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Papst Franziskus in Myanmar

Der Papst zu Besuch in Myanmar. Aufgrund der Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya steht das Land gerade im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. 

Papst Franziskus fährt bei der Messe im Kyaik Ka San Stadion am 29.11.2017 durch die jubelnde Menschenmenge, Foto: MISEREOR.

Papst Franziskus fährt bei der Messe im Kyaik Ka San Stadion am 29.11.2017 durch die jubelnde Menschenmenge, Foto: MISEREOR.

„Ich bin so glücklich! Ich hätte nie geglaubt, dass der Papst Myanmar zu meinen Lebzeiten besucht!“, sagt Morine Po, eine 70-jährige Kachin. „Jetzt bin ich eingeladen, an der Willkommenszeremonie für Papst Franziskus im Haus des Kardinals Charles Bo teilzunehmen. Ich werde meine traditionelle Kachin-Tracht tragen und hoffe auf einen Segen.“

Die etwa 700.000 Katholiken sind eine Minderheit in dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Sie leben zumeist in abgeschiedenen Regionen, wie Kayah, Kayin, Kachin oder in den Chin-Bergen. Für den Papstbesuch, vom 27. bis 30. November 2017, reisen viele das erste Mal in die Wirtschaftsmetropole Yangon.

Doch Yangon ist eine teure Stadt, so dass die Diözesen im Vorfeld große Anstrengungen unternommen haben, die Unterbringung der Besucherinnen und Besucher zu organisieren. Viele übernachten im Freien auf Kirchengelände. Manche auch in buddhistischen Pagoden, die traditionell Übernachtungsmöglichkeiten für Pilgerinnen und Pilger anbieten.

Allein etwa 150.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich für die Messe am 29. November angemeldet, die im Kyaik Ka San Stadion stattfindet, einer ehemaligen Pferderennbahn. Viele dieser Menschen kommen bereits am Vorabend und verbringen die Nacht im Stadion.

Rohingya: Unausgesprochen und doch Thema

Der Papst wohnt in der Residenz von Kardinal Charles Bo, dem Erzbischof von Yangon. Gleich am ersten Abend besucht ihn dort überraschend – weil außerhalb des Protokolls – der Armeechef Min Aung Hlaing in Begleitung von drei weiteren Generälen. Damit betritt Papst Franziskus gleich zu Beginn seiner Reise diplomatisches Glatteis.

Denn dem Militär werden schwere Menschenrechtsverletzungen gegen die Rohingya vorgeworfen. Am 25. August führte die Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) 36 koordinierte Attacken auf Polizeistationen im nördlichen Rakhine-Staat durch. Die darauf folgende „Säuberungsaktion“ der Armee war brutal und unterschied nicht zwischen Rebellen und Zivilisten.

Zugleich schloss die Armee unabhängige Beobachter aus und verhängte eine Informationssperre. So erleichterte sie, dass neben dem Militär auch extremistische Rakhine ihre muslimischen Nachbarinnen und Nachbarn – die Rohingya – angriffen. Die Bilder von brennenden Dörfern und fliehenden Rohingya gingen um die Welt. Mehr als 620.000 Menschen sind seit Ende August nach Bangladesh geflohen.

Deshalb forderten im Vorfeld des Besuchs Menschenrechtsorganisationen von Papst Franziskus deutliche Worte bezüglich der Vertreibung der Rohingya. Die Bischofskonferenz von Myanmar empfahl dem Papst dagegen zurückhaltend zu agieren.

Denn die Bischöfe sorgen sich um das friedliche Zusammenleben der christlichen Minderheiten mit der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung. Sie fürchten auch eine Destabilisierung der zivilen Regierung unter Aung San Suu Kyi, das Scheitern des fragilen Friedensprozesses zwischen den vielen Konfliktparteien in Myanmar und eine Rückkehr zur offenen Militärdiktatur.

