19. Dezember 2014
VOA, wie das Dorf Voice of America kurz genannt wird, liegt am nördlichen Rand von Monrovia. Es entstand auf dem ehemaligen Gelände des gleichnamigen Senders, als die Amerikaner ihre Anlage im Bürgerkrieg geräumt haben. Heute leben dort 2.000 Menschen, die Ärmsten der Armen. Ich bin mit Schwester Tava, einer Franziskanerin aus Sri Lanka, und ihrer Sozialarbeiterin Sarah hierher gekommen.
VOA war von September bis Anfang Oktober fest im Griff von Ebola. Wir besuchen zwei Familien. Und in beiden Familien treffen wir auf zwei ältere Frauen mit ihren Enkeln.
Gretna Lloyd berichtet, dass Schwiegersohn und Tochter innerhalb von zwei Wochen an Ebola gestorben sind. Sie hatten an einer islamischen Beerdigungszeremonie teilgenommen und sich dabei wahrscheinlich infiziert. Warum sie selbst überlebt habe, wisse sie nicht, sagt Gretna. Aber noch immer laufe sie in Panik in den Busch, wenn sie eine Sirene hört, weil sie fürchtet, dass das Ebola- Virus zurückkomme. Mit dem Verkauf von Reisigbesen versucht Gretna sich und ihre Familie über Wasser zu halten. „Aber alle machen das hier und ich muss mindestens vier Besen verkaufen, um einen Dollar zu verdienen.“
Ein paar Häuser weiter wohnt Sarah Mawenh. Sie hat drei ihrer Töchter und zwei Schwiegersöhne und einen Bruder durch den Ebola-Virus verloren. Acht Kinder haben ihre Töchter hinterlassen, um die sie sich nun kümmert. Als wir mit ihr sprechen, kommt die Nachbarin mit ihren Kindern vorbei. Sie hat Ebola überlebt, aber ihren Ehemann verloren. „Unsere Nachbarn tolerieren uns, aber freundlich sind sie nicht.“ Das Ebola – Stigma ist groß. Die Nachbarin erzählt, dass aufgebrachte Menschen ihren toten Mann vor dem Dorf in ein Feld geworfen hätten, bevor sie das Ebola – Beerdigungsteam angerufen haben. Sicher haben sich dabei auch Menschen angesteckt. Einige Hütten seien in der allgemeinen Verzweiflung aus der Angst vor dem Virus sogar angesteckt worden. Zum Glück sei dabei niemand zu Schaden gekommen.
Sr. Thava erklärt ihrem Ansprechpartner aus der Gemeinde, Michael Clarke, dass geplant ist, die Kinder zu unterstützen. Betroffene Familien sollen Lebensmittel und, wenn möglich, psycho-soziale Betreuung bekommen. Aber zunächst müssen die Kinder ans Ministerium gemeldet werden, damit sichergestellt wird, dass niemand Hilfe doppelt erhält. Erst wenn das OK aus dem Ministerium kommt, kann die Hilfe anlaufen.
Michael erzählt mir, er mache das alles ehrenamtlich, da er nicht mit ansehen könne, wie seine Landsleute leiden.
Die Lebensrealität in der „Nach-Ebola“-Phase ist schon kaum zu ertragen. Wie schwer muss es sein, wenn Ebola im Dorf ist? Fathia hat diese Erfahrung hinter sich. Mit welchen Folgen?
Ein Beitrag von Dr. Klemens Ochel, Tropenarzt am Missionsärztlichen Institut in Würzburg, der bereits das zweite Mal in Zeiten der Ebola-Epidemie nach Liberia gereist ist, um die lokalen Partner beim Kampf gegen Ebola zu unterstützen.
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