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Ein Job für Mutige

In Pakistan ist die Situation für Journalisten, politische Aktivisten und Menschrechtsorganisationen besonders problematisch. Die MISEREOR- Partnerorganisation „National Commission for Justice and Peace“ (NCJP) engagiert sich seit vielen Jahren für die Rechte von religiösen Minderheiten, Frauen und Arbeitern. Kürzlich wurde ein Mitarbeiter des NCJP-Büros in Lahore, im Nordosten Pakistans, gekidnappt. Er ist wieder frei, Gott sei Dank, aber die Situation für die Mitarbeiter ist weiterhin schwierig. Der Geschäftsführer von NCJP, Peter Jacob, war bei MISEREOR und erzählte mir von dem Vorfall und den Hintergründen.

Peter Jacob, Geschäftsführer von "National Commission for Justice and Peace"

Peter Jacob, Geschäftsführer von „National Commission for Justice and Peace“

Tariq, der eigentlich anders heißt, wurde in der Nähe seines Hauses gekidnappt. „Die Augen wurden ihm verbunden und rund vier Stunden lang wurde er verhört. Die Entführer zwangen ihn den Sicherheitsdienst anzurufen, um das Tor zum Büro zu öffnen. Drei Leute stiegen ins Büro ein, durchsuchten die Räume und nahmen einige Dokumente und Teile der Büroausstattung mit. Dann ließen sie ihn frei. Sie befragten ihn zu einer CD Produktion von der sie dachten, dass sie gegen sie gerichtet war“, erzählt Jacob. „Auf den ersten Blick scheint es, dass sie in das Büro kommen wollten, um Aufnahmen zu stehlen. Es ist jetzt Sache der Ermittlungen festzustellen, wer die Gruppe ist und was ihre Ziele und Absichten sind.“
Welcher Organisation die Entführer angehören, weiß Jacob nicht. Die Entführer selbst nannten sich: „Tanzeem“. Für Jacob ein möglicher Hinweis, dass sie zu einer sogenannten „religiösen Organisation“ gehören könnten, der die Arbeit einer Menschenrechtsorganisation missfällt. „Bei Advocacy-Arbeit muss man über Themen sprechen, die kritisch und kontrovers sind. Das geht nicht ohne Aufmerksamkeit zu erregen, manchmal eben auch negativ“, meint Jacob und schweigt.

Zwischen Angst und Hoffnung
„Es ist eine schwierige Zeit im Hinblick auf Gesetz, Ordnung und Rechtsstaatlichkeit. Seit einigen Jahren arbeiten wir in dieser Situation. Sechs Mitarbeiter von NCJP starben 2002 bei Anschlägen in Karachi. Unser Team in Karachi und Quetta wurde verhaftet und wieder freigelassen. Ich bewundere den Mut meiner Kollegen. Niemand sagt, dass er aufgrund dieser Umstände gehen will.“ Rund 40 Leute arbeiten weiter. Während ich mit Jacob spreche, kann ich die Anspannung spüren. Angst und Gefahr sind präsent. Was passiert in diesen Minuten unseres Gesprächs in Pakistan?
Basisarbeit, soziales Engagement, Advocacy-Arbeit – auch auf internationaler Ebene – das ist die Arbeit von NCJP. Das Team unterstützt die Opfer: Menschen, die aufgrund von Gesetzen diskriminiert werden, Frauen, Minderheiten und Anhänger von Befreiungsbewegungen. Durch Untersuchungen und Berichte machen sie auf die ungerechte Situation in Pakistan aufmerksam und heben Diskriminierungen und Verletzungen von Menschenrechten hervor. Die Organisation hat Erfolg. „Genau das glaube ich, irritiert manche Kreise in diesem Establishment. Sie sind verärgert anstatt anzuerkennen, dass Kritik etwas Positives ist.“
Für Peter Jacob ist der Einsatz für Menschenrechte der einzige Weg, der die Situation verbessern kann. Eine große Herausforderung. Die Hoffnung auf Veränderung bleibt. Niemand weiß, was als nächstes geschieht. Nachdenklich verabschiede ich mich von ihm.

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Annika Sophie Duhn arbeitet als Bildungsreferentin bei MISEREOR.

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