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Papst Franziskus: Gemeinsam und dringend systemischen Wandel vorantreiben

Klare Worte richtete Papst Franziskus an die Teilnehmer der Laudato Si’-Konferenz, die vom 5. Bis 7. Juli 2018 in Rom stattfand. Anlass war die Publikation der Enzyklika vor drei Jahren und der Wunsch nach einer Bestandsaufnahme, um von da ausgehend nach vorne zu schauen. Ein Bericht von Dr. Anja Appel.

Die internationale Konferenz fand unter dem Titel „Das gemeinsame Haus und die Zukunft unseres Lebens auf der Erde retten“ anlässlich des dritten Jahrestags der Veröffentlichung von Papst Franziskus‘ Umweltenzyklika im Vatikan statt. Foto: Büker/MISEREOR.

Die Bestandsaufnahme fiel zweischneidig aus: auf der einen Seite wurde die Enzyklika „über die Sorge um unser gemeinsames Haus“ weltweit stark rezipiert. In ihrer Deutlichkeit über die Zusammenhänge der Krisen in der Welt und die Ursachenanalyse hat sie die Auseinandersetzung in allen Erdteilen verstärkt. Überall wurde damit gearbeitet, diskutiert und konnten Menschen mobilisiert werden. Das zeigten allein die Stände der vielen Organisation, die während der Konferenz zu besichtigen waren.

Auf der anderen Seite fiel die (natur)wissenschaftliche Bestandsaufnahme erschreckend aus: Es gibt kein ausreichend starkes weltweites Umsteuern. Auf der Konferenz mit an die 400 TeilnehmerInnen aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen wurde der aktuelle Stand der Forschung zu einzelnen Subthemen dargelegt. Darunter die Analyse von Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung oder die Erläuterungen zur Rolle der Wirtschaft von Prof. Lord Nicholas Stern von der London School of Economics. Alle ReferentInnen waren der gleichen Meinung: es ist JETZT die Zeit etwas zu tun. Doch das Zeitfenster für maßgebliche Handlungen schließt sich. Und was danach kommt, können Computerprogramme nur annähernd berechnen. Die Szenarien sind düster. Umso öfter wurde das Wort Dringlichkeit verwendet. Denn wenn einmal bestimmte Werte überschritten, bestimmte Entwicklungen in Gang gesetzt sind, bekommen klimatologische Phänomene ihre eigene Dynamik. Andererseits haben auch Gegenmaßnahmen umso größere Auswirkung, je rascher diese umgesetzt werden. Diese in Summe dennoch erdrückenden Darstellungen wurden dann glücklicherweise durch Beispiele aus der Praxis aufgefangen, die Hoffnung machten. Und die Worte des Papstes stärkten alle, sich noch stärker für Ansätze einer integralen Ökologie einzusetzen, diese weiterzuentwickeln und zu vermitteln.

Die Worte des Papstes verdeutlichen die Dringlichkeit: JETZT ist die Zeit zu handeln. Foto: Büker/MISEREOR.

Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung lag auf dem Beitrag der indigenen Bevölkerung und der Jugendlichen für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, da deren Wissen und Visionen uns allen Inspirationsquelle sein sollten. Diese Betonung hatte ihren Grund sicher auch hinsichtlich der im Oktober 2018 stattfindenden Jugend-Synode und der für Oktober 2019 geplanten Amazonien-Synode. Der Auseinandersetzung mit den Ideen und Wünschen junger Menschen darf aber nicht ablenken von der Verantwortung heutiger Erwachsener: wir alle gestalten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit und müssen Auftrag, die Erde gut zu verwalten und die Schöpfung zu schützen, ernst nehmen.

VertreterInnen der indigenen Bevölkerung Amazoniens und Ozeaniens waren anwesend. Sie sind besonders von den Folgen des Raubbaus an der Natur betroffen. Gleichzeitig dient ihr Wissen als Inspirationsquelle bei der Bewältigung der Herausforderungen. Foto: Büker/MISEREOR.

Die Konferenz hat gezeigt, dass wir als Menschheit über ausreichendes Wissen verfügen, um ins Handeln zu kommen. Allein die Motivation national wie global scheint bei der Mehrheit der Akteure zu fehlen. Das verstört, denn die Verantwortung liegt bei uns und lässt sich nicht delegieren. Jede und jeder hat zu handeln, es gibt keine Ausreden, denn alles hat eine (Aus-)Wirkung. Die KOO-Geschäftsführerin Dr. Anja Appel kam jedenfalls mit diesem klaren Appell aus Rom zurück: „Wir dürfen Hoffnung haben, aber auf der Geistkraft Gottes allein dürfen wir uns nicht ausruhen.“

Über die Autorin: Dr. Anja Appel ist Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle „Entwicklung und Mission“ der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO).

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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