Miriam, Johanna und Suzanne arbeiten bei Misereor in der Fundraising-Abteilung. Die Abteilung nennt sich „Partnerschaften und Spenderkontakte“, und der Name ist Programm: Hier stehen die Begegnung, der Dialog und das Gemeinsam-Aktiv-Sein mit den Menschen, die sich als Engagierte und Spender*innen für Misereor-Projekte stark machen, im Mittelpunkt. Miriam, Johanna und Suzanne erzählen dazu aus Misereor-Projekten, entwickeln Ideen, wie man mit Freude Spenden sammelt und begleiten die Engagierten dabei. Im Interview erzählen sie von ihrer Arbeit.
Sagt mal, ist es euch nicht unangenehm, um Geld zu bitten?
Miriam: Das mag jetzt überraschend klingen: Nein überhaupt nicht, schließlich frage ich für die Misereor-Arbeit und die Arbeit unserer Partnerorganisationen. Und die ist wichtig, wertvoll und vor allem wert, sie zu unterstützen. Ich bin also selbst überzeugt, und diese Überzeugung gebe ich, genauso wie meine Kolleginnen und Kollegen, gerne weiter und lade andere ein, mitzumachen. Wir sind dankbar für jede Spende, sei sie noch so groß oder klein, denn ohne die Spenden wäre all das nicht möglich. Nicht die Projektarbeit und nicht die politische Arbeit.
Geht es in eurer Abteilung nur darum, Geld zu sammeln?
Johanna: Natürlich geht es um Geld, aber eben nicht nur. Es geht vor allem um Begegnung. Begegnung mit dem Haus Misereor, Begegnung mit den Projekten. Schon der Name der Abteilung „Partnerschaften und Spenderkontakte“ steht für die Begegnung, den Dialog und das Gemeinsam-Aktiv-Sein mit den Menschen. Dabei haben wir es mit ganz unterschiedlichen Leuten zu tun. Das macht die Arbeit auch so spannend! Manchmal sind es Kinder oder Jugendliche. Dann wiederum engagierte Menschen in den Gemeinden, die schon seit Jahren dabei sind und immer wieder andere begeistern.
Durch das Spenden können wir uns hier in Deutschland konkret für eine bessere Welt einsetzen. Wer für uns spendet, gibt uns und unseren Partnerorganisationen das Mandat, diese Arbeit zu tun und auch mal politisch unbequem zu werden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen man sich so ohnmächtig fühlt, tut genau dieses Aktivsein gut. Besonders, weil man weiß, dass man nicht allein ist und andere am gleichen Strang ziehen. Unsere Arbeit ist bunt und vielfältig, und der Aspekt des Geldes ist eben einer von vielen.
Wie kann man bei Misereor „mitmachen“?
Suzanne: Da gibt es eigentlich so viele Möglichkeiten, wie es Menschen gibt. Misereor, das sind für viele primär die Partnerorganisationen im Süden und unser Team hier in Deutschland. Aber da fehlt eine ganz wichtige Säule: Alle, die für unsere Projekte spenden. Und alle, die sich hier in den Gemeinden, den Weltläden, den Gruppen und den Schulen engagieren. Die sind mir und meinen Kolleginnen vom Aktionsteam natürlich – mit einem Augenzwinkern – die Liebsten. Schließlich verbindet uns nichts so sehr mit einer Idee wie die Gelegenheit, dafür tätig zu werden. Wer Misereor-Aktionen ins Leben ruft, bietet allen anderen im Umfeld die Chance, die gerechte Welt zu gestalten nach der wir uns sehnen. Mit einem Coffee Stop zum Beispiel, bei dem sie Kaffee ausschenken, gegen eine Spende abgeben und ins Gespräch kommen. Und die Aktionen, die wir vorschlagen, sind ja nur eine Anregung. Man kann selbst eigentlich mit allem, was man gerne tut, auch andere begeistern.
Genau, ihr bietet ganz konkrete Ideen zum Spendensammeln an! Was steckt hinter euren Spendenaktionen, wie zum Beispiel der Aktion „Solibrot“ oder „Solidarität geht“?
Miriam: Eins haben alle gemeinsam: Man ist zusammen aktiv und tut dabei Gutes für die Misereor-Projektarbeit. Bei der Solibrot-Aktion wird Brot gebacken, das man gegen Spenden abgibt. Beim Solilauf läuft man viele Kilometer, soweit die Füße einen tragen, und man lässt sich jeden Kilometer, den man schafft, sponsern.
