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Beste Perspektiven in der Krankenpflege

Es waren ereignisreiche Tage auf unserer Reise kürzlich durch Israel und die palästinensischen Gebiete. Und wir konnten bei Besuchen von MISEREOR-Partnerorganisationen erleben, wie vielfältig die Projekte sind, die unser Werk für Entwicklungszusammenarbeit im Nahen Osten fördert. Zum Beispiel das Folgende.

Schülerinnen und Schüler einer Krankenpflegeschule in Palästina

Qubeibeh am Rande von Ramallah: Auf einem Hügel steht das Krankenpflegeausbildungszentrum der Salvatorianerschwestern. Seit 2007 wird hier mit anfänglich noch rudimentären Einrichtungen der vierjährige Ausbildungsgang Krankenpflege angeboten. Er ist der Universität Bethlehem angeschlossen. Eine Plakette im Haus erinnert an den Besuch des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier.

Ich treffe Schwester Hildegard Enzenhofer, die Leiterin, sowie das Ausbildungspersonal und mehrere Auszubildende. In einer von großer Jugendarbeitslosigkeit geprägten Gegend bietet dieser Ausbildungsgang eine gute Basis für die spätere Beschäftigung und ist gleichzeitig ein wichtiger Akteur für die Gesundheitsversorgung.

Schulleiterin Schwester Hildegard Enzenhofer

Rana, 20, ist Studentin im dritten Ausbildungsjahr. Ihre Eltern waren zuerst nicht begeistert, dass sie nicht studiert, sondern eine Ausbildung als Krankenpflegerin macht. Sie erzählt mir, dass sich diese Einstellung inzwischen radikal geändert hat. Indem sie selbst in der Familie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten angewendet hat, und sie im Gegensatz zu vielen anderen mit Sicherheit im Anschluss an die Ausbildung einen Arbeitsplatz bekommt, hat sich die Einschätzung zu dem Berufsbild Krankenpflege in ihrer Familie drastisch geändert.

Schwester Hildegard erläutert, dass sie seitens des Ausbildungszentrums in den umliegenden Gemeinden mit einem einfachen Angebot von Erste-Hilfe-Kursen in die Gesundheitsarbeit eingeführt haben. Inzwischen sind Vor-Ort-Besuche regelmäßiger Teil des Ausbildungsprogramms, und dadurch lassen sich viele Krankheiten, z.B. Diabetes, viel früher erkennen. Durch die Investitionen von MISEREOR ist es gelungen, die Ausbildungsbedingungen wesentlich zu verbessern, so dass jetzt 140 Studierende Platz finden. In einem Simulationslabor können die Studierenden in lebensnahen Situationen an Puppen, die über elektronisch steuerbare Punkte Krankheitssymptome zeigen, ihre Kenntnisse erproben. Durch Video unterstützt können diese Behandlungsabläufe hinterher mit allen besprochen werden.

Mahmoud, 23, ist bereits im letzten Ausbildungsjahr. Er will sich weiter spezialisieren und wird bald in Düsseldorf  für einen Monat in einem Heim für geistig behinderte Menschen ein Praktikum absolvieren. Nach seiner Rückkehr will er im Auguste-Victoria Krankenhaus in Ost-Jerusalem arbeiten. Andere Studierende wollen noch ihren Master machen oder den großen Bedarf nach Fachkräften in den umliegenden Krankenhäusern decken.

Zu der Ausbildung gehören Praxistage in den Krankenhäusern, auch in Ostjerusalem. Die Studierenden berichten von ihren Schwierigkeiten, durch die von Israel gebaute Sperranlage riesige Umwege in Kauf nehmen zu müssen und an den Checkpoints mit Zugang zu Ostjerusalem viel Wartezeit zu vergeuden. Manche der Studierenden stehen dann morgens um drei Uhr auf, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen und kehren erst spät abends wieder nach Hause zurück. Während der kürzlich zu Ende gegangenen jüdischen Feiertage war der Übergang für sie ganz gesperrt. Das behindert die Ausbildung und die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems enorm. Auch der Zugang zu den weiterführenden Ausbildungsgängen in Bethlehem ist durch das System der Checkpoints und Kontrollen extrem schwierig. Trotzdem ist das Ausbildungszentrum ein wichtiger Baustein in der beruflichen Ausbildung für junge Palästinenser und die Entwicklung eines gemeindebasierten Gesundheitswesens.

Zum Autor: Michael Hippler leitet bei MISEREOR die Abteilung Qualitätssicherung Internationale Zusammenarbeit

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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