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Auf Schulbesuch und bei Kleinunternehmern

Studienreise nach Ecuador: Auf die Begegnung mit den Kindern, Lehrern der Schulen und Projektpartnern  waren wir schon die ganze Reise über gespannt. Den Vorstellungen, die wir uns bereits im Vorfeld gemacht hatten, sollten sich nun Bilder zuordnen.

Lehrer leisten täglich Großartiges

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Pause in der Schule Bastion Populare.

Tag 6: (…) Nachdem wir von der Schulleiterin der Schule Bastion Populare begrüßt wurden, konnten wir in 2er-Teams zur Hospitation in verschiedene Klassen gehen. Der erste Eindruck: Dass hier vieles anders zu sein scheint. In der 2. Klasse, die ich besucht habe, war der Geräuschpegel enorm, die Kinder unruhig und die Lehrerin schien überfordert. Und dennoch schien es irgendwie zu funktionieren (…).

(…) Wir erfuhren eine Menge über die Entstehung der Einrichtung und bestehende Probleme. Die Kinder dieser Schule, so berichtete uns die Rektorin, stammen vielfach aus Familien, in denen Frauen und Kinder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind (…).

(…) Ein Teil der Arbeit hier ist die sogenannte “Elternschule” mit ihrem “Werte stricken”. Überwiegend Mütter treffen sich zu Strickkreisen und werden dabei von Lehrern in ihrer Wertebildung unterstützt und angeleitet. Dies spiegelt sich auch im Verhalten und der Leistung der Kinder wieder. Immerhin 50 Prozent der Eltern nehmen dieses Angebot der Schule an. Mittlerweile gehen 250 Kinder in diese Schule, von denen 42 zu den sogenannten „besonderen Kindern“, sprich Kindern mit einer Behinderung, gezählt werden. Was sich mir am Ende des Tages besonders eingeprägt hat ist, dass die Lehrerinnen der Schule täglich Grossartiges leisten und trotz aller Schwierigkeiten gern an dieser Schule tätig sind. Gespannt blicken wir nun auf die nächsten Tage, in denen wir selbst mit den Kindern in Aktion treten werden (…).

Ein Beitrag von Karoline Mueller

Würdevoll leben und wohnen im Armenviertel

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Ein Fertighaus der Organisation Hogar de Cristo.

Tag 8: (…) Obwohl rechtschaffen müde, macht sich die Gruppe am Nachmittag auf zur Stadtrandsiedlung Monte Sinaí. Hier arbeitet Hogar de Cristo, Partnerorganisation von MISEREOR, mit Zuwandererfamilien vom Land. Hogar de Cristo wird u.a. vom St.Pius-Gymnasium Coesfeld, einer MISEREOR-Partnerschule, unterstützt, und Birgitta Siepelmeyer, Englisch- und Spanisch-Lehrerin am St. Pius-Gymnasium, ist Mitglied unserer Reisegruppe. Wir erhalten zunächst einen Überblick von Luís Tavara über Geschichte und Philosophie von Hogar de Cristo und die verschiedenen Bereiche, in denen die von Jesuiten gegründete Organisation tätig ist: Die Unterstützung der Familien reicht vom Hausbau über Mikrokredite, Gesundheitshilfe und Ernährungsberatung, Produktion von Sojamilch und Fischzucht bis zur Hilfe für Frauen und Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Voller Stolz zeigt uns Luís Tavara einige Musterhäuser, die Fischzuchtteiche und die Halle, in der Bauteile für die Häuser aus Bambus angefertigt werden. Es sind vor allem die Frauen, die Kleinkredite für den Hausbau und die Gründung eines kleinen Geschäfts erhalten. (…)

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Der Verkauf von Sojamilch erwirtschaftet zusätzliches Einkommen.

(…) Ein besonderes Highlight unseres Besuchs ist der Abstecher zum „Schönheitssalon“. Hier werden Haare gewaschen, geschnitten und gelegt, Locken geglättet, Masken aufgetragen und Massagen verabreicht. In allen Wirtschaftsbetrieben von Hogar de Cristo arbeiten Kreditnehmerinnen; sie erhalten eine Ausbildung, ein Couching, um ihre eigene Geschäftsidee zu entwickeln, und eine Starthilfe, die es ihnen ermöglicht, eine Existenz für sich selbst und ihre Familien aufzubauen. (…)

(…) Ein blühendes Projekt – und doch ist in Monte Sinaí nicht alles Gold, was glänzt. Hier leben 180.000 Menschen, die zum größten Teil keinen Besitztitel für ihr Land haben. Sie haben ungenutzte Grundstücke besetzt, sind also illegale Siedler. Der Staat beansprucht das Land für sich selbst und droht den Familien mit Vertreibung, um am Monte Sinaí Wohnraum für die Mittelschicht zu erschließen. Teile des Viertels wurden bereits mit Polizeigewalt geräumt. Hogar de Cristo protestiert gegen diese Menschenrechtsverletzung und strebt eine dauerhafte Lösung für zunächst 500 Familien an. Diese Familien erhalten ein Stück Land zu ihrer Verfügung, das der Organisation gehört. Gleichzeitig verhandelt Hogar de Cristo mit den staatlichen Stellen, um Entschädigungszahlungen für die Vertriebenen zu erwirken (…)

Auszüge aus dem Blog von Petra Gaidetzka

 

 

 

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Speyer, 20 Grad, der Dom steht.
    Mit hohem Respekt und Bewunderung für Ihre / Eure Eindrücke in Ecuador beste Grüsse aus Speyer. Die Eindrücke sind aussagekräftig und machen Mut auch für den hiesigen Schulanfang: muntere Kinder, wortlose Lehrerin, aber „dennoch schien es irgendwie zu funktionieren“; das ist wohl ein gutes Motto – will sagen auch „Gottvertrauen“.
    Gute (Heim)Reise
    Irina Kreusch, Schulabteilung Speyer

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