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Goldrausch und Dorfleben in Burkina

 

Sieben Wochen Westafrika: Jonas Wipfler zieht Resümee.

Sieben Wochen Westafrika: Jonas Wipfler zieht Resümee.

Was bleibt haften von dieser Reise? Vor allem die unglaubliche und einnehmende Offenheit und der großartige Humor der Menschen. Ihre Gastfreundschaft, die mir überall zuteil wurde. Eine Landschaft, die in ihrer Kargheit schön ist, aber auch eine große Herausforderung für das alltägliche Leben birgt.

 

In den staubigen Weiten ist die Frage des Wassers und der Wassernutzung ständig präsent.  Wasserpegel sinken, Brunnen und Seen trocknen aus und gerade für Frauen, die traditionell das Wasser holen, verlängern sich Wege und Zeit, die sie mit schweren Gefäßen unterwegs sind.  Und einst fest eingerechnete  Regenfälle sind längst nicht mehr so sicher, wie sie es noch vor ein oder zwei Generationen gewesen sind.

Goldrausch in Burkina

Wie das Wasser beherrscht die Region auch die Sehnsucht mit Gold Geld verdienen zu können. Entlang der Straßen aufgehäufte kleine Hügel zeugen überall davon.  Auf die Frage, was denn so an Gold zu Tage gefördert wird, antworten die Arbeiter in dem sie aus ihren sorgsam verschlossenen Behältnissen winzig kleine gelbe Partikel in ihre Handflächen schütten– so klein, dass man Angst hat man könnte die Arbeit eines Tages mit einer unbedachten Bewegung wieder zurück in den Staub befördern, aus dem sie so mühevoll gewonnen wurden.

Mais und Kieselsteine

Während meines Aufenthaltes in Burkina habe ich viele Dörfer besucht. In abgelegenen Gegenden bewirtschaften die Menschen unter schwierigen Bedingungen ihre Felder und halten Wassereinrichtungen in Stand. In Dorfsitzungen tauschen sich die Bauern über ihre Erfahrungen aus. Häufig können sie weder Lesen noch Schreiben – zumal in Burkina Faso auch die staatliche Schulbildung Geld kostet. Sie stimmen über den Erfolg ihrer Gruppen anhand von Bildern und anonym ab. Dazu werfen sie – je nach Bewertung des Zustandes der Gruppe – Kieselsteine (für eine schlechte Bewertung), Bohnen (mittelmäßig) oder Mais (gut) in eine Schale.

Sitzung einer Dorfgemeinschaft in Burkina Faso

Sitzung einer Dorfgemeinschaft in Burkina Faso

Hinterher wird das Ergebnis präsentiert und diskutiert. Zuweilen hat dabei der heiße Wind den Sand durch die Dörfer getragen, dennoch haben  alle geduldig bis zum Ende der Sitzung ausgeharrt. Ergebnis ist in dieser Gruppe, dass man nachdem man den Zugang zu Trinkwasser verbessert und gesichert hat, nun sich stärker den Fragen der Hygiene im Dorf zuwenden möchte.

Wenn man dann auch noch sieht, mit welcher unglaublichen Kraft die Menschen dieser Region sich den Widrigkeiten ihrer Umwelt entgegenstemmen, dann flößt das größten Respekt ein. Harte ausdauernde Arbeit bei Temperaturen jenseits der 40°, wenn sich teils die einheimischen Tiere schon im Schatten legen oder sich wie die Wildschweine mit feuchten Bäuchen nur von einer Schlammkuhle in die nächste bewegen.

Westafrika hat mir nicht nur erfolgreiche Projekte gezeigt, sondern vor allem Menschen, für die es sich lohnt sich zu engagieren, gerade, weil sie dies selbst tagtäglich tun und tun müssen, um ein Auskommen zu finden und dem Klimawandel zu trotzen.

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Jonas Wipfler ist Leiter des Berliner Büros von Misereor. Zuvor lebte er drei Jahre in Dakar, der Hauptstadt des Senegals. Dort half er als Berater lokalen Partnerorganisation in Westafrika bei Planung, Monitoring und partizipativen Methoden.

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