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BARCIK hilft anders als andere – Teil 2

Nachdem die Flüchtlinge im November 2009 nach dem Wirbelsturm Aila in den Clusterhomes ein neues Zuhause fanden, kamen ab Januar 2010 Mitarbeiter von BARCIK zu ihnen.  Sie haben mit den Menschen diskutiert: Was wollt IHR machen? Welche Pläne habt IHR? Alle Bewohner waren völlig mittellos, hatten kein Land und gehörten auch schon früher zu den wirklich armen Landlosen, die gerade mal ein paar Quadratmeter Nutzgarten hatten.

Ein Mitarbeiter von BARCIK erläutert die Arbeit der Organisation

Ein Mitarbeiter von BARCIK erläutert die Arbeit der Organisation

Der Boden rund um die Baracken war nach Aila einfach nur noch versalzen. Da wuchs kein Grashalm mehr. Die Leute hatten also wirklich nur ein Dach über dem Kopf, aber kein Einkommen und keinerlei Ernte. Die Gartenflächen an den Baracken waren völlig nutzlos.

Können wir uns je wieder selber versorgen?
Ein ganz großes Thema: Wie und wann kann man wieder eigenes Gemüse anbauen und sich wieder besser  selbst versorgen? Dafür stellte BARCIK Kontakte zu Leuten her, die sich mit versalzenen Böden auskennen und damit, wie man die Bodenqualität verbessern kann und wissen, welche Pflanzen hier vielleicht doch gedeihen könnten etc.

Barcick

Farida verteilt Saatgut

Des Weiteren vermittelte BARCIK Kontakt zu einem Bauern, der sich sehr gut mit biologischen Düngemitteln auskennt : wie man sie herstellt, wann welcher Dünger Sinn macht etc. Dieser Mann kam zu den Clusterhomes, testete den Boden und empfahl ihnen, Kuhdung in den Boden einzuarbeiten. BARCIK wiederum hörte sich um, wer im Moment Dung abzugeben hatte und kümmerte sich um den Transport.

Dann hat BARCIK die Leute eingeladen, sich Pflanzen und erfolgreiche Gärten in der Region anzusehen, die auf semi-salinen Bodengedeihen. Sie sollten sehen, dass es wirklich möglich ist, auf diesem Boden Anbau zu betreiben. Die Gruppe aus den Clusterhomes  bekam Tipps, welche Pflanzen gedeihen könnten und auch Samen und Setzlinge zum ausprobieren. Außerdem gab es Empfehlungen, welche Anbautechniken den Boden verbessern würden. Die erste Ernte (Bangladesch hat sechs Jahreszeiten!) war noch sehr mager, da der Boden noch sehr salzig war und es noch keinen Monsun gegeben hatte, der das Salz schrittweise hätte ausspülen konnte. Die Monsunzeit ist im April und Mai. Sie haben es wieder versucht, wieder Dung untergegraben und hatten bei der nächsten Ernte schon deutlich bessere Erträge.

1.000 taka – Das ist ein Vermögen für Leute wie Alomoti
Almoti strahlt. Auch in ihrem Garten gibt es viel zu ernten. Stolz erzählt sie, dass ihr Sohn 2-3 Kilo Gemüse pro Tag verkaufen kann und so ein Einkommen für  sie beide erzielt. Vor dem Anbau im eigenen Nutzgarten brauchten sie allein für den Kauf von Gemüse 30 bis 40 taka am Tag für den Einkauf. Seit sie wieder selbst anbauen, entfallen diese Kosten. Sie sparen so rund 1.000 taka pro Monat (etwa 10 Euro). Dazu kommt das Einkommen, was sie auf dem Markt erzielen. Alomoti findet: Ihr geht es gut! Etwa 17 verschiedene Sorten wachsen übers Jahr in ihrem Garten. Bananen, Kokosnüsse,  Sodeda (eine lokale Obstsorte), Gurken etc. Auch die Leute aus den Clusterhomes beteiligen sich mittlerweile am Tausch von Samen und Setzlingen und geben sie an andere Dörfer weiter. Das ist ganz typisch in Bangladesch: Man gibt weiter. Man teilt. Man hilft sich gegenseitig.