Dabei kommt ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl auf. Und das motiviert viele Gruppen dann auch, eine kleine Tradition zu begründen und sich jedes Jahr zu engagieren. Die Aktionen sind so inklusiv, dass alle mitmachen und sich einbringen können – helfende Hände werden immer gebraucht.
Johanna: Darüber hinaus gibt es noch einen schönen Nebeneffekt: Die Aktiven bringen die Misereor-Themen und Misereor sprichwörtlich auf die Straße. Sie erzählen davon, wie die Menschen im Globalen Süden leben und mit welchen Problemen sie sich auseinandersetzen müssen. Klimawandel, Demokratie, Stadtentwicklung, Gerechtigkeit – solche abstrakten Begriffe machen sie dabei lebendig. Es überzeugt natürlich besonders, wenn jemand, den ich kenne und dem ich vertraue, mir an einem Stand oder beim Kaffee von einem interessanten Projekt berichtet, das Misereor unterstützt.
Man muss sich also nicht an die Aktionskonzepte halten und kann auch eigene Ideen umsetzen. Wie funktioniert das denn?
Miriam: Man kann auf jeden Fall selbst kreativ werden! Wir sind immer wieder erstaunt, was für tolle Ideen vor Ort entstehen. Häufig knüpfen die Engagierten an Traditionen, Hobbies oder Gewohnheiten an und machen daraus eine Spendenaktion.
Eine Schule hat zum Beispiel eine Pfandflaschenaktion auf die Beine gestellt. Dafür hat sie mit der Erlaubnis des örtlichen Supermarkts eine Spendenbox gebastelt, die nun mit einem kleinen Vorhängeschloss gesichert am Pfandautomaten steht. Daneben hat sie ein Plakat gehängt, das jetzt über ihr gewähltes Spendenprojekt informiert, ein Straßenkinderprojekt in Delhi. Die Kunden können nun entscheiden, ob sie ihren Pfandbon an der Kasse einlösen oder ob sie ihn in die Box werfen und spenden. Einmal im Monat holen die Kinder die Bons ab, lösen sie ein und spenden das Geld.
Suzanne: Ich fand die „Cherryty“-Aktion auch ganz großartig, da wurde Marmelade gekocht. Eine engagierte Frau hat von ihrer Nachbarin Kirschen bekommen. Das waren aber so viele, dass sie die gar nicht alle verarbeiten konnte. Sie hat sich also Mitstreiterinnen gesucht – und zusammen haben sie hunderte Gläser Marmelade produziert! Die haben sie ganz kreativ unter die Leute gebracht, nämlich an Orten, an den denen sich Menschen begegnen. Zum Beispiel in Friseursalons. Dazu haben sie Infos über das Stadtgärten-Projekt in Bolivien gelegt, für das die Spenden bestimmt waren. Das Ganze lief auf Vertrauensbasis ab: Man konnte sich ein Glas mitnehmen und eine Spende in die bereitgestellte Dose geben.
So gibt es vor Ort viele Anknüpfungspunkte für eigene Aktionen. Wir von Misereor setzen meist nur einen kleinen Impuls, und dann läuft es von selbst. Mit manchen Gruppen entstehen so über Jahre feste Kontakte, was jedes Mal ein schönes Wiedersehen per Mail oder am Telefon ist. Und außerdem ganz wichtig: Sie sind für uns auch Experten vor Ort! Wir holen uns oft Inspiration von ihnen und fragen sie auch um Rat, wenn wir neue Ideen entwickeln. So lernen wir aus der Praxis dazu und verbessern unsere Angebote immer weiter.
Das klingt wirklich, als ob für alle etwas Passendes dabei ist…
Johanna: Richtig, jede und jeder kann mitmachen: Ältere Menschen mit viel Lebenserfahrung, aber auch Kinder und Jugendliche. Privat oder in der Schule, im Verband oder im Team bei der Arbeit, das ist ganz egal. Das Schöne ist, dass man keine besonderen Talente braucht. Man muss sich auch nicht in ein schweres oder hochkomplexes Thema einarbeiten. Wir liefern die Informationen und Hintergründe zu dem ausgewählten Spendenprojekt und stellen Spendendosen und weiteres Aktionsmaterial zur Verfügung.
Spendenaktionen
Das Jahr steckt voller guter Anlässe für tolle Spendenaktionen – schaue dir unsere beliebten Misereor-Angebote an. Wenn du Tipps oder Material brauchst, helfen wir dir gern weiter. > https://www.misereor.de/spenden/spendenaktionen