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Der heilige Nikolaus: Das Original ist zurück

Kurz vorm Weihnachtsfest droht die Geschichte des heiligen Nikolaus wieder im amerikanischen Weihnachtsmann-Kommerz unterzugehen. Für das Schokoladen-Exemplar gibt es faire Alternativen.

Leuchtende Augen, Weihnachtsmusik und jede Menge strahlende Lichter.“ Das schrieb die Leipziger Volkszeitung im vergangenen Jahr über die Ankunft der Coca-Cola Weihnachtstrucks. Sie zeigen einen weißhaarigen Herrn mit buschigem Bart und rosigen Wangen in roter Jacke, der eine Flasche der berühmten Brause trinkt. Dieser Weihnachtsmann genannte Herr ist äußerst geschäftstüchtig und hat auch in den Süßwarenregalen als Schokoladenversion eindeutig den Rauschebart vorn. Aber der heilige Nikolaus mit Mitra und Bischofsstab gibt sich nicht geschlagen.

Seit 13 Jahren schon wird er durch MISEREOR und GEPA, dem von kirchlichen Organisationen ökumenisch getragen „Fair Handelshaus“ mit Sitz in Wuppertal, pfiffig und engagiert unterstützt. „Bei vielen haupt- und ehrenamtlich Engagierten in Pfarrgemeinden und kirchlichen Verbänden wuchs nach der Jahrtausendwende der Unmut – nicht nur über die zunehmende Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes, sondern auch über die Verdrängung des Nikolauses
durch den Weihnachtsmann – eine ethisch oder religiös nicht festgelegte Kunstfigur, die als kommerzieller Werbeträger nach Belieben geformt werden kann“, sagt MISEREOR- sagt MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak. Mitarbeiter von MISEREOR engagierten sich schon 2004 dafür, dass der erste fair gehandelte Schokoladen-Nikolaus auf den Markt kam: Es habe damals nahegelegen, so Antkowiak, das Interesse am echten Nikolaus mit den besonderen Möglichkeiten der GEPA zusammenzubringen. „Die GEPA importierte bereits seit Jahren fair gehandelten Kakao und hatte sich eine hohe Kompetenz in Herstellung und Vertrieb von Schokolade erarbeitet.“

Bis 2016 sind 1,8 Millionen Nikoläuse mit Mitra und Bischofsstab verkauft und jedes Jahr ausverkauft worden. 2017 werden weitere 428.000 Schoko-Bischöfe dazukommen. Sie sind erstmals auch in einigen Supermärkten zu kaufen. Vor allem Weltläden und kirchliche Aktionsgruppen engagieren sich für den heiligen Nikolaus und verkaufen ihn vor dem 6. Dezember.


Wir wollen den echten Nikolaus und seine Werte wiederentdecken. Er steht für Solidarität und ist eine Identifikationsfigur für den Fairen Handel.

Thomas Antkowiak, Geschäftsführer MISEREOR


Hergestellt werden die GEPA-Nikoläuse im schwäbischen Nehren. „Wir beginnen schon im Mai mit der Produktion der Weihnachtsprodukte, die bis Mitte November dauert“, erläutert Ulf Baum, Geschäftsführer von „Klett Schokolade“, vor Ort die Herstellung. Damit sich am Ende jeweils 20 Nikoläuse in Reih und Glied auf einer Verkaufsverpackung versammeln und stolz verkünden können: „Ein Produkt aus Fairem Handel!“, bedarf es eines ausgeklügelten Produktionsprozesses. Zunächst stehen tonnenweise flüssige fair gehandelte Bio-Schokolade der GEPA in einem Edelstahltank bei 48 Grad bereit. Die Schokolade wird ständig gerührt, damit sich Kakaobutter und Zucker nicht trennen. Die Schokoladenmasse wird in eine Hälfte der Form gegossen, die zweite darauf gesteckt und 15 Minuten geschleudert. Danach werden die Formen von Hand geöffnet. Die Nikoläuse haben einen schönen Glanz und man kann genau die Konturen erkennen. 3.500 Nikoläuse werden pro Stunde hergestellt. Auf einer Wickelmaschine erhalten sie Mantel, Mitra und Bischofsstab sowie ein freundlich-gütiges Gesicht auf Alufolie.Das schwäbische Nehren ist der Geburtsort des Schokoladen-Nikolauses.

„Den Weihnachtsmann gibt‘s nicht. Herzlichst Euer Nikolaus“,

… so ist auf einer Aktions-Postkarte des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) zu lesen. Mittlerweile gibt es viele solcher Aktionen, die den heiligen Nikolaus unterstützen. Dieses Jahr setzt MISEREOR zusammen mit der GEPA selbst einen starken Impuls und wirbt unter dem Slogan „Echter Nikolaus – das Original seit 286 – Er ist zurück.“ für jene legendäre Figur, die in sich den Bischof Nikolaus von Myra und Nikolaus von Sion vereinigt, der zunächst Abt und dann Bischof von Pinora war. „Wir wollen den echten Nikolaus und seine Werte wiederentdecken, den Mann, der das Geld seiner Eltern an die verschenkte, die es wirklich brauchten, den Mann, der für Solidarität und Teilen steht“, erläutert Thomas Antkowiak. Und damit könne er eine Identifikationsfigur für den Fairen Handel sein. Jetzt fehlt nur noch jemand, der 2018 einen romantischen Nikolaus-Truck auf die Straße bringt, der Kinderaugen leuchten lässt und verschlossene Herzen öffnet.

Über den Autor: Paul Heesel, 53, ist freier Journalist und lebt in Baesweiler bei Aachen. Die MISEREOR-Fastenaktion und der Faire Handel prägten ihn schon zu Jugendzeiten. Vo 1991 bis 2001 arbeitete er bei MISEREOR als Referent für Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Schokolade isst er für sein Leben gern. Der faire GEPA-Nikolaus wird dieses Jahr dazugehören.


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MISEREOR ist Mitbegründer des Fairen Handels und engagiert sich seit Jahrzehnten für faire Handelsbeziehungen.

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Dieser Artikel erschien zuerst im MISEREOR-Magazin „frings.“ Das ganze Magazin können Sie hier kostenfrei bestellen >

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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