20. Dezember 2014
An diesem Tag waren zwei Treffen geplant. Zuerst ein Gespräch mit dem Ordensprior der Barmherzigen Brüder, Fr. Barholomew Kamara, der aus Ghana angereist war, um mit mir über das Projekt zu sprechen. Und dann durfte die Ärzte wegen mir Überstunden machen, obwohl sie eigentlich an diesem Tag wegen der Senatswahlen in Liberi, frei hatten. Regulären Dienst hatte nur Dr. Rudy Lukambo, der Gynäkologe.
Gemeinsam besprachen wir die erste Medikamentenbestellung im Rahmen unseres Nothilfeprojekts für das Krankenhaus. Nach konzentrierter Arbeit bekam jeder noch kleinere Hausaufgaben über das Wochenende mit, damit wir am Montag bereits ein Angebot für Medikamente auf den Weg bringen können.
Gerade fertig geworden, wurde Dr. Lukambo zu einer Patientin gerufen. Die Krankenschwester von der Triage hatte eine Schwangere in die Isolierstation eingewiesen. Für mich die erste Aufnahme, die ich dort erlebte.
Der Patientin, einer junge Frau am Ende ihrer ersten Schwangerschaft ging es nicht gut. Sie zeigte erste Anzeichen einer Schwangerschaftsvergiftung. Aber Erbrechen und Verwirrtheit ließen auch eine Infektion mit dem Ebola-Virus nicht ausschließen.
Schnell aber ohne Hektik zog sich Dr. Lukambo seine Schutzkleidung an, um dann die Patientin zu behandeln. „Ein Krampfanfall konnte verhindert werden,“ ruft er mir in meiner sicheren Distanz zu und geht zum Auskleiden seiner Schutzkleidung in einen gesonderten Bereich.
Dort wird er von einem Helfer mit Chlorlösung abgesprüht und zieht sich schrittweise aus.
James, der für’s Absprühen und die sichere Entsorgung der Gebrauchsmaterialien zuständig ist, muss sich erst einmal setzen, als der Doktor fertig „bearbeitet“ ist. Auch wenn James nur die leichte Variante der Schutzkleidung trägt, so ‚brät‘ er doch in seinem eigenen Saft. Draußen brennt die Mittagssonne und die Luftfeuchtigkeit ist hier an der Küste sehr hoch.
„Unser Personal hat gemäß unseren Anweisungen richtig gehandelt und die Patientin in die Isoliereinheit aufgenommen,“ sagte mir Dr. Lukambo später. Im Zweifel für die Sicherheit. „Statt einem ‚im Zweifel, aber …‘ müssen wir lernen ‚im Zweifel, und auf Notfälle richtig zu reagieren‘,“ sagt der Doktor weiter.
Ein Beitrag von Dr. Klemens Ochel, Tropenarzt am Missionsärztlichen Institut in Würzburg, der bereits das zweite Mal in Zeiten der Ebola-Epidemie nach Liberia gereist ist, um die lokalen Partner beim Kampf gegen Ebola zu unterstützen.