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Südsudan: „Die jungen Leute brauchen Jobs, sonst gehen sie weg und töten“

Der südsudanesische Bischof Eduardo Kussala ist im Bundestag aufgetreten, weil der jahrelange Bürgerkrieg in seinem Land immer weiter eskaliert. Der blutige Konflikt und die Grausamkeiten, unter denen immer mehr Zivilisten leiden, sind erschütternd. Die Gemeinde des Bischofs im Südwesten des Landes ist noch vom Krieg verschont geblieben, darum setzt der Geistliche auf Prävention.

Bischof Eduardo Kussala_Südsudan

Bischof Eduardo Kussala aus dem Südsudan

Warum sind Sie nach Berlin gekommen?

Ich war heute im deutschen Parlament und habe die Abgeordneten gebeten, ihren Einfluss für den Frieden im Südsudan zu nutzen. Die Bundesregierung kann Druck auf die Kriegsparteien ausüben. Ich glaube, dass sie die Macht dazu haben. Sie kann dafür mit der Europäischen Union und mit den Amerikanern zusammenarbeiten. Und sie kann die Finanzierung für Entwicklung verstärken.

Darum habe ich auch um Entwicklungshilfeprojekte für mein Diözese geworben. Wir sind dort noch nicht von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen und die Leute haben viel Willenskraft, die Gesellschaft weiterzuentwickeln. Wir wollen den Parlamentariern klarmachen, dass Krieg sehr teuer ist. Und es ist vergleichsweise viel günstiger, Kämpfe im Vorfeld zu verhindern. Aber es ist noch schwieriger und teurer, einen Krieg wieder zu beenden. Wenn die deutsche Regierung uns hilft und Entwicklung fördert, dann werden junge Leute etwas zu tun haben statt sich als Söldner zu verdingen.

Wie ist die Situation der jungen Leute vor Ort?

Viele von den jungen Erwachsenen haben keine Arbeit. Es gibt ganz wenig Beschäftigung und auch die schulische Ausbildung ist schlecht. Die jungen Leute gehen nur zu den Rebellen, weil sie einen Job und Geld brauchen. Und sie töten, damit sich die Provision erhöht. Das ist der leichteste Weg um reich zu werden, aber am Ende sind sie dann tot. Davor habe ich große Angst. Ich würde gerne Gelegenheiten für junge Menschen schaffen, damit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen können.

In welche Projekte sollte man investieren?

Ich denke dabei an Ausbildungsprogramme, ich denke an landwirtschaftliche Projekte, an Jobs, um Geld zu verdienen. Und ich denke an Friedensarbeit wie Versöhnung, Traumatherapie, an alle diese Aktivitäten rund um einen Friedensprozess. Das brauchen wir, um junge Leute davon abzuhalten in den Krieg zu ziehen.

Minister Gerd Müller und Bischof Eduardo Kussala_Südsudan

Bundesminister Gerd Müller und Bischof Eduardo Kussala im Gespräch im Deutschen Bundestag

Wie haben die Abgeordneten auf Sie reagiert?

Die Mitglieder des Parlaments haben meiner Geschichte intensiv zugehört. Als Deutsche wissen sie, was es heißt im Krieg zu leben, insbesondere hier in Berlin, in einer Stadt, die auf der Asche eines Krieges aufgebaut worden ist. Sie machen sich über die Situation in Südsudan Sorgen und interessieren sich dafür, was getan werden kann.

Wie ist MISEREOR im Gebiet Ihrer Diozöse aktiv?

Die Diözese in Tombura-Yambio ist schon sehr lange ein Partner von MISEREOR. Momentan haben wir drei große Projekte. Das erste ist ein Medienprojekt. MISEREOR hat uns geholfen, das FM-Radio mit aufzubauen und zu entwickeln. Es ist ein Bildungsprogramm über Friedensarbeit, Ernährung, Gesundheit, Versöhnung, über die Situation von Jugendlichen und Frauen.

In dem zweiten großen Projekt geht es darum, Frauen in ihrer Autonomie zu stärken. Sie lernen lesen und schreiben. Sie gewinnen dadurch ein Know-How und gehen Projekte an, um ihre Familien zu finanzieren.

Beim dritten Projekt hat MISEREOR den Aufbau der katholischen Universität in Juba wesentlich unterstützt. Jetzt können wir Unterrichtsräume, Vorlesungssäle und vielleicht Büros für die Professoren bauen.

Haben die Projekte aus Ihrer Sicht auch etwas mit Peace-Buildung zu tun?

Insbesondere Frauen sind für den Frieden sehr wichtig. Wenn sie mit ihrem Verdienst ihre Familien unterstützen, dann tragen sie bereits zu Frieden bei und bringen ihren Kindern dieses Thema nahe. Diese Aktivitäten sind auch wichtig, um für die Rechte von Frauen einzutreten. Wir brauchen dringend eine Sensibilisierung für die Rechte von Frauen und Kindern und müssen fordern, dass sie respektiert werden.


So können Sie helfen…

… Spenden Sie für unsere Nothilfeprojekte im Sudan | Südsudan

Durch den Bürgerkrieg im Südsudan mussten über eine Million Menschen ihre Heimat verlassen. Und auch in den Nuba-Bergen im Süden des Sudans sind Hunderttausende auf der Flucht. Jetzt droht ihnen zu alle dem Leid noch eine Hungersnot.

Hier können Sie spenden →

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Eva Wagner war Mitarbeiterin im Berliner Büro von Misereor.

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