eingelegt. Gemeinsam wollen sie Bayer zur Verantwortung ziehen.


Ein Werbeplakat für Sojaanbau vor einem Wald

Agrargigant Bayer unter Druck

Die Bayer AG erzielt Milliarden-Umsätze mit dem Verkauf von gentechnisch verändertem Soja-Saatgut und gefährlichen Pestiziden auf dem südamerikanischen Markt. Organisationen aus Südamerika und Deutschland reichen deshalb Beschwerde bei der OECD ein. Jetzt lesen ►

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Sarah Schneider ist Expertin für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor.

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