Seit sieben Jahren ermöglicht es Misereor jungen Menschen aus Deutschland in Afrika, Asien und Lateinamerika einen Freiwilligendienst von zehn Monaten zu absolvieren. In Projekten von Partnerorganisationen bringen sie ihre Fähigkeiten ein, lernen eine neue Kultur kennen, sammeln Berufs- und vor allem Lebenserfahrung. Im Mittelpunkt des Austauschprogramms steht das gegenseitige Lernen. Daher organisiert Misereor in diesem Jahr zum ersten Mal einen umgekehrten Freiwilligenaustausch: Denn auch die jungen Menschen, die sich vor Ort in den Projekten engagieren, sollen nun die Gelegenheit erhalten, in Deutschland Neues zu entdecken und ihre Kenntnisse und Talente einbringen zu können.
Das sogenannte Reverse-Programm will interkulturellen Austausch ermöglichen und den Partnerdialog zwischen Globalem Süden und Globalem Norden stärken. Ein wichtiges Ziel ist es, die „Einbahnstraße“ der internationalen Freiwilligendienste aufzuheben und weltweit die Chancengleichheit junger Menschen zu fördern. Mit dem Freiwilligendienst soll die langjährige Partnerschaft sowie der Dialog mit den Partnerorganisationen gestärkt und vertieft werden. Misereor leistet mit dem Reverse-Freiwilligendienst einen Beitrag zum weltkirchlichen Auftrag.
Für die Reverse-Freiwilligen bedeutet das Eintauchen in eine völlig neue Lebenswelt und Kultur eine enorme soziale Lernerfahrung. Diese trägt zum Aufbau von sozialen Kompetenzen sowie zur persönlichen Weiterentwicklung bei. Vor wenigen Wochen trafen die ersten drei Freiwilligen aus Partnerorganisationen in Indien und Ruanda in Deutschland ein. Wer sind die drei und was bewegt sie nach Deutschland zu kommen? Gestatten? Subhadra, Jyoti und Bienfait.
Subhadra Kaul
Subhadra ist 23 alt und kommt aus dem indischen Allahabad. Sie hat Soziologie studiert und sich während des Studiums bei der MISEREOR-Partnerorganisation Pravah engagiert. „Als Freiwillige bei Pravah verbrachte ich einen Monat im ländlichen Indien. Dieser Freiwilligenaufenthalt in Deutschland ist das andere Ende des Spektrums. Ich freue mich auf eine neue Welt der Erfahrungen, auf neue Freunde, neues Essen und eine neue Kultur. Als Südasiatin interessiert es mich auch, wie man hier über meine Heimatregion denkt.“
In den nächsten Monaten wird Subhadra als Freiwillige in einer Flüchtlingsunterkunft des Deutschen Roten Kreuzes in Köln-Ehrenfeld arbeiten. „Auch in Indien gibt es viele Flüchtlinge. Ich bin gespannt zu lernen, wie Deutschland mit dieser Herausforderung umgeht und freue mich auf die Erfahrung.“
Die drei wichtigsten Dinge, die Subhadra mit nach Deutschland brachte:
- Chai Tee
- Viele warme Klamotten
- Abenteuerlust
Drei Dinge, die Subhadra ungern zu Hause zurückließ:
- Familie und Freunde
- Indisches Essen
- Meinen Hund
Bienfait Uwizeye (Gisenyi, Ruanda)
Bienfait stammt aus Gisenyi in Ruanda. Der 26-jährige studiert Informationstechnologie und Betriebswirtschaft. In Ruanda arbeitete er ehrenamtlich bei der MISEREOR-Partnerorganisation Vision Jeunesse Nouvelle (VJN, Vision Neue Jugend) und bot Kunst- und Theaterkurse für Jugendliche an. Darüber hinaus leitete er im Rahmen eines einmal im Jahr stattfindenden Friedenscamps Workshops und Fußballkurse für Flüchtlingskinder aus dem Ostkongo.
Mit diesen Erfahrungen wird er im kommenden Jahr die Arbeit eines Jugendcafés der Caritas in Köln bereichern können. „Ich werde die neue Lernerfahrung in diesem Jahr genießen und freue mich darauf, inspiriert zu werden. Ich nehme an diesem Austauschprogramm teil, da es mich glücklich macht, zu lernen und ich Interesse an sozialer Arbeit habe, vor allem am Umgang mit Kindern und älteren Menschen.“
Die drei wichtigsten Dinge, die er mit nach Deutschland brachte:
- Glück und Neugier
- Aufgeschlossenheit und Unvoreingenommenheit
- Klamotten und einige ruandische Gerichte und Getränke
Drei Dinge, die er ungern zu Hause zurückließ:
- Familie und Freunde
- Ruandisches Theater
- Ruandische Musik
Jyoti Shukla (Delhi, Indien)
Jyoti ist 21 Jahre alt und kommt aus der indischen Hauptstadt Delhi. Sie hat gerade ihren Bachelor in Geschichte abgeschlossen und interessiert sich besonders für Kunst und Kultur. „Der Austausch kommt genau zur richtigen Zeit, da ich nach meinem ersten Hochschulabschluss erst einmal eine Pause vom Studium haben wollte, um etwas Neues auszuprobieren.“
In Delhi engagierte sie sich ebenfalls für die indische Partnerorganisation Pravah. Diese Erfahrungen wird sie im Rahmen ihres Freiwilligenjahres in die Arbeit der Caritas in Köln einbringen können. „Das Freiwilligenprogramm ist zugleich sehr herausfordernd und aufregend. Es ist eine tolle Gelegenheit für mich, ein neues Land kennenzulernen.“
Die drei wichtigsten Dinge, die sie mit nach Deutschland brachte:
- Reisepass und Visum
- Indisches Essen
- Regenschirm
Drei Dinge, die sie ungern zu Hause zurückließ:
- Familie
- Klamotten
- Einige persönliche Dinge
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