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Hungersnot im Südsudan

Drei Fragen zur Lage im Südsudan an Stefan Marx, der als Entwicklungshelfer in den Nuba-Bergen arbeitet:

Wie ist die aktuelle Lage im Südsudan?

Stefan Marx arbeitet als Entwicklungshelfer im Südsudan

Stefan Marx organisiert Lebensmittelhilfe für Vertriebene im Sudan und Südsudan. Frühestens im Mai nächsten Jahres kann wieder gesät werden.

Marx: Für die lokale Bevölkerung in den von Kämpfen betroffenen Staaten Jonglei, Upper Nile und Unity ist die Situation bedrückend und bedrohlich, da sie in den kommenden Monaten sicher unter Nahrungsmittelknappheit leiden wird. Das Problem ist, dass sich die am Konflikt beteiligten Politiker noch immer nicht auf eine Lösung des Konflikts einigen können. In Addis Abeba geht nichts voran, das Leid der Zivilbevölkerung wird währenddessen immer größer. Ein weiteres Problem ist, dass die Menschen in den umkämpften Regionen in den letzten Monaten ihre Felder nicht bestellen konnten aus Angst vor den Rebellen und der Armee. Die nächste Möglichkeit, die Felder wieder zu bestellen, ist frühestens im Mai nächsten Jahres. Und diese Periode mit Gütern für die Menschen zu überbrücken, ist eine immense Aufgabe. Die Camps der UN mit Flüchtlingen sind zum Teil mit 25.000 Menschen bis zum Bersten gefüllt. Andere Flüchtlingslager im Norden von Unity State, wo überwiegend Bewohner der Nubaberge aus dem Sudan Zuflucht gesucht haben, beherbergen über 70.000 Menschen, deren Versorgung durch den Konflikt im Südsudan auch gefährdet ist.

Aus Gesprächen mit Comboni-Schwestern in der Diözese Malakal habe ich zum Beispiel erfahren, dass sich der Orden nur schwer vorstellen kann, an einige Standorte zurückzukehren und dort wieder zu arbeiten. Zu sehr schmerzt die Erinnerung, dass die eigenen Gemeindemitglieder unter den Plünderern waren.

Welche Arbeit leisten Sie vor Ort, bzw. können sie momentan leisten?

Marx: Nach Ausbruch des Krieges vor über drei Jahren brachten wir Grundnahrungsmittel über den Landweg aus Uganda in das Land, dies ist nun mit den neuen Kämpfen im Südsudan so gut wie unmöglich. Wir können Lieferungen ausschließlich in der Trockenzeit in die Regionen bringen, das heißt von November bis April. Im Dezember 2013 fingen die Auseinandersetzungen an. In einem Fenster von nur sechs Wochen mussten wir die Bevölkerung mit Diesel, Lebensmitteln und Medikamenten versorgen. Da momentan der Höhepunkt der Regenzeit ist, sind die Straßen nicht mehr befahrbar. Die Nothilfe muss dann oft per Luftbrücke gebracht werden – das ist sehr sehr teuer.

Zu Spitzenzeiten bringen wir bis zu 500 Menschen, die in den Nubabergen aushalten, im Krankenhaus des Bistums unter. Die meisten davon in Zelten. Aber wir können momentan auch nicht ausbauen – wir haben keinen Zement, denn der ist nur per Landweg überhaupt transportier- und dann auch bezahl-bar. Bis Ende September müssen die Lebensmittel zusammen gekommen sein, damit wir die Trockenzeit nutzen können, um die Menschen zu versorgen. Außerdem sind sie dann auch noch erschwinglich, weil sie dann nicht eingelagert werden müssen, sondern unmittelbar transportiert werden können.

Es gibt auch Bundesstaaten wie Western Equatoria, die nicht von den Kämpfen betroffen sind. Sind das Regionen die zeigen, dass es auch eine Perspektive für das Land gibt?

Marx: Diese Frage kann ich im Moment nicht beantworten. Zunächst brauchen wir einen Waffenstillstand um eine Bestandsaufnahme machen zu können. Findet sich eine politische Lösung, kann man diese Staaten sicherlich als Beispiel sehen.

Das Interview erschien zuerst in der MISEREOR aktuell 3/2014


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Durch den Bürgerkrieg im Südsudan mussten über eine Million Menschen ihre Heimat verlassen. Und auch in den Nuba-Bergen im Süden des Sudans sind Hunderttausende auf der Flucht. Jetzt droht ihnen zu alle dem Leid noch eine Hungersnot!

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Rebecca Struck hat als persönliche Referentin von MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel gearbeitet.

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