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„IMANI vermittelt nicht nur Fertigkeiten, sondern auch Werte.“

Obwohl die Wirtschaft in Kenia in den letzten Jahren beständig gewachsen ist, bleiben viele Menschen in Armut zurück. Vor allem Jugendliche in Kenia haben kaum eine Zukunftsperspektive. Zwischen 20 und 40 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Und wer Arbeit hat, ist meist im informellen Sektor beschäftigt – ohne soziale Absicherung.

Misereor unterstützt in Kenia das Projekt IMANI, welches jungen Frauen und Männern den Weg ins Berufsleben. 1986 wurde die Einrichtung aus Sorge um notleidende Menschen in den Slums von Nairobi von der katholischen Ordensgemeinschaft der Marianisten gegründet. Im Interview berichtet Thorsten Nilges, Fachreferent für Berufliche Bildung in Afrika/Naher Osten, über Berufsausbildungsprojekte und die Erfolge von IMANI.

Herr Nilges, was zeichnet für Sie ein gutes Berufsausbildungs-Projekt aus?

Thorsten Nilges: Misereor beurteilt berufliche Ausbildung an erster Stelle danach, ob die Auszubildenden im Anschluss eine Beschäftigung finden. Gute Projekte zeichnen sich durch die folgenden Ansätze aus:

  • Bedürftige Jugendliche stehen im Mittelpunkt.
  • Die Ausbildung erfüllt staatliche Anforderungen und bietet Zugang zu anerkannten Zertifikaten.
  • Zugleich bereitet sie für eine Arbeit im informellen Sektor vor. Dort entstehen die meisten neuen Jobs.
  • Die Ausbildung sollte nicht zu lange dauern, um die Zahl der Abbrüche gering zu halten
  • Für junge Mütter muss Kinderbetreuung angeboten werden.
  • Letztlich sind Sozialarbeit, sportliche und kulturelle Angebote, Teilhabe und spirituelle Begleitung wichtig.

An welche Zielgruppe richten sich die Berufsausbildungs-Projekte von Misereor?

Nilges: Zielgruppen sind vor allem junge Frauen und Männer aus den städtischen Ballungsgebieten und dem Umland. Das Bildungsniveau ist oft sehr gering. Aber das ist von Land zu Land verschieden.

Was zeichnet das IMANI-Projekt aus?

Nilges: Die Stärken von IMANI lassen sich leicht zusammenfassen: Ausdauer, Glaubwürdigkeit, Authentizität, Ganzheitlichkeit und Wirkung. IMANI hat einen langen Atem. Der Marianisten-Orden ermöglicht seit über 30 Jahren jungen Menschen, ihr Leben selbstbestimmt zu führen.

Die angebotenen Berufe werden vor Ort nachgefragt. Dass der Marianistenorden schon so lange aktiv ist und neben technischen Fertigkeiten Werte vermittelt, beeindruckt viele Unternehmen. Sie fragen immer wieder gezielt nach Absolventinnen und Absolventen der Marianisten und stehen in Kontakt mit dem Job-Vermittlungs-Team von IMANI.

Wie hat sich die Corona-Krise auf das IMANI-Projekt ausgewirkt?

Nilges: Am 15. März wurden in Kenia alle Schulen und Bildungseinrichtungen geschlossen, am 8. April kam ein strenger Lockdown hinzu. In erster Linie führte dies dazu, dass viele Menschen ihre Arbeit verloren. Vor allem betraf das die Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtung Gastronomie und Hotellerie. Viele Berufsschüler/-innen mussten Praktika abbrechen. Schlimmer war, dass die Eltern vieler Auszubildender ihre Arbeit verloren. Teilweise mussten sie Nairobi verlassen, da sie kein Geld für Nahrungsmittel, Mieten oder Strom mehr hatten. IMANI half umgehend mit Lebensmittelverteilungen.

Außerdem kam es zu einem Innovations- und Investitionsbedarf. Lehrer/-innen und Auszubildende setzen sich verstärkt mit Home-Schooling auseinander. Weil viele Smartphones besitzen, hat IMANI vor, künftig auch online zu unterrichten.

Wie können Sie eine Beschäftigung nach der Ausbildung gewährleisten?

Nilges: IMANI ist fortlaufend mit den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern im Austausch und passt die Curricula an die Anforderungen des Arbeitsmarktes an. Viele Unternehmen melden sich zuerst bei IMANI, wenn sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen. Das Team von IMANI informiert sich regelmäßig vor Ort über die Leistung und die Bedürfnisse von Absolventinnen und Absolventen. Zudem unterstützt IMANI viele Absolventinnen und Absolventen, die sich, teilweise nur mit einer Nähmaschine, in die Selbständigkeit begeben. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Ausbildung nicht nur technische Fähigkeiten beinhaltet, sondern junge Menschen als solche stärkt.


So kann Ihre Spende helfen

27 Euro reichen für die Lehrbücher für eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer des Friseur- und Kosmetikkurses.

35 Euro reichen aus, um das Material für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses in Metallverarbeitung für eine Woche zu beschaffen.

52 Euro kostet das Unterrichtsmaterial pro Woche für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Alphabetisierungskurs für Erwachsene.

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Gast-Autorinnen und -Autoren im Misereor-Blog.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Avatar-Foto

    Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit! Nur mit Bildung der Bevölkerung (Hilfe zur Selbsthilfe) kann man was bewegen. Sicherlich nicht leicht zu Corona-Zeiten, aber auch das wird sicherlich souverän gemeistert.

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