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Fernsehen hören, Radio sehen

Radio ist in Peru das meistgenutzte Medium. Doch besonders in den Städten ist das Fernsehen nicht mehr weg zu denken. Grund genug, warum der Sender Radio Oriente seit rund einem Jahr Hörfunk und Fernsehen auf wunderbar kuriose Art und Weise vereint.

Die kleine Videokamera im Studio überträgt Radio ins Fernsehen.

Die kleine Videokamera im Studio überträgt Radio ins Fernsehen.

Wer im Umkreis von 15 Kilometern in Yurimaguas den Fernseher auf Canal 8 schaltet, der blickt direkt ins Studio von Radio Oriente. Er sieht die Moderatoren wie sie mit dicken Kopfhörern vor ihren Mikros sitzen und aktuelle Themen kommentieren oder ihre Gäste interviewen. Radio Oriente ist nicht nur hörbar. Eine kleine Videokamera filmt die Moderatoren während der Nachrichtensendungen im Radio, die live im Fernsehen übertragen werden. Radio zum Sehen – welch innovative Idee!

Aber was auch anderes tun, wenn die Redaktion insgesamt nur aus zwei Reportern und einem Leiter besteht, die für die Nachrichtensendungen verantwortlich sind und gleichzeitig die Moderatoren derselben. Morgens, mittags, abends – bekommt das „pueblo de Amazonia“ von Montag bis Freitag jeweils ein bis zwei Stunden Informationen und Hintergründe geliefert.

Moskau, Moskau – ein peruanischer Hit

Die Beiträge sind vor allem Interviews in Ton und Bild. Auch Hörer werden live dazu geschaltet. Der Fernsehzuschauer muss seine Ohren spitzen. Auf dem Bildschirm flimmert das Standbild: Hörer in der Leitung.  Wenn Politiker oder andere wichtige Autoritäten per Telefon zugeschaltet sind, ist meistens ein Foto vorhanden, dass gezeigt werden kann.

Und das funktioniert? Aber claro! Wer durch Yurimaguas schlendert, sieht in den Cafes und Essensstuben gerade zu den Nachrichtenzeiten Canal 8. Im Vordergrund steht die Information, die Wissensvermittlung und nicht das perfekte Drehbuch.

Fünf Techniker sorgen fortlaufend für die Produktion des Programms. Sie sind gleichzeitig Moderatoren der Musiksendungen, die den Rest des Tages füllen. Die ganze Palette peruanischer Musik wird über den Tag hinweg abgedeckt. So kann der Campesino morgens ab vier Uhr typische Musik vom Land hören, die Jugend wird am Abend bedient und einen kunterbunten Mix für jedermann am Nachmittag. Der deutsche Schlager „Moskau, Moskau“ ist in der spanischen Übersetzung hierzulande gerade der Hit. Während der Musiksendungen laufen im Fernsehen Dokumentationen, Filme und Serien.

Und Zeit gibt es hier für jeden, Sendung hin oder her: Manchmal muss eben sofort gehandelt werden. So wird das Mädchen, das ins Büro gestolpert kommt und seine Eltern verloren hat, kurzerhand auf einen Stuhl neben den Moderator gesetzt. „Vollbild bitte!“ und es folgt der Aufruf, Eltern oder Nachbarn mögen sich doch bitte melden. Lesen Sie Teil 1 der Serie hier.

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Annika Sophie Duhn ist Bildungsreferentin bei Misereor.

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