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Philippinen: „Rauchen ist hier nicht länger erlaubt“

Wer hätte gedacht, dass das die ersten Worte sind, die wir im Rathaus Davao hören? Wir wollen doch erfahren, welche Wege die Stadtverwaltung mit den direkt Betroffenen vor Ort anstreben will, um den Menschen vor den immer häufiger auftretenden Überschwemmungen und Sturmfluten Sicherheit und Schutz zu bieten.

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In der Uferzone des Davaoflusses haben sich die Fischerfamilien niedergelassen: von der Stadt geduldet, von den Nachbarn akzeptiert.

40 Prozent der Bevölkerung dieser Millionenmetropole leben akut gefährdet am Küstensaum, siedeln also in unmittelbarem Küstenbereich, der von Überflutungen direkt bedroht ist. Stolz informiert uns der Sprecher, dass die Stadt sich aber auch intensiv um die Förderung der Armen kümmere. Denn eines hätten sie durch den verheerenden Sturm Yolanda, auch Haiyan genannt, gelernt: „Kommt die Springflut und steigen die Wasser also exorbitant, dann setzen sich die Reichen dieser Stadt ins Auto und fahren weg. Die Armen aber können nicht weg – sie müssen bleiben“. Die Stadt investiere in ihre Sicherheit; so habe man u.a. bereits 2 ha Mangroven angepflanzt – an den besonders prekären Stellen. Davao aber umfasst stolze 244.000 ha, sind da 2 ha städtische Mangrovenpflanzungen viel? Mangroven, so wissen wir, sollten eigentlich überall die verletzlichen Küsten dieses Inselreichs Philippinen schützen, in denen 60 Millionen Menschen unmittelbar an den Küsten wohnen.

Wie das alltägliche Leben an der ungeschützten Küste aussieht, sehen wir dann bei unserem Besuch bei den Seenomaden Sama Dilaut, auch Badjao genannt. In Davao haben sie sich direkt an der Uferzone niedergelassen, von der Stadt geduldet, von den Nachbarn akzeptiert. Gastfreundlich und sehr herzlich werden wir mit Blumengirlanden und Tanzgruppen empfangen. Auch wenn die Armut offensichtlich ist – sie wollen ein Leben in Würde führen. Dazu gehört, dass sie uns ihre Häuser öffnen und sich von uns bereitwillig interviewen lassen. Doch die Lebensumstände sind prekär – 2 öffentliche Toiletten für 15 oder 20 Familien, Hütten, die auf schmalen Stelzen im knietiefen Wasser stehen – wehe, die Flut kommt! Das Brackwasser in der Uferzone stinkt faulig und ist richtig dreckig. Andererseits: hier leben sie friedlich und werden nicht, wie anderswo, wegen ihrer religiösen Überzeugung verfolgt. Einer der Männer aus der Gemeinschaft, Abdul, lädt uns zu sich nach Hause ein – er kann sich mit seiner Frau Carmelita und seinem 12-jährigen Sohn Timothy jedenfalls keinen besseren Platz vorstellen. Jeden Tag fährt er aufs Meer und taucht nach Muscheln oder fängt Fisch. Ausgestattet mit einem Megaphon und einem Survival Kit – beides von MISEREOR über die Partnerorganisation Minland ermöglicht – warnt er zudem seine Nachbarn, wenn die Sturmflut kommt. Dann müssen sie rasch ihre wenigen Habseligkeiten ins Landesinnere retten.

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Ausgestattet mit einem Megaphon und einem Survival Kit – beides ermöglicht von MISEREOR über die Partnerorganisation Minland

Doch wer sein nacktes Überleben rettet, ist dann noch lange nicht save: Geburtsurkunden haben sie oft nicht, und auf dem Land, auf dem sie leben, sind sie nicht registriert, sondern nur geduldet – es gehört der Stadt und ist nicht für Besiedlung vorgesehen, obwohl jeder einzelne der hier lebenden Fischer sich für diese Duldung teuer eingekauft hat. Minland, der MISEREOR-Partner, will erreichen, dass die politisch Verantwortlichen besonders den am meisten Bedrohten zur Seite steht. Es gibt bereits eine kostenlose Notfallnummer, und eine – allerdings kostenpflichtige –Trinkwasserversorgung und es gibt Kinder, die regelmäßig die Schule besuchen. „Bildung ist der Schlüssel“, sagt denn auch Stadtplaner Leonardo Ravila von der Stadtverwaltung. Er freut sich über die Minland-Leute, die mit guten Ideen für die Fischer bei der Stadt vorstellig werden. „Sie wissen oft viel besser, wo akut der Schuh drückt, weil die am Ufer lebenden Menschen ihnen vertrauen.“ So haben diese mit Minland gemeinsam nicht nur Notfallpläne erarbeitet. Auch die zusätzlichen durch den Klimawandel verursachten Hochwasser in den kommenden Jahren wurden berechnet. „Der Klimawandel ist hier mit oft bedrohlichen Folgen bereits besonders greifbar“, bilanziert Pirmin Spiegel, MISEREOR-Hauptgeschäftsführer, den Besuch in Davao.

„Neu denken – Veränderung wagen“, lautet das Leitwort, das auf diese notwendigen Veränderungen hinweisen will. Dies buchstabieren die Verantwortlichen von Minland mit den Betroffenen vor Ort hier bereits durch.

Eine Gruppe von Journalisten und Verantwortlichen der Diözese Osnabrück besucht derzeit gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel im Rahmen der Fastenaktion 2015 Partnerorganisationen von MISEREOR auf den Philippinen.

Die Eröffnung der Fastenaktion findet am Sonntag, den 22.02.2015  im Dom St. Petrus in Osnabrück statt und wird live ab 10 Uhr in der ARD übertragen.


Die Projekte zur Fastenaktion 2015

Das Leben auf den Philippinen bedeutet ein Leben am Wasser. Besonders die Fischer des Landes bekommen die Folgen der Klimaveränderung hautnah zu spüren. MISEREOR-Projekte unterstützen die Menschen dabei, ihre Lebensweise der veränderten Situation anzupassen, so ihren Lebensraum zu bewahren und Katastrophen vorzubeugen.

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Gottfried Baumann war Büroleiter der Hauptgeschäftsführung bei Misereor.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Da ich eine recht intensive Beziehung zu den Philippinen habe und einen Konkt zu den Badjaos in Davao herstellen möchte, ist mir ihr Beitrag im Netz aufgefallen. Nachdem ich auf den Philippinen geheiratet habe und mitlerweile 37 Jahre mit einer Philippina verheiratet bin, war ich natürlich mit meiner Familie einige Male bei unseren Verwandten in Marikina/San Mateo. Meine Frau war als Hebamme und Schwesternhelferin 1972 mit Vertrag nach Deutschland gekommen, als b ei uns Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlten. Nun plane ich in den nächsten 3 Jahren Kontakt zu den Badjaos auf zu nehmen, dieses Interesse kommt aus meinen Interesse an den Völkern dieser Erde. Ich würde gerne 3-5 Tage mit einer Badjaofamilie aufs Meer fahren; dies ist ein lang gehegter Wunsch und ich würde natürlich für Sprit und Verpflegung aufkommen. Sollten sie mir mit einer Kontaktadresse behilflich sein können würde mich das sehr freuen. Ich arbeite als Sozialarbeiter für die Diakonie.

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