Zweiter Teil eines Berichts von MISEREOR-Mitarbeiter Elmar Noé
Die Ärzte im Franziskanerkrankenhaus in Calbayog, die seit dem Taifun regelmäßig Gesundheitscamps in der betroffenen Region initiieren, berichten von ihrer Sorge, dass Erkältungs- und Durchfallerkrankungen zunehmend um sich greifen könnten, die die Menschen noch weiter schwächen würden. Bei dem Regen im zerstörten Guiuan, den wir erleben, kann man sich das nur zu gut vorstellen.
Wir hoffen einen Beitrag dazu leisten zu können, dass die Menschen hier bald zumindest einen zuverlässigen Schutz vor dem Wetter haben werden und dann Schritte hin zu einem eigenständigen Leben unternehmen können. Für die Fischer bedeutet das Boote zum Fischen zu haben, für die Kleinbauern ihre Felder bestellen zu können und die Haine mit Kokospalmen wiederanzulegen.
Die Nothilfe läuft gut an
Bis dahin werden weiter die Helikopter und Transportflugzeuge den reaktivierten Militärflughafen aus dem zweiten Weltkrieg anfliegen, um auch die Menschen auf den vorgelagerten Inseln mit Lebensmitteln versorgen. Nach den ersten Tagen, in denen die Menschen gehungert haben, läuft die Nothilfe nun kontinuierlich an. In den Logistikzentren der MISEREOR-Partnerorganisationen werden Hilfspakete gepackt und in die betroffenen Gebiete geliefert. Wir sehen Menschen, die versuchen im Chaos aus Trümmern und Hausrat aufzuräumen und Hütten zu bauen. Auf dem Markt werden einige Lebensmittel angeboten, wenn auch zu sehr hohen Preisen. Von den Inseln erreichen uns Informationen, was die Menschen neben Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten am dringendsten brauchen: Schutz vor dem Wetter, Boote zum Fischen und Setzlinge, um ihre kleinen Fruchtbaum- und Kokosplantagen wieder anzulegen.
Wer ist eigentlich „Wir“? – Verlässliche Netzwerkarbeit
Wenn ich von „wir“ spreche, dann meine ich damit die Menschen und ihre Organisationen, die mich auf dieser ungewöhnlichen Reise zur Einschätzung der Lage im Katastrophengebiet im Süden von Samar begleiten: Mitglieder des Netzwerkes von MISEREOR-Partnerorganisationen, die schon lange vor dem Taifun in dieser Region gearbeitet haben: Vertreter der katholischen Diözesen von Calbayog und Borongan sowie der Franziskaner Mission in Samar und auch die Koordinatorin unseres Partnernetzwerkes Philippine-Misereor-Partnership (PMP). Noch wenige Tage vor dem Taifun hatte ein MISEREOR-Berater für Menschenrechtsarbeit die Gegend besucht, um mit zwei lokalen Gruppen in Guiuan und im benachbarten Salcedo über ihre Arbeit zur Unterstützung der Menschen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte gegenüber Bergbaukonzernen zu sprechen.
Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass zu diesem Problem, das die Menschen haben, weil Bergbaukonzerne ihnen ihr Land wegnehmen und ihre Umwelt zerstören, bald ein so viel größeres Problem hinzukommen könnte.
Momentan lässt der Regen etwas nach und Ruhe kehrt in Guiuan ein. Es herrscht Ausgangssperre und die Generatoren sind ausgeschaltet, um den teuren und von skrupellosen Händlern mit Wasser gepanschten Diesel zu sparen und auch hier im Konvent gehen die Taschenlampen und Kerzen aus.
Weitere Informationen
Teil III: Philippinen: Vor Ort auf der Insel Samar III – Braunes Land
Lesen Sie auch Teil I: Philippinen: Vor Ort auf der Insel Samar I – Im Trümmerfeld von Guiuan