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Baumwolle aus Burkina Faso: Zurück zur Qualität

Damit’s warm bleibt, packen wir uns im Winter in viele Schichten ein: Unterhemd, Shirt, Pullover, Parka. Nicht selten stammt die Faser für diese Kleidungsstücke aus Westafrika. Nach der ägyptischen Baumwolle „Pima“ gilt sie als die beste auf dem afrikanischen Kontinent. Doch der Ruf der Qualitätsbaumwolle ist angeschlagen: Der großflächige Einzug der Gen-Baumwolle „Bt“, vertrieben durch Konzerne wie Monsanto, hat zu großen Qualitäts- und Preiseinbrüchen geführt. Seither haben die Baumwoll-Bauern protestiert. In Burkina Faso hat der Staat reagiert: Ab 2018 will man dort „zurück zum Altbewährten“, der Anbau von Gen-Baumwolle soll dann eingestellt werden.

Burkina Faso ist der größte Baumwoll-Exporteur Afrikas. Foto: MISEREOR

„Baumwolle aus West-Afrika ist für ihre besonders langen Fasern, ihre Spinnfähigkeit und ihre extrem gute Angepasstheit an die spezifischen Umweltbedingungen in Westafrika bekannt“, erklärt Sabine Dorlöchter-Sulser von MISEREOR. Burkina Faso ist der größte Baumwoll-Exporteur des Kontinents: Die Qualität des Baumwollsaatguts wurde dort seit der Kolonialzeit und auch nach der Unabhängigkeit mit französischer Unterstützung immer weiterentwickelt. Auf den Weltmärkten wurde diese Qualität durch Premiumpreise honoriert.

2003 wurde ein Abkommen zwischen der burkinischen Regierung und Monsanto geschlossen, das erstmalig Freilandversuche mit insektenresistenter Baumwolle ermöglichte. Die Versuche mit der gentechnisch veränderten lokalen Baumwollsorte „Bt“ verliefen vielversprechend, so dass sie ab 2008 im großen Stil Einzug auf den burkinischen Feldern hielt. 2013 wurde sie bereits  auf rund 75 Prozent der Flächen angebaut. Erste Vorteile des Staatguts war die Reduktion von Pestizidspritzungen auf 1/3 und damit deutliche Arbeitsersparnisse für die Betriebe, geringere Risiken für die Bauern und eine geringere Umweltbelastung für das Grundwasser.

Die Probleme ließen nach der Einführung der Bt-Baumwolle jedoch nicht auf sich warten. Bereits in den ersten Jahren kam es zu großen Einbrüchen in der Qualität der Baumwollfaser. Monsanto gab dafür Gründe wie „Wasserstress“ (Stresserscheinungen bei Pflanzen verursacht durch starke Transpirationsverluste oder mangelnde Wassernachlieferung) oder klimatische Ursachen an. In der Praxis stellten die Baumwollbauern u.a. eine größere Spannbreite bei den Erträgen der Bt-Baumwolle im Vergleich zur konventionellen Sorte fest, wie eine vom westafrikanischen Netzwerk COPAGEN im Jahr 2015 durchgeführte Studie aufgezeigt hat.

Baumwoll-Pflückerinnen in Burkina Faso. Foto: MISEREOR

 Als Folge des Niedergangs der Baumwollqualität fand der Großteil der burkinischen Baumwollproduktion nur noch für billige Textilqualität Verwendung und erzielte Ramschpreise auf dem Weltmarkt. Obwohl Burkina Faso 2015 zum größten Baumwollproduzenten in Afrika avancierte, sah sich das Land mit großen Absatzproblemen konfrontiert.  Aufgrund der schlechten Baumwollqualität konnte das Land nicht einmal mehr seinen Verpflichtungen im Verbund mit anderen baumwollerzeugenden westafrikanischen Ländern  nachkommen.

2015/2016 hat die burkinische Regierung den Ausstieg aus der Bt Baumwolle beschlossen, trotz des Angebots von Monsanto, das Problem mittels neuerlicher Kreuzungsversuche zu beheben. Ab 2018 wird nun die gesamte Baumwollproduktion in Burkina Faso wieder konventionell angebaut. „Gespräche zwischen der demokratisch gewählten Regierung Burkina Fasos und Monsanto finden aber weiter hinter den Kulissen statt. Das deutet darauf hin, dass dieser Ausstieg nicht auf Dauer angelegt ist“, prognostiziert Sabine Dorlöchter-Sulser.

Ein Beitrag mit Sabine Dorlöchter-Sulser, Referentin für Ländliche Entwicklung in der Afrika-Abteilung von MISEREOR


Weitere Informationen

COPAGEN: Die Koalition zum Schutz des afrikanischen genetischen Erbes (COPAGEN) ist eine Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen aus dem westafrikanischen Raum. Das Netzwerk COPAGEN wurde 2004 an der Elfenbeinküste gegründet und setzt sich für die Rechte der Bevölkerung an traditionellem Saatgut, gegen Landraub und gentechnisch verändertes Saatgut ein. Derzeit gehören COPAGEN etwa 200 Basisorganisationen, darunter Bauernorganisationen, Gewerkschaften, Verbraucherverbände und Menschenrechtsbewegungen an. Darunter der MISEREOR-Partner „INADES-Formation“, das African Institute for Economic and Social Development, das in über 10 Ländern Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unterstützt. Zusammen mit MISEREOR setzt sich das Bündnis COPAGEN dafür ein, dass Agrarforschung die Züchtung robuster Sorten – zum Beispiel gegenüber Schädlingen – vorantreibt, die außerdem wenig externe Betriebsmittel wie Dünger und Pestizide benötigen. Mehr Informationen zur Zusammenarbeit von Agrarforschung mit Bauern finden Sie in dem Dossier „Bäuerliche Innovationen“

Unter www.saat-fuer-vielfalt.de informieren wir über die Folgen der wachsenden Konzernmacht für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wie in Paraguay und stellen Alternativen für unsere Welternährung vor, die ohne Chemie und Gentechnik funktionieren und uns alle satt machen können.

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Rebecca Struck hat als persönliche Referentin von MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel gearbeitet.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Ich bin empört, wie mit Kleinbauern umgegangen wird. Sie werden einfach vertrieben – und das von Konzernen, die Rechtsstaaten entstammen .

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