Fleisch ist die Ausnahme
Neben den Clusterhomes ist ein großer Dorfteich. Alomoti erzählt mir, dass dort ca. 100 verschiedene Fischarten leben. Fisch ist für sie neben Reis das wichtigste Nahrungsmittel. Fleisch gibt es nur für Gäste. Nur wenige haben Tiere , wie ein paar Hühner oder Enten. Alomotis einziges Huhn legt ein Ei pro Tag. Das aber nur jede zweite Woche.

 

Alomoti zeigt, wie viel sie ungefähr isst.

Alomoti zeigt, wie viel sie ungefähr isst.

Essen – ein gutes Stichwort?!
So langsam grummelt mein Magen. Es ist Mittagszeit. Wir haben lange gesprochen. Zum Abschluss möchte ich wissen, wie das bei ihr mit dem Hunger sei. Immerhin ist das ja das Thema der Fastenaktion 2013. Und wieder strahlt Alomoti und verkündet stolz: Sie esse drei Mal am Tag! Toll, denke ich. Das funktioniert ja richtig gut mit dem Garten für sie. Alles in Butter? Mitnichten! Über Hunger wird nicht gerne gesprochen.  Mühsam trage ich die Mosaiksteinchen zusammen:

Alomoti stehtjeden Tag um 5:30 Uhr auf. Dann betet sie, räumt ihr Haus auf und kümmert sich um ihre acht Enkelkinder, die auch in der Siedlung wohnen. Damit entlastet sie ihre drei Söhne und Schwiegertöchter, die so andere Arbeiten verrichten können. Ihr Frühstück gegen 10 Uhr ist etwa ein Handvoll Reis mit Gemüse. Morgens werden Reste gegessen – wenn denn vom Vortag etwas übrig geblieben ist. Sonst fällt ihr Frühstück aus. Heute hat sie z.B. seit mehr als 15 Stunden nichts mehr gegessen (es ist ca. 11.30 Uhr, als ich sie das frage). Wie oft das vorkomme, frage ich sie betroffen. So etwas zwei bis drei Mal in der Woche. Das sagt mir die gleiche Frau, die vorher voller Überzeugung erzählt hatte, jetzt in den Clusterhomes würden alle satt und sie würden dreimal am Tag essen! Nur allzu oft reicht es gerade mal für ein karges Mittag- und Abendessen.

Jesmin von Barcik ist eine von ihnen
Sie verteilt kein Essen, sie verteilt kein Geld und kommt doch jeden Tag zu den Leuten in die Clusterhomes. Alomoti erzählt mir: Jesmin teilt die wirklich wichtigsten Dingen mit uns, wir lieben sie.

Sie treffen sich mit ihr zu einem Meeting, tragen in einer Liste ihre Probleme zusammen und suchen gemeinsam nach Lösungen. Jesmin ist sehr eng mit den Menschen verbunden. Sie kennt ihre Freuden, kennt ihr Bedürfnisse und Nöte. Ihr Handy ist im Dauereinsatz. Sie wird oft angerufen, sie stellt Kontakte zwischen den Leuten aus unterschiedlichen Dörfern her, vermittelt Kontakte und vernetzt die Menschen. Sie weiß, wer Kuhdung zu viel hat, wer Samen haben bzw. gebrauchen könnte. Wenn jemand krank ist, kümmert sie sich darum, dass diese Person Hilfe in den Gesundheitstationen der Regierung oder von NGOs bekommen. Und wieder klingelt ihr Handy. Das Leben geht weiter nach dem Wirbelsturm Aila und mit BARCIK wird es ein wenig leichter.

Hier geht es zum ersten Teil des Blogs “ Alomoti fühlt sich sicher!“

Lesen Sie hier mehr Artikel zum Thema “Bangladesch”

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Katrin Heidbüchel arbeitet als Referentin für Fundraising bei MISEREOR.

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