Das MISEREOR-Fachgespräch zur Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus war gut besucht. 60 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik, NGOs und Ministerien diskutierten am 1.7.2015 in der Katholischen Akademie in Berlin sehr engagiert darüber, wie sich die Enzyklika politisch umsetzen lässt. Die Bedeutung von „Laudato si“ interpretierten die Experten auf dem Podium aus ihren fachlich sehr verschiedenen Blickwinkeln – theologisch, spirituell, wissenschaftlich, zivilgesellschaftlich, und schließlich sehr persönlich.
MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel betonte, dass wir der Enzyklika ein Gesicht geben müssen. Es sei an uns eine andere Welt mit aufzubauen, in die Gemeinden zu gehen und zu diskutieren, was Kirche und was jeder Einzelne tun kann. Der Papst würde es nicht richten.
Bischof Leonardo Ulrich Steiner, Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz, spürt besonders den spirituellen Geist. Die Enzyklika beschreibe ein tieferes Verständnis von Natur als Schwester und Bruder. „Wir sind stolz darauf, dass ein Papst aus Lateinamerika so eine Enzyklika schreibt. Es war aber auch Zeit, dass wir so eine Enzyklika geschenkt bekommen.“
Prof. Dr. Ulrich Lüke beschrieb den Aufbau der Enzyklika aus dem Blickwindel der systematischen Theologie und resümierte: „Mich wundert nicht, dass die Enzyklika geschrieben werden musste, sondern mich wundert nur, dass sie erst jetzt geschrieben worden ist.“
Dr. Sabine Fuss, Wirtschaftswissenschaftlerin vom MCC bestätigte, dass sich der Papst auf breite Forschungsergebnisse stütze und Klimaschutz und Entwicklung zusammendenkt. „Hier wird die Menschheit in die Verantwortung genommen, Atmosphäre als globales Gemeingut zu managen.
Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz, lobte die Enzyklika. Der Papst hole die Menschen da ab, wo sie stehen. Die Mehrheit glaube an einen menschengemachten Klimawandel und es gehe jetzt um einen Auftrag zum Handeln.
Alle Experten wünschen sich, dass die Enzyklika nicht im Beifall ersäuft, sondern einer Initialzündung gleichkommt. Sie soll Menschen in die Verantwortung nehmen, Anleitung zum Handeln werden – individuell, politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, technologisch und spirituell.
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MISEREOR-Referent Dr. Volker Kasch ordnet in seinem Beitrag „Was verbindet Robert Redfort mit Papst Franziskus“die Diskussion in die aktuelle gesellschaftspolitische Debatte ein.