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Syrien: Reise in ein geschundenes Land

© Latin Parish St. Francis Aleppo

Ende Januar war ich eine Woche in Syrien unterwegs und habe unsere einheimischen Partner und ihre Projekte in Damaskus, Homs und Aleppo besucht. Ich bin ehrlich: Selten war ich nach einer Dienstreise so froh, wieder wohlbehalten zu Hause zu sein. Doch es ist auch eine Reise, die mich tief beeindruckt hat und von der ich  gerne berichten möchte.

Auch wenn wir im Fernsehen häufig Bilder aus dieser Stadt sehen – die Zerstörung im Zentrum von Aleppo ist wirklich jenseits aller Vorstellungskraft. Mitten in dieser Trümmerlandschaft zu stehen, ist nochmal etwas ganz anderes. So muss es bei uns nach dem 2. Weltkrieg ausgesehen haben. Gemeinsam mit Pater Ibrahim von den Franziskanern bin ich stundenlang durch eine Mondlandschaft aus Ruinen und Schuttbergen gefahren. Bulldozer haben die Straßen geräumt, mehr aber auch nicht. Viele Tote, das wird einem schnell klar, liegen noch immer verschüttet unter der tonnenschweren Last der zerstörten Häuser. Diese Trümmerlandschaft erzählt das unvorstellbare Leid der Bevölkerung.

Alltag in  Aleppo

Zumindest aber wird hier seit vier Wochen nicht mehr geschossen und gebombt, wenngleich uns Gefechtslärm aus der weiteren Umgebung ständig begleitet. Eltern erklären mir, dass man nur die Kinder fragen müsse, um welche Waffen es sich genau handele. Die Mädchen und Jungen können anhand der Geräusche die Waffengattungen auseinander halten. Granaten, Mörser, Maschinengewehre, sie erkennen sogar am „Sound“ die genaue Marke. Kinderspiele in Zeiten des Krieges.

Eine Schule der Hoffnung

Was kaum jemanden bewusst ist: Syrien hatte 2014 die zweitschlechteste Einschulungsrate der Welt. © Latin Parish St. Francis Aleppo

Früher gingen 70% der Mädchen und Jungen auf weiterführende Schulen – heute erhalten nur noch die Hälfte aller Kinder überhaupt Unterricht. Die Rosenkranzschwestern, die früher eine Schule außerhalb von Aleppo führten, wurden vom sogenannten Islamischen Staat vertrieben und fanden 2014 im Westteil der Stadt eine neue Bleibe in Räumen der chaldäischen Kirche. Hier werden 245 Mädchen und Jungen aus besonders armen Familien unterrichtet. Der strukturierte Tagesablauf hilft Kindern und ihren Angehörigen, das Erfahrene zu verarbeiten. Inmitten der niedergedrückten Stimmung, die in dieser Stadt herrscht, bieten die Schwestern hier ein Stück Normalität und Zukunft. 


Die Hilfe muss auch 2017 weitergehen!

MISEREOR unterstützt derzeit in Syrien neun Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,4 Millionen Euro im Gesundheits-, Bildungs- und sozialen Bereich, vier davon in Aleppo. Meine Reise hat überdeutlich gemacht: Die Hilfe für die Menschen in diesem geschundenen Land muss weitergehen. Die MISEREOR-Partner sind unglaublich tapfere und beindruckende Leute. Jetzt wo die Waffen in weiten Teilen des Landes schweigen, wollen wir unsere Hilfe in diesem Jahr mit Ihrer Unterstützung um weitere 1,7 Millionen Euro ausweiten und auch mehr Hilfe für die Menschen aus dem Osten Aleppos ermöglichen. Ich bitte Sie herzlich: Helfen Sie uns dabei mit Ihren Spenden.

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Dr. Martin Bröckelmann-Simon war Geschäftsführer für Internationale Zusammenarbeit bei Misereor.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    seit zwei Jahren habe ich nach Deutschland geflüchtet und ich wohne in Aachen. Ich habe schon über Ihr Projekt informiert, ich will Ihnen helfen.
    Mit freundlichen Grüßen

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