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Im Einsatz für Menschenrechte: „Eine starke Flamme der Würde entzünden“

Sunitha Krishnan ist Gründerin und Direktorin der indischen Frauenrechtsorganisation „Prajwala“, die sich unermüdlich und vieler Widerstände zum Trotz gegen Menschenhandel von Frauen und Kindern und generell gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung engagiert. Prajwala bedeutet übersetzt „ewige Flamme“. „Und das ist genau das, was wir erreichen wollen“, sagt Sunitha Krishnan. „In den Herzen der Menschen, denen wir mit unserer Arbeit dienen wollen, eine starke, immerwährende Flamme der Würde zu entzünden.“

Setzt sich unermüdlich und allen Widerständen zum Trotz gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel ein: Sunitha Krishnan, indische Frauenrechtsaktivistin und seit 2005 Projektpartnerin von MISEREOR. Foto: Prajwala

Setzt sich unermüdlich und allen Widerständen zum Trotz gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel ein: Sunitha Krishnan, indische Frauenrechtsaktivistin und seit 2005 Projektpartnerin von MISEREOR. Foto: Prajwala

Frau Krishnan, was bedeutet der Preis für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit, den Sie gerade verliehen bekommen haben für Sie und für Ihre Arbeit?

Der Preis bedeutet eine Anerkennung für unsere Sache und gibt uns einen großen Auftrieb, denn wir werden permanent bei unserer Arbeit attackiert.

Es gibt in jüngster Zeit verstärkt brutale Anschläge auf Ihre Nothilfezentren, in denen Frauen Schutz und Hilfe finden können, die Opfer von Zwangsprostitution geworden sind. Wer sind die Täter und was ist ihre Motivation?

Die Täter waren weibliche Menschenhändler, die sich als Opfer ausgegeben haben. Sie wollen uns genauso Schaden zufügen wie wir ihnen in ihren Augen Schaden zugefügt haben. Die Anschläge sind Vergeltungsakte und sozusagen eine Antwort auf die wachsende Zahl von Verurteilungen und Bordellschließungen, die wir erreichen konnten.

Was ist Ihre persönliche Motivation, sich für Frauen und Kinder einzusetzen, die Opfer von sexueller Ausbeutung und Gewalt geworden sind? Warum tun Sie, was Sie tun?

Als Teenager habe ich nur knapp eine Gruppenvergewaltigung überlebt. Die Tat entfachte in mir eine Wut gegen jede Form von sexueller Gewalt an Frauen und Kindern. Die Wut kanalisierte sich in einer Bewegung, aus der letztlich Prajwala entstanden ist.

Was ist gerade der Fokus Ihrer Arbeit?

Menschenhandel mit allen Mitteln zu bekämpfen, die uns zur Verfügung stehen. Zum Beispiel, indem wir uns für die Einrichtung einer nationalen Gesetzgebung gegen Menschenhandel stark machen oder indem wir eine Graswurzelbewegung gründen.

Welche Erfolge konnten Sie mit Ihrer Arbeit erzielen? Können Sie da ein Beispiel geben?

Zum Beispiel eröffnet die private Grundbildung, die wir anbieten, Kindern von Prostituierten wirkliche Alternativen und die Chance auf ein Leben jenseits des Rotlichtmilieus. Sie können Ärzte, Ingenieure oder Lehrer werden oder in anderen qualifizierten Berufen arbeiten.

„Das Schlimmste für Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, ist das Gefühl der Isolation“, haben Sie in einem Interview gesagt. Wie können wir – als Gesellschaft – betroffenen Frauen helfen, dieses Gefühl zu überwinden?

Ich denke,  es ist sehr wichtig, ein schützendes Umfeld zu schaffen, dass den betroffenen Frauen immer wieder deutlich macht, dass sie bedingungslos akzeptiert sind – ohne jede Bewertung ihrer Person oder Verurteilung.

MISEREOR unterstützt die Arbeit von Sunitha Krishnan und Prajwala seit 2005 mit bislang 1.638.000 Euro in den Bereichen Grundbildung und Sozialarbeit für Kinder von Prostituierten, Präventionsmaßnahmen gegen und Aufklärung über sexuelle Ausbeutung. 2016 wurde Sunitha Krishnan in Berlin gemeinsam mit anderen Menschenrechtsaktivisten und -aktivistinnen für ihr beeindruckendes Engagement mit dem Deutsch-Französischen Preis für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit ausgezeichnet.

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Nina Brodbeck arbeitet bei Misereor in der Abteilung Kommunikation.

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