Myanmar: Ein Land mit vielen Konflikten

Der Rakhine-Konflikt verdrängt weitere humanitäre Krisen im Vielvölkerstaat Myanmar. So gibt es etwa 24 ethnische, bewaffnete Gruppen. Davon haben lediglich 16 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.

So herrscht im Norden des Landes in Kachin und dem nördlichen Shan-Staat weiterhin Bürgerkrieg – alleine im Kachin-Staat im Nordosten des Landes leben seit 2011 etwa 120.000 Menschen in Flüchtlingslagern.

Zudem haben die Karen-Milizen im Süden zwar ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, aber hunderttausende Flüchtlinge leben weiterhin in Lagern in Thailand. Denn die Friedensverhandlungen stocken und die Rückkehrmodalitäten für Flüchtlinge sind ungeklärt.

Motto des Papstbesuchs "Love and Peace" an einem Banner am Kyaik Ka San Stadion, Foto: MISEREOR.

Motto des Papstbesuchs „Love and Peace“ an einem Banner am Kyaik Ka San Stadion, Foto: MISEREOR.

Franziskus‘ Botschaft: Love and Peace

Der Besuch des Papstes steht unter dem Motto „Love and Peace“. Die Botschaft des Papstes ist Frieden, Vergebung und Versöhnung. Er sagt, dass Frieden nur möglich ist, wenn es Gerechtigkeit gibt und die Menschenrechte respektiert werden. Jede religiöse Gruppe, jede ethnische Gruppe und ihre Identität müsse respektiert werden.

Er verkündet diese Botschaft bei seinen Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern in der Hauptstadt Naypyidaw, wie der Staatsrätin Aung San Suu Kyi und dem Präsidenten Htin Kyaw. Aber auch bei seinen Treffen mit buddhistischen, christlichen, muslimischen, jüdischen und hinduistischen Religionsführern in Yangon.

Bei seinem Treffen mit den Vertretern der obersten buddhistischen Autorität, dem Sangha Maha Nayaka Committee, hebt er die Notwendigkeit einer verbesserten Kooperation zwischen den Religionsführern hervor, um den Friedensprozess und die Versöhnung der Konfliktparteien in Myanmar zu unterstützen.

Ethnische Minoritäten in ihren Trachten bei der Papst-Messe im Kyaik Ka San Stadion, Foto: MISEREOR.

Ethnische Minoritäten in ihren Trachten bei der Papst-Messe im Kyaik Ka San Stadion, Foto: MISEREOR.

Zum Ende des Papstbesuchs frage ich noch einmal Morine Po, wie sie den Besuch von Papst Franziskus in Myanmar einschätzt. Sie meint, der Papst habe sich sehr angemessen verhalten. Er habe die Situation der ethnischen und religiösen Minderheiten in allen Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern sowie den buddhistischen Religionsführern angesprochen. Er habe sich für die Rechte der Minoritäten eingesetzt, für Toleranz und gegenseitigen Respekt geworben. In Myanmar wisse jeder, dass dies auch die Rohingya einschliesse.

Selbst in den sozialen Medien – die in Myanmar für Hassreden berüchtigt sind – gebe es eine durchweg positive Resonanz auf den Papstbesuch. Auch die Buddhisten loben den Papst und seine Botschaft. Wie dies bei den buddhistischen Extremisten ankomme, da sei sie sich allerdings nicht so sicher.

Sie selber ist noch ganz aufgeregt. Als Papst Franziskus am Nachmittag des 27. November in Yangon in der Residenz des Kardinals ankam, sei er gleich aus dem Auto gestiegen und dem Empfangskomittee mit Vertretern der ethnischen Minoritäten direkt zu Fuß begegnet. „Er hat uns glücklich gemacht. Wir fühlen uns alle sehr gesegnet.“

Ralf Symann, MISEREOR-Dialog- und Verbindungsstelle in Myanmar.

 

 

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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