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Nordirak: Die Flüchtlingsnot ist riesig groß in Ankawa

Welch ein anderes Bild zeigt sich mir heute in Ankawa, dem Christenviertel von Erbil, der regionalen Hauptstadt von Nordirak. Zuletzt war ich im Februar diesen Jahres dort, um unsere Projekte für die syrischen Flüchtlinge zu besuchen.

Ein Beitrag von MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon

Im Flüchtlingscamp in ErbilDamals sagte mir Bischof Warda von der chaldäischen Kirche noch, dass es den Christen in der kurdischen Region des Irak verhältnismäßig gut gehe, ihre Zahl wachse sogar. Gewachsen ist sie in der Tat – nur auf ganz andere Weise, rasend schnell und unter unsäglichen Schrecken, auf der Flucht vor der Barbarei der IS-Terrorgruppe.

Binnen weniger Tage ist die Einwohnerzahl von Erbil – und zwar fast ausschließlich in Ankawa – um viele tausende Flüchtlinge in die Höhe geschnellt. Wo im Februar noch grüne Parks und Freiflächen waren, reiht sich nun Zelt an Zelt, die Menschen schlafen dicht gedrängt auf dem Boden, der bei Regen im Schlamm versinkt. Der Winter steht vor der Tür, feste Behausungen und Heizmöglichkeiten werden dringend gebraucht.

Im Flüchtlingscamp in Erbil 1
Viele Flüchtlinge sind traumatisiert

Die syrische katholische Gemeinde von Bischof Boutros Moshe, der mit über 130.000 Mitchristinnen und -christen aus Quaraquosh geflohen war, hat bislang noch auf einem Kirchengelände oder in Schulen Unterschlupf gefunden. In zwei kleinen Containern wird notdürftig, aber aufopferungsvoll Gesundheitsversorgung geleistet – Infektionskrankheiten, aber auch Verletzungen sind häufig. Heilung brauchen auch die Seelen, denn die Menschen haben Fürchterliches erlebt, manche von ihnen sind hochtraumatisiert.

Eine beschämend große Solidarität

Und dennoch: Es mangelt zwar an allem, aber das Wenige, was da ist, wird geteilt. Die Hilfe, die wir über Partner bislang leisten konnten, war da dringend geboten und wird weiter gebraucht. Aber auch die allgemeine Solidarität untereinander in Nordirak ist groß – beschämend groß für unsere aktuellen Debatten zu den Aufnahmekapazitäten in Deutschland, wenn man bedenkt, über welche Flüchtlingsdimensionen wir hier reden: rd. 1,8 Mio Binnenvertriebene sind nach Nordirak innerhalb eines Monates geflohen, zusätzlich zu den 240.000 syrischen Flüchtlingen. Dabei zählt Nordirak selbst nur rd. 5 Mio Einwohner.

Im Flüchtlingscamp in Erbil 3So spürt man deutlich trotz all des Schreckens und der Not: die Gemeinschaft, der erfahrene Rückhalt, ihr Glaube, all dies gibt den Menschen Kraft, mag die nähere Zukunft auch ungewiss sein.

Im Februar 2014 besuchten Martin Bröckelmann-Simon und Länderreferentin Maria Haarmann bereits schon einmal die Stadt Erbil und berichteten davon im Blog.

Tolerant und sicher: Die Stadt Erbil in der Autonomen Region Kurdistan

 

 

 

 

 


So können Sie helfen…

… Spenden Sie für Flüchtlinge im Nordirak.
Hier betreuen unsere einheimischen Partner die völlig erschöpften Menschen, die vor dem Terror der IS-Kämpfer flüchten. Die Helfer arbeiten unter schwierigsten Bedingungen – und zum Teil unter Einsatz ihres Lebens.

Hier können Sie für Flüchtlinge spenden

… Andacht gestalten für die Menschen in den Kriegen im Mittleren und Nahen Osten.

Andacht für die Menschen in den Kriegen des Nahen und Mittleren Ostens

 

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Dr. Martin Bröckelmann-Simon war bis September 2021 Geschäftsführer für Internationale Zusammenarbeit und verantwortete die Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in Afrika, Naher Osten, Asien, Ozeanien und Lateinamerika.

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