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Tödliche Schüsse an Kupferhütte

13 Tote und 100 Verletzte – so blutig endete vor wenigen Wochen eine Demonstration im indischen Bundesstaat Tamil Nadu, die sich gegen die massiven Umweltbelastungen durch eine Kupferhütte des britisch-indischen Rohstoffkonzerns Vedanta richtete. Unter den Verstorbenen befindet sich auch ein minderjähriges Mädchen.

Massiver Protest gegen die gewaltsame Niederschlagung einer Demonstration gegen die Kupferhütte des britisch-indischen Konzerns Vedanta im Bundestaat Tamil Nadu, Indien. Dabei waren 13 Menschen getötet worden. Foto: Picture Alliance

Massiver Protest gegen die gewaltsame Niederschlagung einer Demonstration gegen die Kupferhütte des britisch-indischen Konzerns Vedanta im Bundestaat Tamil Nadu, Indien. Dabei waren 13 Menschen getötet worden. Foto: Picture Alliance

Über den schweren Zwischenfall, der in Deutschland kaum Schlagzeilen machte, berichtete jetzt der indische Umwelt-Aktivist Thirumurugan Gandhi von der Organisation „May 17 Movement“ bei einem Besuch in der Geschäftsstelle von MISEREOR. Er kämpft seit Jahren gegen die Machenschaften des genannten Unternehmens und sieht sich deswegen schwerwiegenden Drohungen ausgesetzt. „Ich lasse mich aber davon nicht einschüchtern“, sagt er im Gespräch. Gandhi zeigt uns Video-Aufnahmen von massiver Polizeigewalt im Umfeld der Kupferhütte. Als bei der Demonstration Steine geflogen waren, hatte die Polizei zunächst mit dem Versprühen von Tränengas geantwortet. Doch kurz darauf wurde auf die Protestler scharf geschossen, die Situation eskalierte auf erschreckende Weise.

Grundwasser stark belastet

Demonstrationen gegen Vedanta hatte es vor den todbringenden Polizeischüssen schon oft gegeben. In Tuticorin im Südosten des indischen Subkontinents waren seit 1995 immer wieder tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über das Unternehmen zu artikulieren. Die Wut über den Konzern hatte sich zuletzt in der 350.000 Einwohner-Stadt verschärft, nachdem Vedanta angekündigt hatte, seine Produktions-Kapazitäten zu verdoppeln. Anwohner werfen den Betreibern der Kupferhütte vor, permanent gegen Umwelt-Auflagen zu verstoßen.

Eine Studie stellte laut der Organisation „Facing Finance“ bereits vor zehn Jahren fest, dass der Eisengehalt im Grundwasser im Umfeld der Hütte die zulässigen Grenzwerte um das Zwanzigfache überschreite. Eine Wasserschutzverordnung in Indien besagt, dass gefährliche Industrien mindestens 25 Kilometer von ökologisch empfindlichen Gegenden entfernt liegen müssen.

Die Kupferhütte aber ist nur 14 Kilometer entfernt von einem Marine-Nationalpark am Golf von Mannar. Außerdem wurde eine erhöhte Zahl an Asthma- und Atemwegserkrankungen in der Region ermittelt. „Die Menschen berichten uns von zunehmenden Fällen an Krebs und fehlgebildeten Säuglingen“, beklagt Gandhi.
Die Argumente der Kritiker von Vedanta scheinen auch bei den regionalen Aufsichtsbehörden nicht ohne Wirkung geblieben zu sein. Ende Mai wurde die Kupferhütte geschlossen. Doch für Gandhi gibt es noch keinen Grund zur Entwarnung: „Ich befürchte, dass das Unternehmen weitermachen kann, wenn es nur genug Geld bezahlt.“ Umwelt- und Arbeitsschutzgesetze seien zuletzt eher verwässert, Öko-Aktivisten dagegen zunehmend kriminalisiert worden. Für den gesamten Rohstoff-Sektor steht in Tuticorin viel auf dem Spiel: Vedanta hatte hier die zweitgrößte Kupferhütte in ganz Indien betrieben.

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Ralph Allgaier arbeitet als Pressesprecher bei Misereor.

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