Die MAB (Movimento dos Atingidos por Barragens, Bewegung der von Staudammprojekten Betroffenen) setzt sich ebenso wie die CPT Itaituba für die Menschen in Brasilien ein, die vom Staudammbau am Tapajos betroffen sind. Im Januar 2016 wurden drei Mitarbeiter von MAB verurteilt. Das Vergehen von Roquevam Alves da Silva, Euvanice Furtado und Roger Veiga: Organisation einer Demonstration für die Rechte der Betroffenen des Wasserkraftwerkes Tucurui. Und die fand bereits vor 9 Jahren statt.
Auf der Straße und vor Gericht
Letztes Jahr im Sommer habe ich die Organisation MAB besucht und sie bei ihrer Arbeit in Belo Monte und Itaituba begleitet. Die Misereor-Partnerorganisation setzt sich für die Rechte der Menschen ein, die wegen riesiger Staudammprojekte vertrieben werden. Mit Aktionen auf der Straße ebenso, wie mit juristischen Mitteln. Der Staudamm Belo Monte am Fluss Xingu wurde zum Beispiel bis vor wenigen Tagen noch geflutet. Verschiedene Klagen erwirkten dann vorläufigen Stopp der Flutung. Denn oft ist bei der Flutung (!) eines Gebietes noch nicht klar, wo die Menschen, die dort wohnen künftig leben sollen.
Ziviler Ungehorsam …
Protestmärsche oder Straßenblockaden werden nicht vorher bei den Behörden angemeldet noch von ihnen genehmigt. Sie werden von den Aktivisten geplant und umgesetzt. Und sind darauf ausgerichtet so viel Aufsehen und Öffentlichkeit als möglich zu erreichen.
An meinem zweiten Tag fahren wir in Altamira für ein paar Stunden zur Straßensperrung der Rodovia Ernesto Acole. Barrieren aus brennenden Autoreifen machen ein Durchkommen von LKW und PKW unmöglich. Die Blockade hat schon in den frühen Morgenstunden begonnen. Inzwischen ist es 10.00 Uhr.
… damit die Verhandlungen weitergehen
Die Forderungen sind klar. Es geht um Entschädigungen und Umsiedlung. Die Verhandlungen zwischen der Stadt, dem Staudammbetreiber Norte Energia und der betroffenen Bevölkerung stecken fest. Blockaden seien leider immer wieder die „ultima ratio“. Ohne diesen Druck kämen die Verhandlungen nicht weiter, würden keine Gespräche mehr vereinbart, so ein Mitorganisator.
Autos, Lastwagen drängen sich zu beiden Seiten der Blockaden. Ein Streifenwagen wird durchgelassen. Über Megafon werden immer wieder die Forderungen verkündet. Die Flutung sollte in wenigen Wochen beginnen, doch viele Menschen wissen noch immer nicht, ob sie ein neues Zuhause bekommen; wo dieses sein könnte und ob sie von dort aus noch immer ihrer Arbeit nachgehen könnten.
Nach der Umsiedlung wird das Leben meist schlechter
Davon abgesehen wurden auch schon etliche Siedlungen umgesiedelt. Doch die neuen Häuser liegen weit vom Stadtzentrum entfernt. Busse gibt es dorthin nur wenige und die Bausubtanz und -qualität lässt viel zu wünschen übrig. Alle mit denen ich gesprochen habe, trauern ihren alten, luftigen Häusern und der sozialen Gemeinschaft nach.
Nach vielen Stunden das Gesprächsangebot
Gegen Mittag kommen Presse und Fernsehen. Die Forderungen gehen nun auch über die Radiosender und das Fernsehen. Wenig später kommt ein Anruf. Man sei wieder zu Gesprächen bereit. Doch solange die Verhandlungen laufen, wird die Sperre aufrechterhalten und neue Reifen werden aufgeschichtet…
Über die Autorin: Gabriele Rath ist Referentin für Spenderkommunikation bei MISEREOR.