„Überleben im Paradies“ heißt der Film zur Fastenaktion 2015, der die schwierigen Lebensbedingungen der Fischer auf der nur auf den ersten Blick paradiesisch anmutenden östlichsten Insel der Philippinen, auf Siargao zeigt. Ein sehr passender Titel, finden Generalvikar Theo Paul und MISEREOR-Direktor Pirmin Spiegel. Denn die deutlich zu Tage tretenden vielfältigen Probleme können die Menschen allein gar nicht bewältigen. „Hier ist Klimawandel Tag für Tag Realität“, sagt Pirmin Spiegel. „Die Fischer kämpfen mit ihren Familien gegen ihren Untergang“, und das meint er ganz wörtlich.[youtube width=“900″ height=“450″]https://www.youtube.com/watch?v=LWONEem5pmI[/embed]
Die einfach gebauten Unterkünfte müssen immer öfter gewaltigen Taifunen Stand halten, Monsterwellen und nicht enden wollender Starkregen machen das Leben am Strand tagtäglich unsicherer. Aus Geldmangel fällen viele Fischer inzwischen die Mangrovenwälder, die doch eigentlich schon weit vor der Küste die Wellen brechen sollen, und verkaufen das Holz. Die überfischten Meere bringen den Fischern, die hier mit Harpunen und kleinen Netzen auf die Jagd gehen, kaum mehr etwas ein – gegen die Fischtrawler und ihre gigantischen Schleppnetze haben sie keine Chance. Und fehlen die Mangroven, fehlen den Fischen die Laichplätze – der Fischbestand reduziert sich Jahr um Jahr. „Früher hat mein Mann hier mit einem Fang bis zu 20 kg Fisch aus dem Meer gezogen, heute ist er froh, wenn er mit 3 kg nach Hause kommt“, beklagt Ledia Crieta den schleichenden Untergang. Die 55-jährige aus dem kleinen, malerisch gelegenen Weiler Caub, der nur per Boot über die Bucht von Del Carmen aus erreichbar ist, verkauft deshalb in ihrem Haus auch Drogerie- und Arzneimittel an ihre Nachbarn.
Einen Arzt oder ein Hospital gibt es hier nicht, und die Hebamme ist nur zweimal die Woche erreichbar. Keiner der hier in Caub lebenden Fischer hat genug Vorräte, die über die nächsten Tage hinausgehen: Ein guter Fang bringt gerade noch einmal 500 Pesos ein, 10 Euro, und solch guter Fang gilt inzwischen als große Ausnahme, nicht als Regel. Zieht man die Unkosten für das Boot ab, bleiben dann gerade einmal 6 Euro übrig. Ein Kilo Reis kostet bereits ein Euro, von dem Rest muss alles andere bezahlt werden: Geld für frisches Trinkwasser genauso wie das Schulgeld für die Kinder. „Im Schnitt haben die Fischer hier rund 100 Euro Einkommen im Monat, das ist für eine sechs- bis achtköpfige Durchschnittsfamilie einfach zu wenig“, sagt der Bürgermeister von Del Carmen, Alfredo Coro. Daher erklärt sich der Mangrovenkahlschlag – die Fischer handeln aus purer Not. Inzwischen ist das Abholzen verboten und es werden wieder Mangroven angepflanzt . 500 ha haben die meist jugendlichen Freiwilligen aus der kleinen Gemeinde bereits neu gesetzt, auf jedem Hektar mussten 10.000 Setzlinge einzeln in den Schlamm gedrückt werden. Organisiert hat das die MISEREOR-Partnerorganisation SIKAT, die die Fischer berät und begleitet. Auf den zum Teil sehr abgelegenen und schwer zugänglichen Inseln haben sie die Fischer dazu unterrichtet. Nun überlegen sie gemeinsam, wie sie ihre Situation ändern können. Statt der Abholzung der Mangroven werden alternativer Einkommmensquellen erschlossen – der Fisch wird getrocknet und dann erst verkauft. Und es gibt noch weitere Pläne: Der Bürgermeister hat in diesem Tauch- und Surfparadies dem Öko-System angepasste Tourismus-Pläne, auch das soll neue Jobs schaffen. Der MISEREOR-Partner SIKAT will dabei helfen, dass diese Maßnahmen nicht auf dem Rücken der Fischer ausgetragen werden. Denn die leben genau dort, wo später einmal Öko-Touristen die Mangroven besichtigen sollen.
Für MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel ist dieses Projekt richtungsweisend. Gelingt es, mit den Menschen vor Ort eine für alle Beteiligten akzeptable Entwicklung hinzubekommen? SIKAT hält eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt für machbar und sieht durchaus Chancen für die Fischer. Entscheidend aber ist, langfristig den Klimawandel zu stoppen, damit der Meeresspiegel und die Wassertemperatur nicht weiter ansteigen. „Das geht nur in globaler Zusammenarbeit“, ist Spiegel überzeugt – die immer häufigeren Taifune im Pazifik treffen auf Siargao erstmals und mit voller Wucht auf Land. Wir brauchen internationale Abkommen und eine Verständigung darauf, das 2 Grad Ziel zu erreichen. Der nächste Klimagipfel ist in Paris. Was dort von Obama, Putin, Merkel und Co entschieden wird, hat unmittelbare Auswirkung auf die Menschen auf Siargao. Wir wollen und müssen den Interessen der Fischer von Siargao Gehör verschaffen!
Eine Gruppe von Journalisten und Verantwortlichen der Diözese Osnabrück besuchte gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel im Rahmen der Fastenaktion 2015 Partnerorganisationen von MISEREOR auf den Philippinen.
Die Eröffnung der Fastenaktion findet am Sonntag, den 22.02.2015 im Dom St. Petrus in Osnabrück statt und wird live ab 10 Uhr in der ARD übertragen.
Die Projekte zur Fastenaktion 2015
Das Leben auf den Philippinen bedeutet ein Leben am Wasser. Besonders die Fischer des Landes bekommen die Folgen der Klimaveränderung hautnah zu spüren. MISEREOR-Projekte unterstützen die Menschen dabei, ihre Lebensweise der veränderten Situation anzupassen, so ihren Lebensraum zu bewahren und Katastrophen vorzubeugen.