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Der politische Wille fehlt

Dass unsere Welt nur dann eine Zukunft hat, wenn wir uns alle deutlich umstellen hin zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise, dürfte im Bewusstsein der meisten angekommen sein. Fast kann man entsprechende Appelle schon nicht mehr hören.

An der Umsetzung freilich hapert es. Wie diese vielbeschworene „Große Transformation“ realisiert werden könnte, bleibt eine eher vage, in Teilen fast  visionäre Perspektive. Warum das so ist, dafür hat Thomas Silberhorn eine eindeutige Antwort: „International mangelt es an politischem Willen““ sagt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) auf der Veranstaltung „Ökonomie, Ökologie, Soziales und Good Governance“ während des Katholikentages in Regensburg. Diese Analyse lässt einen ein wenig ratlos zurück. Mehr Klimaschutz, mehr sozialer Ausgleich zwischen Arm und Reich, mehr Generationengerechtigkeit sowie zusätzliche Regeln für die soziale Marktwirtschaft seien wichtige Aspekte des notwendigen Umbaus der Weltgesellschaft, sagt Silberhorn. Das ist allgemein bekannt. Doch all das sei erst dann zu verwirklichen, wenn Politik viel stärker als heute am Gemeinwohl aller Menschen dieser Erde ausgerichtet werde  – und nicht an Einzel- oder Partikularinteressen beziehungsweise kurzfristigen Zielen. Das leuchtet ein. Doch wie darauf Einfluss nehmen? Da wird es für den Normalbürger und die Normalbürgerin wirklich schwierig.

Große Transformation

Zumal auch Edda Müller, die Vorsitzende von Transparency International, keine besonders positive Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation macht: „Wer verantwortungsvoll handeln will, braucht dazu alle verfügbaren vollständigen Informationen. Doch die werden gerade Verbrauchern nach wie vor in großer Zahl verwehrt.“ Auch sei es nicht gelungen, die entfesselten Finanzmärkte in der notwendigen Weise zu zähmen, da weiter wichtige internationale Regulierungen auf sich warten ließen. Dennoch verfällt Müller nicht in Pessimismus. Ihrer Ansicht nach ist besagte Große Transformation längst im Gange: Bei der Entwicklung der Solarbranche, der Kreislaufwirtschaft und ressourceneffizienter Produktion sei schon eine Menge erreicht worden. „Das wird enorme Investitionen auslösen.“

Warnung vor Überheblichkeit

Monsignore Pirmin Spiegel, Chef von MISEREOR, warnt indessen vor Überheblichkeit: „Wir tun in den westlichen Ländern immer so, als hätten wir die Lösung. Dabei ist unser Lebensstil nicht globalisierbar.“ Es gelte, auf die Zukunfts-Konzepte anderer Kontinente zu schauen, wie etwa das „Buen Vivir“ aus Lateinamerika. Zudem befänden wir uns angesichts der demographischen Entwicklung – nur acht Prozent der Bevölkerung lebt in Europa – in einer „postwestlichen Welt“. Schwellenländer wie etwa Indien hätten zunehmende Bedeutung. Dort gebe es momentan ein Wirtschaftswachstum von jährlich fünf bis acht Prozent, ein großes Entwicklungspotenzial und immer mehr wohlhabende Menschen.  Aber eben auch ungefähr 200 Millionen Arme, die nicht genug zu essen haben. Es ist also noch ein langer Weg hin zu einer Welt, in der es wirklich gerecht zugeht.

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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