„Wir haben versagt.“ – Mit diesen beeindruckenden Worten Martas, einer Vertreterin der Landbevölkerung Santiago del Esteros, beendete ich meinen letzten Eintrag. Sie beklagte das fehlende gemeinsame politische Auftreten der Landbevölkerung, ein Ziel der Organisationsarbeit INCUPOs.
Unzählige Kleinbauern gegen eine handvoll Investoren – wo liegt das Problem?
Das Leben der Kleinbauern auf dem Land ist kein einfaches: Hitze im Sommer, Dürreperioden im Winter, Wasser und Strom sind keine Selbstverständlichkeit und das einzige Kommunikationsmittel ist häufig nur das Radio. Unzählige Familien leben unter diesen Umständen in aller Ursprünglichkeit weit zerstreut nebeneinander. Die Kleinbauern wissen jedoch, dass sie die Ernährung ihrer Familien dem Land, das sie besitzen, zu verdanken haben.
Der Kauf von Land zur Rodung und intensiven Landwirtschaft ist der Anfang der Probleme. Land wird plötzlich zu einer knappen und teuren Ressource, welches möglichst gerecht unter allen langjährigen physischen Besitzern, den Kleinbauern, und fraglichen Eigentümern, den Investoren mit offiziellem Landtitel, aufgeteilt werden muss. Neben den Investoren mit offiziellem Landtitel erwerben auch die Kleinbauern ein offizielles Recht auf Eigentum für das Land, das sie seit über 20 Jahren besitzen und „wesentlich“ bearbeiten. Es fehlt den Kleinbauern jedoch häufig an Wissen sowie Selbstbewusstsein ihr Recht zu äussern und zuletzt auch an finanziellen Mitteln dieses geltend zu machen. Die Voraussetzungen für das Recht auf Eigentum sind darüber hinaus weder eindeutig noch einfach nachzuweisen. Da die Kleinbauern beispielsweise ihre Ziegen morgens auf freie Nahrungssuche schicken, ist es schwer feststellbar, an welchem Strauch wessen Ziege nun „wesentlich“ frisst. Die Folgen sind jahrelanger Rechtsstreit und gewalttätige Auseinandersetzungen, die nicht nur zwischen dem fraglichen Eigentümer und den Kleinbauern ausgetragen werden.
Streit entfacht bis ins Innere der Kleinbauernfamilien: Ältere und kranke Menschen sehen den Verkauf ihres Landes als Chance auf ein Leben in der Stadt mit besserem medizinischen Zugang, junge Menschen sehen den Verkauf als Startkapital für ein „besseres“ Leben und andere möchten ihr Land verkaufen, um ein paar Jahre davon über ihren Verhältnissen leben zu können. Der Kampf um Land unter den Kleinbauern beginnt. Landraub – wer raubt jetzt eigentlich von wem? Nur eine verbleibende handvoll Kleinbauern vergessen nicht, wem sie ihre tägliche Ernährung zu verdanken haben. Diese Kleinbauern kämpfen mit der Unterstützung von INCUPO für eine starke geschlossene Gemeinschaft und ein würdiges Leben auf dem Land, da jeder Landverkauf eines Kleinbauern auch das Leben aller anderen verändert.
Das ganze gibt es auch im Dokumentarfilm zu sehen auf http://kameradisten.org
Danke fuer diesen Beitrag, Fabian // HG, mark wagner
Lieber Faban,
auch mich hat dein Bericht sehr nachdenklich gemacht. Wieviele der Hoffnungen, die manche Kleinbauern mit dem Verrkauf ihres Landes verbinden, erfüllen sich auch wirklich? Und schüren die kaufwilligen Investoren nicht auch gerade diese Hoffnungen und Träume?
Dein Beitrag macht deutlich, wie wichtig Aufklärung Bildung und Unterstützung der Kleinbauern in jeder Hinsicht ist, um nicht vorschnelle (Verkaufs-)Entscheidungen zu treffen, die sie vielleicht schon bald wieder bereuen. Wenn INCUPO dazu beitragen kann, ist dass eine guter und wichtiger Einsatz. Ich wünsche dir (und euch) guten Mut und viel Erfolg für die Projektarbeit.
Liebe Grüße
Ulrich
Lieber Fabian,
der Bericht beschreibt, wie schwierig es wohl ist, die Interessen der Landbevölkerung gegen die Investoren durchzusetzen. Es ist für den einzelnen Landbauern sicher auch nicht einfach zwischen den Interessen einer Solidargemeinschaft und den ganz persönlichen Interessen abzuwägen bzw. nicht doch den Verlockungen zu erliegen, die er sich mit einer Aufgabe bzw. einem Verkauf seines Landbesitzes erhofft.
Ich hoffe trotzdem, dass es noch genügend gibt, die dem schnellen Geld trotzen und es schaffen, sich auf dem Land eine Zukunft für sich und die Famlie aufzubauen.
Liebe Grüße
Stefan
Lieber Fabian,
dein Beitrag stimmt mich sehr nachdenklich. Und es stimmt, eine gewisse Art von Hilflosigkeit angesichts der Lage macht sich auch bei mir breit, wenn ich das lese. Ich wünsche dir und allen Mitstreitern trotzdem weiterhin viel Erfolg bei eurer Arbeit. Lasst euch nicht unterkriegen!
LG aus Aachen, Uta