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Klima-Kohle-Demo: Zwischen Mut und Wut

Ein großer Tag für alle Umwelt- und Klimaaktivisten – und auch für mich: Am 1. Dezember 2018 protestieren über 36.000 Menschen zeitgleich in Köln und Berlin für einen engagierten Kohleausstieg. Ich bin in Köln an der Deutzer Werft dabei, um mich für eine saubere Energiezukunft einzusetzen.

© MISEREOR

Im vergangenen Jahr habe ich meinen MISEREOR-Freiwilligendienst in Timor-Leste geleistet. Ein Land, das den Klimawandel schon jetzt heftig spürt, und von der derzeitigen Kohledebatte nur wenig mitbekommt. Da ich in der Nähe des Ruhrgebiets aufgewachsen bin, hat man uns schon früh mit dem Thema in Kontakt gebracht. Mit der Schule haben wir sogar auch schon eine Zechen-Führung unternommen. Heute sehe ich ganz klar: Der Kohleausstieg muss sein – und zwar jetzt.

© MISEREOR

Mit heißem Tee und Handschuhen stehe ich in Köln am Rheinufer und ich staune nicht schlecht, wie viele Familien, Studenten, Gruppen und Umweltverbände sich versammelt hatten. Schnell finde ich den MISEREOR-Stand, wo ich bei den letzten Vorbereitungen helfe. Kurze Zeit später kommt Jainer. Er ist genau wie ich auch ein Freiwilliger, kommt aus Kolumbien und absolviert einen Incoming-Freiwilligendienst über das Süd-Nord-Programm in Deutschland bei der Caritas in Köln. Jainer ist mit Farbe, Stiften und Pinseln vorbereitet und sofort fangen wir an Stühle aufzubauen und die Pinsel zu nässen. Inspiriert von Jainer und seinen künstlerischen Fähigkeiten wollen wir (mehrere ehemalige Freiwillige von MISEREOR) eine Face-Painting-Action starten – eine Gesicht-Anmal-Aktion als Zeichen gegen Kohle und für den Kohlestopp. Als Stopp-Symbol haben wir unsere eigene Hand genommen, da in der Körpersprache eine flache, ausgestreckte und aufrecht haltende Hand dem anderen gegenüber ein Stopp-Zeichen symbolisiert. Jainer zeigt uns schnell seine besten Tricks. Erst den Umriss der Hand im Gesicht  zeichnen und danach diesen ausmalen. Das ist sogar für einen nicht ganz so künstlerisch begabten Menschen wie mich,  gut zu schaffen. Die Farben können sich die Bemalten natürlich aussuchen. Immer mehr Menschen in der Menge haben einen roten, grünen, ja sogar schwarzen Handabdruck im Gesicht. Ohne Jainer, der diese tolle Idee entwickelt hatte, wäre die Face-Painting-Action wohl nie so ein großer Erfolg geworden. Es überwältigt mich aufs Neue, dass ein kolumbianischer junger Mann sich so für unsere Anliegen einsetzt, mit uns seine Ideen, sein Können und seine kreativen Fähigkeiten teilt, sodass am Ende etwas wundervolles und unglaubliches entsteht, was für mich den Tag so einzigartig, besonders und vor allem so bunt gemacht hat.

© MISEREOR

Mit der Zeit füllt sich der Platz. Immer mehr Leute kommen zum Bemalen, lassen sich auf unseren Stühlen nieder, werden geschminkt und hören dabei einer Misereor Mitarbeiterin zu, die von der anderen Seite der Welt berichtet. Zum Beispiel von Kolumbien, wo Steinkohle abgebaut wird, die wir hier in Deutschland zur Stromgewinnung einsetzten. Ein Wahnsinn!Die Menschen, die wir schminken kommen aus den unterschiedlichsten Ecken des Landes, uns verbindet alle ein Ziel: der Kohleindustrie ein Ende zu setzen und den globalen Kohlestopp zu fördern. Für eine bessere Zukunft. Für unsere Kinder. Für die Erde. Denn: ,“there is no Plan(et) B!“. Wir haben keinen Ersatzplan, wenn etwas schief geht. Wir haben eine Stimme, jeder einzelne von uns und diese Stimme können wir erheben. Gemeinsam, zusammen können wir was bewegen. Davon ist auch Jainer überzeugt. Alles hängt miteinander zusammen. Unsere Kohleimporte – sowie natürlich die gesamte Kohleverstromung haben gravierende Auswirkungen für den Globalen Süden. Das wollen wir ändern! Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sich gemeinsam mit zehntausenden Menschen für dieselbe Sache einzusetzen. Die Stimmung ist ausgelassen und voll positiver Energie. Es ist schwer so einen ereignisreichen und emotionalen Tag in Worte zu fassen. Euphorie trifft auf Wut. Dennoch macht es Mut, die vielen Menschen und ihren Zusammenhalt zu sehen. Ganz besonders, wenn der ein oder andere einen von Jainer gemalten Handabdruck im Gesicht hat. Danke für diesen besonderen Tag!

Über die Autorin: Lisa Kofferath hat eine Freiwilligendienst mit MISEREOR in Timor-Lester verbracht und engagiert sich seitdem ehrenamtlich im Rückkehrerkreis der MISEREOR-Freiwilligen


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…über den MISEREOR-Freiwilligendienst

Eine Bewerbung für einen Freiwilligendienst ist noch bis zum 31. Dezember 2018 möglich. Die Auswahltage finden am Freitag, den 25. Januar 2019 und Samstag, den 26. Januar 2019 statt.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

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