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Notleidende Menschen in Syrien – 3 Millionen Menschen brauchen dringend Hilfe

Fünf Jahre nach Beginn des Bürgerkrieges in Syrien ist die Lage so dramatisch wie nie zuvor. Der Konflikt hat bereits über 300.000 Todesopfer gefordert, Millionen von Menschen sind auf der Flucht vor der anhaltenden Gewalt. Die, die nicht fliehen können bangen jeden einzelnen Tag um ihr Leben. „Es gibt keinen Ort mehr, an dem die Menschen sicher sind. Tag und Nacht wird bombardiert. Während sich die Großen mit Waffen bekämpfen, durchlebt die syrische Bevölkerung eine nicht enden wollende Tortur“, berichtet Firas Lufti von den Franziskaner Brüdern in Aleppo, die von MISEREOR unterstützt werden.Jesiden nahe des Sinjargebirges

Hilfsorganisationen können im Umfeld von andauernden Kämpfen nur sehr eingeschränkt arbeiten. Und das obwohl die Zahl der Menschen, die in Syrien dringend auf Unterstützung angewiesen sind, weiter steigt. Schon jetzt sind landesweit etwa drei Millionen Menschen täglich mit Fragen der Überlebenssicherung konfrontiert.

Gesundheitssystem und Infrastruktur zerstört

Zur allgegenwärtigen Lebensgefahr kommt der sich zusehends verschlechternde Gesundheitszustand der Bevölkerung hinzu. Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist nahezu vollständig zusammengebrochen. „Überall fehlt es an Medikamenten und Verbandsmaterial zur Behandlung von Kriegsverletzungen. Die meisten Ärzte sind geflohen, chirurgische Geräte zerstört. Vielerorts kommt es zu epidemischen Infektionskrankheiten wie Polio, Gelbsucht und Durchfallerkrankungen“, so Firas Lufti. In vier Nothilfezentren bieten die Franziskaner erste Hilfe und eine medizinische Grundversorgung an. Zudem verteilen sie Medikamente und bezahlen den ärmsten Familien die Kosten umfangreicherer Behandlungen.

Streumunition tötet und verletzt nicht nur tausende Menschen, sie zerstört auch großflächig Gebäude und zivile Infrastruktur. Auch dadurch brach das Bruttoinlandsprodukt Syriens in den Kriegsjahren seit 2011 drastisch ein, die Wirtschaft kam zum Erliegen. Der Wohnraum von hunderttausenden Personen ist so zerstört, dass sie in Provisorien unterkommen müssen. Aleppo, einst ein blühendes Wirtschaftszentrum, ist von der Zerstörung besonders betroffen.

Wasser als Waffe

Bereits im September 2012 hatten Regierungstruppen von Diktator Assad die Wasser- und Elektrizitätsnetze der Millionenstadt Aleppo zerstört, um die Oppositionellen unter Druck zu setzen. Mittlerweile setzen alle Kriegsparteien in Syrien den Zugang zu lebenswichtiger ziviler Infrastruktur – wie Wasser und Strom – als Waffe ein. Mindestens zwei Staudämme und Pumpstationen am Euphrat befinden sich in den Händen des sogenannten Islamischen Staates (IS). In der Folge war Aleppo im Mai 2014 mehrere Tage ohne Wasser und Strom. In den heißen Sommermonaten 2015 konnten höchstens 40 Prozent des durchschnittlichen Wasserbedarfs gedeckt werden.

Im Dezember letzten Jahres spitzte sich die Lage in Aleppo weiter zu: Durch einen gezielten Luftangriff auf eine der wichtigsten Wasseraufbereitungsanlagen war die Wasserversorgung von knapp drei Millionen Menschen gefährdet. „Vierzig Tage lang waren wir ohne Strom und Wasser, Die Situation ist zum Verzweifeln und die Menschen können es bald nicht mehr aushalten“, sagt Firas Lufti.

Mindestens 500.000 Menschen können laut Schätzungen gegenwärtig die enormen Kosten für den Frischwasserbedarf nicht aufbringen. Aufgrund des Schadens der Anlage waren die Menschen gezwungen, direkt das Wasser des Euphrat zu nutzen. In diesem Umfeld haben durch verunreinigtes Wasser übertragbare Krankheiten dramatisch zugenomme

Schon seit Wochen versorgen die Franziskanerbrüder  die Bevölkerung von Aleppo über drei Brunnenanlagen mit Trinkwasser und verteilt dieses mit Minibussen an Menschen, die auf Heimlieferungen angewiesen sind. Die Franziskaner sind durch ihre gelebte universelle Wertehaltung bei der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung im Distrikt Aleppo sehr willkommen. Ihre Präsenz eröffnet Versöhnungsimpulse zwischen den Religionsgruppen.

466.000 Euro MISEREOR-Hilfe

Daher stellte MISEREOR den Franziskanern kürzlich weitere 466.000 Euro an unmittelbarer Hilfe bereit. Von 216.000 Euro kann in Aleppo die Instandhaltung der bestehenden Trinkwasserbrunnen und der Erwerb eines Generators zur Inbetriebnahme eines weiteren Brunnens gesichert werden. 250.000 Euro fließen in den Ausbau von Nothilfezentren der Franziskaner in Aleppo, Damaskus und weiteren Städten im Nordwesten des Landes. Allein das Zentrum in Aleppo erreicht rund 60.000 Menschen mit Grundnahrungsmitteln, Medikamenten, Schlafplätzen, Kleidung, Hygieneprodukten und Schulmaterial.

„Das Engagement der Franziskaner kommt den notleidenden Menschen, seien sie Christen oder Muslime zu Gute und setzt damit solidarische Hoffnungsimpulse in Umfeld von Terror und Gewalt. Unsere Partnerorganisationen haben die Menschen in Syrien seit Ausbruch des Krieges nicht allein gelassen, wir müssen sie auch weiterhin darin unterstützen“

Martin Bröckelmann-Simon, MISEREOR-Geschäftsführer

So helfen unsere Partner in Syrien…

  • Nothilfezentren in Aleppo, Damaskus, Latakia und Knaye erreichen rund 70.000 Menschen mit Schlafplätzen, Nahrungsmitteln, Kleidung, Medikamenten und Hygieneprodukten.
  • Familien erhalten Hilfe bei der Wohnungssuche, der Miete sowie der Reparatur ihrer Häuser.
  • Die Trinkwasserversorgung der Stadt Aleppo wird unterstützt.
  • Ein Kindergarten in Damaskus mit rund 160 Plätzen wird finanziert.
  • Schüler werden nach dem Unterricht betreut: Schülerinnen und Schüler lernen in Lerngruppen, Schulmaterial und Schultransport wird zur Verfügung gestellt.

Der Beitrag erschien zuerst im „Straubinger Tagblatt“

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Thomas Kuller ist Fachreferent für Friedensförderung und Konflikttransformation bei MISEREOR.

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