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Versteckter Hunger: Mangelernährung betrifft 2 Milliarden Menschen weltweit

Essen muss nicht nur satt machen, sondern die Menschen mit allen lebenswichtigen Vitaminen und Mineralien versorgen. Wenn Essen nicht in ausreichender Menge zugänglich oder zu einseitig ist, kann der Bedarf an diesen Mikronährstoffen nicht gedeckt werden.

Schulessen in Brasilien. Das staatliche Schulernährungsprogramm fördert ein gesundes Schulessen aus lokaler bäuerlicher Landwirtschaft. © Kopp / MISEREOR

Schulessen in Brasilien. Das staatliche Schulernährungsprogramm fördert ein gesundes Schulessen aus lokaler bäuerlicher Landwirtschaft. © Kopp / MISEREOR

Der Versteckte Hunger, also der Mangel an lebenswichtigen Mikronährstoffen wie Zink, Vitamin A, Jod und Eisen, wurde lange vernachlässigt und vom Verständnis von Hunger als fehlende Kalorien überschattet. Die Bezeichnung kommt daher, dass nur ein kleiner Teil der schweren Auswirkungen sichtbar wird. Die ‚unsichtbaren‘ Auswirkungen betreffen jedoch einen weitaus größeren Teil der Bevölkerung und beeinträchtigen schwer die Gesundheit und Entwicklung von Menschen und Gesellschaften.

Der Versteckte Hunger beeinträchtigt die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern, erhöht die Krankheitsanfälligkeit und kann tödlich sein. Schwangere und stillende Frauen sowie Kinder sind von Mikronährstoffmangel besonders betroffen. Eisenmangel verursacht bei zwei Milliarden Menschen weltweit Anämie (Blutarmut) und führt in armen Ländern zu einer hohen Müttersterblichkeit und zu Wachstumsverzögerung bei Kindern. Vitamin-A-Mangel lässt jedes Jahr zwischen 250.000 und 500.000 Kinder erblinden und Jodmangel ist die häufigste Ursache von verminderter geistiger Entwicklung bei Kindern.

Ursachen des Versteckten Hungers

Zu Mangelernährung kommt es, wenn Menschen zu wenig Essen zu sich nehmen, oder sich zu einseitig ernähren. Soziale Ungleichheit und fehlendes Wissen um Ernährung sind zentrale Ursachen für den Versteckten Hunger. Des Weiteren verschlechtern Krankheiten, Infektionen oder Parasiten die Mikronährstoffaufnahme des Körpers. Entsprechend verschärft auch der mangelhafte Zugang zu Gesundheitsfürsorge, sauberem Trinkwasser und zu sanitären Einrichtungen das Problem der Mangelernährung.

Kleinbäuerinnen und Kleinbauern fehlt es an Ressourcen wie Land, um ausreichende und vielfältige Nahrung zu produzieren. Armut und steigende Lebensmittelpreise führen dazu, dass Menschen nicht ausreichend und keine qualitativ gute Nahrung kaufen können. Viele Menschen zahlen nun einen hohen Preis dafür, dass die Politik während der letzten 50 Jahre auf die Produktionssteigerung von Monokulturen wie Mais, Weizen, Reis und Soja gesetzt hat, statt die Verfügbarkeit und den Zugang zu Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse zu verbessern.
Auch die scheinbare Produktvielfalt der Ernährungsindustrie besteht aus wenigen, industriell produzierten und billigen Inhaltsstoffen, wie gesättigten Fetten, Ölen, Stärke und Zucker.

Wege aus der Mangelernährung

Es gibt ein breites Spektrum an Lösungsansätzen. Therapeutische Fertignahrung, Nahrungsergänzungsmittel in Form von Pulver und Tabletten oder mit Mikronährstoffen angereicherte Grundnahrungsmittel können in akuten Notsituationen gegen Mangelernährung eingesetzt werden. Doch diese technischen Maßnahmen sind nur kurzfristige Lösungen und können Mangelernährung nicht aus der Welt schaffen. Dafür sind Strategien nötig, die darauf abzielen, die strukturellen Ursachen von Verstecktem Hunger zu beseitigen. In der Publikation ‚Gesunde Ernährungssysteme‘ zeigen Erfahrungen von Misereor-Partnerorganisationen aus Indien, Niger und Brasilien, welches Potential ganzheitliche Ansätze haben, um lokale und nachhaltige Ernährungssysteme zu stärken.

Über die Autorin: Sarah Schneider arbeitet bei MISEREOR als Referentin in der Abteilung Politik und Globale Zukungsfragen.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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