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Billig, billiger, Banane

Jüngst schrieben MISEREOR, Oxfam und weitere Organisationen die vier großen Einzelhandelsunternehmen in Deutschland Aldi-Süd und Nord, die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl, Edeka und Rewe an. In dem Brief beklagten wir die Senkung der Einkaufspreise durch Aldi für Bananen. Der Discounter hatte angekündigt, Banenenplantagen und Kleinbauernkooperativen ab 2021 für eine Kiste Bananen (18,14 Kilo) nur noch 11,33 Euro zu zahlen, statt wie bisher 12,41 Euro.

Alle Preisaktionen in den Filialen gehen damit auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern. Die Verquickung der niedrigen Einkaufspreise mit der Lage in den Anbauregionen Lateinamerikas ist spätestens seit einer Studie von 2007 bekannt, die MISEREOR beim Südwind-Institut in Auftrag gegeben hatte.

Verbraucher sollen schuld sein

Eine Untersuchung im Auftrag der Initiative „Fairtrade“ wies 2017 nach, dass die Unternehmen zusätzlich 5,90 Euro pro Bananenkiste bezahlen müssten, um jene Kosten zu decken, die bei der Erzeugung der Frucht entstehen. In dieser Berechnung wurden ökologische Schäden berücksichtigt, die durch den Anbau von Bananen für den europäischen Markt verursacht werden. Hinzu kommen nicht gezahlte Überstunden oder fehlende Versicherungen für Arbeitnehmer, die gesundheitlichen Schäden durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder die sozialen Folgekosten, die durch Kinderarbeit entstehen.

Die genannten Unternehmen sind anderer Meinung: Die Schuld an zu geringen Preisen sehen sie nicht bei sich, sondern bei den Verbrauchern, der Corona-Pandemie, der Konkurrenz, dem Zwischenhandel, einem vermeintlichen Überangebot oder bei den Produzenten selber. Dabei hat der deutsche Einzelhandel direkte Beziehungen zu Bananenplantagen und könnte Fairtrade-Bananen jederzeit am Markt einkaufen.

Nur wenige Siegel bieten Sicherheit

Die Unternehmen haben eine hohe Verantwortung, denn Preise unter den Gestehungskosten bedeuten Armut und Elend und keine ökologisch nachhaltigeren Praktiken im Anbau. Einkäufer werden aber weiter mit Vorgaben in Preisverhandlungen geschickt, die nachhaltige Handelsbeziehungen unmöglich machen. Bis auf weiteres bleibt der Kundschaft also nur der Griff zu Bananen mit Siegeln. Dabei bieten aber nur das Fairtrade-Zeichen und das Naturland-Fair-Zeichen Sicherheit beim Einkauf für alle, denen das Wohlergehen der Erzeugerinnen und Erzeuger ein Anliegen ist.


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Ausbeutung, Krankheiten und Umweltzerstörung: Der internationale Bananenhandel ist immer noch alles andere als ein sauberes Geschäft. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Das krumme Ding mit der Banane: Ausbeutung auf den Plantagen in Costa Rica und Kolumbien“ aus dem Jahr 2012.

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Wilfried Wunden ist Referent für den Fairen Handel bei Misereor.

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